Film Baal

Sigi Graue und Rainer Werner Fassbinder Foto (Detail): © Volker Schlöndorff

Donnerstag 23. Mai 2024, 19:30 Uhr

Rom, Auditorium des Goethe-Instituts

Regie: Volker Schlöndorff
Deutschland 1970, 84 Min., Originalversion mit ital. UTs

1969: Baal (Rainer Werner Fassbinder), Lyriker und Anarchist, hat ein ambivalentes Verhältnis zur bürgerlichen Gesellschaft. Mal versucht sie, ihn zu vereinnahmen, dann stößt sie ihn wieder weg. Der Dichter führt ein unstetiges Leben: Wenn er nicht in seiner Dachkammer ist, streunt er umher. Sein Weg führt in durch Wälder und auf Autobahnen – und immer wieder zur Flasche. Er schläft mit vielen Menschen beider Geschlechter und schwängert eine junge Schauspielerin, doch bei ihr bleiben kann er nicht. Sie ist ihm eine Last, sein inneres Tier fühlt sich in einen Käfig gesperrt – ein Tier, das ihn zum Mord an einem Freund treibt. Aber ist wirklich er es, der sich asozial verhält? Oder doch die Gesellschaft? Adaption eines Bühnenstücks von Bertolt Brecht und wurde für das deutsche Fernsehen produziert.

Ein einziges Mal wurde „Baal“, Volker Schlöndorffs 1969 in München entstandene Verfilmung von Bertolt Brechts erstem Theaterstück, im Fernsehen ausgestrahlt. Am 7. Januar 1970 zeigte die ARD die vom Hessischen und Bayerischen Rundfunk koproduzierte Adaption zur besten Sendezeit im Ersten Programm. Zu den teilweise extrem verstörten und vor allem empörten Zuschauern gehörte auch Helene Weigel. Die Brecht-Witwe hatte den Film im damaligen Ost-Berlin im West-Fernsehen gesehen und sofort alles darangesetzt, jede weitere Ausstrahlung zu unterbinden. Volker Schlöndorffs Interpretation des Stücks und Rainer Werner Fassbinders Verkörperung des genialischen Poeten Baal, der sich nicht nur der bürgerlichen Gesellschaft verweigert und entzieht, passten nicht in das von Weigel beschworene Bild Brechts.

Im Rahmen von „Wahlverwandschaften. Literatur und Film
 

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