City Sound Colombo
City Sound ist ein südasiatisches Residenzprojekt für Musik, das in Dhaka, Kolkata und Colombo umgesetzt wurde. Im Rahmen dieses Projekts war der in Berlin lebende interdisziplinäre Klangkünstler Sascha Brosamer zu Gast am Goethe-Institut Sri Lanka.
Während seines einmonatigen Aufenthalts traf sich Brosamer mit Musikerinnen und Produzentinnen an verschiedenen Orten der Insel, tauschte sich mit ihnen aus und arbeitete gemeinsam an neuen Klangexperimenten. Dies führte zu wöchentlichen Performances, Gesprächen und Listening Sessions, bei denen das Publikum in Jaffna und Colombo eingeladen war, sich auf Brosamers experimentellen Ansatz einzulassen.
Darüber hinaus wurde er eingeladen, auf der Theertha Performance Platform aufzutreten und trat spontan in einer Offset-Druckerei in Colombo auf.
Während seines einmonatigen Aufenthalts traf sich Brosamer mit Musikerinnen und Produzentinnen an verschiedenen Orten der Insel, tauschte sich mit ihnen aus und arbeitete gemeinsam an neuen Klangexperimenten. Dies führte zu wöchentlichen Performances, Gesprächen und Listening Sessions, bei denen das Publikum in Jaffna und Colombo eingeladen war, sich auf Brosamers experimentellen Ansatz einzulassen.
Darüber hinaus wurde er eingeladen, auf der Theertha Performance Platform aufzutreten und trat spontan in einer Offset-Druckerei in Colombo auf.
© Goethe-Institut
Über Sascha Brosamer
Sascha Brosamer ist ein interdisziplinärer Künstler und Komponist elektronischer Musik aus Berlin. In seiner künstlerischen Praxis erforscht er die Archäologie des Klangs und dessen Projektion in eine digitale Zukunft.
Brosamer studierte Musik und Medienkunst an der Hochschule der Künste Bern (HKB) in der Schweiz und schloss 2014 als Meisterschüler der Malerei mit Auszeichnung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe ab. Seine Arbeiten wurden unter anderem in der Zwinger Galerie Berlin, im Club Silencio Paris, in der Bundeskunsthalle Bonn, bei WP8 Düsseldorf, BB15 Linz, der Oz Gallery Tokio, Le Case d'Arte Mailand und in der Cooper Union Gallery New York gezeigt.
Er ist Gründer der Global Forest Künstlerresidenz im ehemaligen Atelier von Martin Kippenberger im Schwarzwald sowie Kurator von Dual Sessions, einem interdisziplinären Format, das Plattenspielerindustrie, Wissenschaft, Kunst, Musik und Popkultur zusammenbringt.
Derzeit beschäftigt er sich intensiv mit früher Klangwiedergabetechnologie – insbesondere dem Grammophon und 78er-Schellackplatten, den Vorläufern heutiger Clubkultur. Brosamers Studio ist zugleich Klangarchiv: Er forscht und arbeitet im Phono Museum Paris, im Berliner Phonogramm-Archiv sowie in der Sammlung Schmauder, einer der umfangreichsten Sammlungen historischer Tonaufnahmen.
Brosamer studierte Musik und Medienkunst an der Hochschule der Künste Bern (HKB) in der Schweiz und schloss 2014 als Meisterschüler der Malerei mit Auszeichnung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe ab. Seine Arbeiten wurden unter anderem in der Zwinger Galerie Berlin, im Club Silencio Paris, in der Bundeskunsthalle Bonn, bei WP8 Düsseldorf, BB15 Linz, der Oz Gallery Tokio, Le Case d'Arte Mailand und in der Cooper Union Gallery New York gezeigt.
Er ist Gründer der Global Forest Künstlerresidenz im ehemaligen Atelier von Martin Kippenberger im Schwarzwald sowie Kurator von Dual Sessions, einem interdisziplinären Format, das Plattenspielerindustrie, Wissenschaft, Kunst, Musik und Popkultur zusammenbringt.
Derzeit beschäftigt er sich intensiv mit früher Klangwiedergabetechnologie – insbesondere dem Grammophon und 78er-Schellackplatten, den Vorläufern heutiger Clubkultur. Brosamers Studio ist zugleich Klangarchiv: Er forscht und arbeitet im Phono Museum Paris, im Berliner Phonogramm-Archiv sowie in der Sammlung Schmauder, einer der umfangreichsten Sammlungen historischer Tonaufnahmen.
Forschungsaufenthalt in Jaffna
Während seiner City Sound-Residenz erkundete Sascha Brosamer die Klanglandschaften im Norden Sri Lankas. In Jaffna unterstützte ihn Kirutharshan Nicholas, Gründer von Kälam, dabei, sich in der Region zurechtzufinden, und stellte den Kontakt zur lokalen Musikszene her. Nicholas organisierte zudem einen Tagesausflug nach Mullaitivu, wo Brosamer die Gelegenheit hatte, den dortigen Parai-Trommlern zuzuhören.
Parai ist ein uraltes Perkussionsinstrument, das traditionell bei Tempelfesten und Beerdigungen gespielt wird. Historisch diente es dazu, bei besonderen Anlässen öffentliche Bekanntmachungen zu übermitteln. Die Parai-Trommler*innen aus Mullaitivu haben diese Kunstform über Generationen hinweg bewahrt – trotz der extremen Herausforderungen während des Bürgerkriegs.
Darüber hinaus leitete Sascha Brosamer einen Workshop an der Universität Jaffna, bei dem er interessierten Studierenden der Fakultät für Drama und Theaterwissenschaften seine experimentellen Klangansätze vorstellte.
Ein weiterer Höhepunkt war die Zusammenarbeit mit dem Ambha Paadu-Sänger Sebastiampillai Vasanberk für gemeinsame Tonaufnahmen und eine Performance im Kälam. Ambha Paadu-Lieder werden traditionell von Fischer*innen in Sri Lanka gesungen. Der Rhythmus der Lieder unterstützte sie bei körperlich anstrengenden, oft monotonen Tätigkeiten wie dem Einholen schwerer Netze oder dem Steuern der Boote. Durch moderne Technologien wie motorisierte Fischerboote und hydraulische Geräte, die die Arbeit erleichtern, verschwinden diese Gesänge zunehmend. Sebastiampillai Vasanberk ist einer der wenigen, die diese musikalische Tradition weiterhin praktizieren und lebendig halten.
Parai ist ein uraltes Perkussionsinstrument, das traditionell bei Tempelfesten und Beerdigungen gespielt wird. Historisch diente es dazu, bei besonderen Anlässen öffentliche Bekanntmachungen zu übermitteln. Die Parai-Trommler*innen aus Mullaitivu haben diese Kunstform über Generationen hinweg bewahrt – trotz der extremen Herausforderungen während des Bürgerkriegs.
Darüber hinaus leitete Sascha Brosamer einen Workshop an der Universität Jaffna, bei dem er interessierten Studierenden der Fakultät für Drama und Theaterwissenschaften seine experimentellen Klangansätze vorstellte.
Ein weiterer Höhepunkt war die Zusammenarbeit mit dem Ambha Paadu-Sänger Sebastiampillai Vasanberk für gemeinsame Tonaufnahmen und eine Performance im Kälam. Ambha Paadu-Lieder werden traditionell von Fischer*innen in Sri Lanka gesungen. Der Rhythmus der Lieder unterstützte sie bei körperlich anstrengenden, oft monotonen Tätigkeiten wie dem Einholen schwerer Netze oder dem Steuern der Boote. Durch moderne Technologien wie motorisierte Fischerboote und hydraulische Geräte, die die Arbeit erleichtern, verschwinden diese Gesänge zunehmend. Sebastiampillai Vasanberk ist einer der wenigen, die diese musikalische Tradition weiterhin praktizieren und lebendig halten.
Performances and Listening Sessions
Während seiner Residenz arbeitete Sascha Brosamer mit lokalen Musikerinnen, Künstlerinnen und Plattensammler*innen zusammen, um sich mit der Geschichte und Materialität aufgezeichneter Klänge auseinanderzusetzen – und damit auch mit den Infrastrukturen der Musikindustrie, die eng mit kolonialen und militaristischen Vergangenheiten der westlichen Welt verwoben sind.
Gemeinsam mit dem Klangkünstler Dinelka Liyanage sowie Asvajit Boyle und Nigel Perera (Jambutek Recordings) trat Brosamer live im Foozo Mantra Lake Gardens auf – einem Gästehaus an den urbanen Kanälen Colombos. Bei beiden Konzerten war das Publikum eingeladen, seine Smartphones mit Brosamers Gitarre zu verbinden. Über die webbasierte Anwendung "Grainfield" wurden Brosamers alternative Gitarrenstimmungen auf die verschiedenen Mobilgeräte übertragen und erzeugten so ein immersives, kollektives Klangerlebnis.
Eine besonders ungewöhnliche Performance – inspiriert vom Spannungsverhältnis „Mensch vs. Maschine“, wie es Walter Benjamin in seinem Essay „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ beschreibt – fand an einem Sonntagmorgen in einer kleinen Offsetdruckerei im multiethnischen, einkommensschwachen Viertel Kirulapone statt: Mensch und Maschine verwischten die Grenzen zwischen Lärm und Musik, Rhythmus und Intention – es entstand eine organische Kakophonie mechanischer Klänge.
Im Rahmen des lokalen Performancekunstfestivals Theertha Performance Platform, das im halbverlassenen Komplex des Rio Cinema und Hotels stattfand, verlieh Brosamer den dunklen Geistern dieses historischen Ortes eine hörbare Stimme. Mit seiner E-Gitarre performte er inmitten verrußter Wände und traumatischer Erinnerungen an die Pogrome im Zuge der Black July-Unruhen von 1984, die bis heute in der Architektur verankert sind.
Gemeinsam mit dem Klangkünstler Dinelka Liyanage sowie Asvajit Boyle und Nigel Perera (Jambutek Recordings) trat Brosamer live im Foozo Mantra Lake Gardens auf – einem Gästehaus an den urbanen Kanälen Colombos. Bei beiden Konzerten war das Publikum eingeladen, seine Smartphones mit Brosamers Gitarre zu verbinden. Über die webbasierte Anwendung "Grainfield" wurden Brosamers alternative Gitarrenstimmungen auf die verschiedenen Mobilgeräte übertragen und erzeugten so ein immersives, kollektives Klangerlebnis.
Eine besonders ungewöhnliche Performance – inspiriert vom Spannungsverhältnis „Mensch vs. Maschine“, wie es Walter Benjamin in seinem Essay „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ beschreibt – fand an einem Sonntagmorgen in einer kleinen Offsetdruckerei im multiethnischen, einkommensschwachen Viertel Kirulapone statt: Mensch und Maschine verwischten die Grenzen zwischen Lärm und Musik, Rhythmus und Intention – es entstand eine organische Kakophonie mechanischer Klänge.
Im Rahmen des lokalen Performancekunstfestivals Theertha Performance Platform, das im halbverlassenen Komplex des Rio Cinema und Hotels stattfand, verlieh Brosamer den dunklen Geistern dieses historischen Ortes eine hörbare Stimme. Mit seiner E-Gitarre performte er inmitten verrußter Wände und traumatischer Erinnerungen an die Pogrome im Zuge der Black July-Unruhen von 1984, die bis heute in der Architektur verankert sind.