Friedrich Ani
Die Ermordung des Glücks

Friedrich Ani „Die Ermordung des Glücks“ © Suhrkamp Der Roman handelt von Besessenheit: von dem fanatischen Klammern einer Mutter an ihr einziges Kind, nach dessen Verlust ihr ganzes Leben seinen Sinn verliert, der Obsession eines Polizeikommissars mit seiner Arbeit, die ihm sogar wichtiger als seine Familie und die Liebe war, der Abhängigkeit der Menschen von ihren Schwächen und Gewohnheiten. Diese Besessenheit schränkt einen so sehr ein, dass nur noch sehr wenig Spielraum für den eigenen freien Willen und unabhängige Entscheidungen bleibt.

Die Hauptfigur des Romans ist der pensionierte Kommissar Jakob Franck. Er hält noch immer den Kontakt mit seinen ehemaligen Kollegen aus dem Morddezernat und hat die schwere Aufgabe übernommen, den Eltern eines Mordopfers die Nachricht vom Tod ihres Sohnes zu überbringen. So lernt Franck die Familie Grabbe kennen, die verzweifelt auf ein Zeichen ihres vor mehreren Wochen verschwundenen Sohns Lennard wartet. Die Nachricht vom Tod ihres Sohnes zerstört das Leben der Eltern, insbesondere das der Mutter, die keinen Sinn und Antrieb mehr finden kann. Es entreißt ihr den Boden unter den Füßen und das Familienleben bricht zusammen. Exkommissar Franck entwickelt derweil eine fanatische Entschlossenheit, den Schuldigen zu finden und beginnt selbst zu ermitteln. Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass Franck sich nicht von den schmerzhaften Erinnerungen an seine im Alter von 16 Jahren ermordete Schwester und mehrere unaufgeklärte Verbrechen befreien kann.

Der Autor stellt den Vergangenheitsfaktor deutlich dar, den Einfluss der Kindheits- und Jugenderinnerungen auf die Gegenwart der Figuren, die Gegenwart als einen Raum, in dem sie gefangen sind und aus dem sie nicht entkommen können. Vor dem Hintergrund des Romandramas erfahren wir mehr über wir die peniblen und anstrengenden polizeilichen Ermittlungsarbeiten und die Faktenanalyse, welche nicht immer von Erfolg gekrönt sind und deshalb oft von der Gesellschaft nicht wertgeschätzt werden.

Friedrich Ani (geb. 1959) ist ein bedeutender deutscher Schriftsteller und Dramaturg.  Schon als Jugendlicher schrieb er seine ersten Theaterstücke und Hörspiele. Ani hat als Polizeireporter und Hörfunkautor gearbeitet und an der Hochschule für Film und Fernsehen München studiert. 1996 erschien sein erster Roman. Im Genre des Kriminalromans sieht Ani die Möglichkeit, aktuelle gesellschaftliche Probleme anzusprechen. Als literarische Vorbilder nennt er Georges Simenon und Anton Tschechow. Anis Bücher sind vielfach preisgekrönt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Der Autor lebt in München.
 

Friedrich Ani
Die Ermordung des Glücks
Suhrkamp, Berlin, 2017
ISBN 978-3-518-42755-2
316 Seiten

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