Johans Korins
Kartona kareivji

Johans Korins „Kartona kareivji“ © Valters un Rapa Johans Korins „Pappsoldaten”
Der geheimnisumwobene Autor Johans Korins erschien Anfang des 21. Jahrhunderts am lettischen Schriftstellerhimmel mit seinem Roman „Dižais gars” („Der große Geist“ – 2000), der als Pseudo-Science-Fiction beschrieben wurde. Einige Jahre später erschien das zweite Buch des Autors, der intellektuelle Krimi „Kartona kareivji“ („Pappsoldaten”), der unter Krimifans einen gewissen Kultstatus erlangte.

Später stellte sich heraus, dass der mysteriöse Korins niemand anderes war als der Physiker Jānis Bētiņš, was viele aufgrund der mathematischen Methoden in seinen Büchern nicht allzu sehr überraschte. Der bewanderte Leser wird bei „Kartona kareivji“ unweigerlich an Umberto Ecos „Das Foucaultsche Pendel“ denken, doch geht es hier statt um eine weltweite Verschwörung um wesentlich weniger abgehobene kriminelle Machtaffären im kleineren Maßstab. Auch die Hauptfigur, der kluge und gleichzeitig etwas naive Mathematiker Matīss Ziemelis, erinnert an eine Figur von Umberto Eco.

Obwohl Korins Buch einige literarische Unzulänglichkeiten aufweist, ist es doch insgesamt ein einmaliges Phänomen in den Plejaden des lettischen Krimis des 21. Jahrhunderts, denn die (aktive) Handlung in der realen Welt wird hier fast gänzlich durch Situationen, die sich in den Köpfen der Romanfiguren modellhaft abspielen, ersetzt und erst dann in die Realität umgesetzt – ähnlich wie in den Computerspielen, die Matīss und seine Freunde so leidenschaftlich gern spielen. Nur können die Folgen dieser Gedankenspiele, wie das Finale von „Kartona kareivju” zeigt, völlig real und tragisch sein.

Johans Korins (Jānis Bētiņš, geboren 1948).
Der geheimnisumwobenste Krimischriftsteller der letzten Jahre, der seine beiden Romane unter dem Pseudonym Johans Korins veröffentlicht hat. Inzwischen ist bekannt, dass sich dahinter der Physiker Jānis Bētiņš verbirgt, der sich das Schreiben zum Hobby neben seiner wissenschaftlichen Arbeit gemacht hat. Das erklärt vermutlich auch, warum der Autor seit 2005 kein einziges neues Buch geschrieben hat. Seine Werke zählen immer noch zu den leuchtenden Beispielen des intellektuellen Krimis und Verschwörungs-Thrillers in der lettischen Literatur. Der Einfluss der zu dieser Zeit  im Westen beliebten Beispiele, vor allem der Werke von Umberto Eco, ist nicht abzustreiten. Korins ist es jedoch gelungen, seinen eigenen, lettisch-eigenartigen und leicht naiven Tonfall zu finden, der seinen Werken, vor allem Kartona kareivji, einen lokalen Zauber einhaucht und sie von den Vorlagen aus dem Ausland unterscheidet.
 

Johans Korins
Kartona Kareivji
Valters un Rapa, Rīga, 2005
ISBN 9789984768373
256 Lappuses