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Einen Podcast hören? Chat GPT nutzen? All das hinterlässt einen CO2-Fußabdruck

CO2-Fußabdruck
© Goethe-Institut

Auch wenn es nicht einfach ist, es uns jeden Tag bewusst zu machen, wenn wir vor dem Laptop sitzen: Sämtliche unsere Aktivitäten im Internet tragen zur Klimakatastrophe bei. Wir können diesen CO2-Fußabdruck sogar genau berechnen.

Von Urszula Schwarzenberg-Czerny

Polen ist EU-weit führend bei der Reduzierung von CO2-Emissionen. Wurden 2018 in Polen noch 200 Millionen CO2 produziert, waren es fünf Jahre später nur noch 114,8 Millionen Tonnen. Dieser Rückgang ist das Ergebnis einer konsequenten Energiewende. Momentan liegt die CO2-Emission pro Kopf in Polen bei ungefähr 3,1 Tonnen. Damit liegt Polen zwar über dem europäischen Durchschnitt von 2,2 Tonnen, aber unter Ländern wie Deutschland, Norwegen, den Niederlanden und Tschechien.

Für die Größe des CO2-Fußabdrucks ist jedoch weniger das individuelle Verbraucherverhalten verantwortlich, sondern vielmehr die zu langsame Umsetzung staatlicher Maßnahmen und die gewaltigen Mengen an Emissionen, die durch die Industrie und den Transportsektor verursacht werden. Das ist allgemein bekannt. Warum ist es also trotzdem sinnvoll, sich die Frage nach den ökologischen Folgen der Nutzung des Internets und künstlicher Intelligenz zu stellen? Weltweit werden immer mehr Daten verarbeitet (rund 86 Prozent der EU-Bürger nutzen das Internet). Hinzu kommt, dass die Entwicklung neuer Technologien wie der künstlichen Intelligenz bisher in keiner Weise reguliert ist. Diese Entwicklung ist auch angesichts der fortschreitenden Klimakrise beunruhigend: Der Zusammenhang zwischen der Entwicklung neuer Technologien und der Zerstörung unserer Umwelt ist nämlich deutlich erkennbar. All jene von uns, die versuchen, umweltbewusst zu leben und ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, sollten sich auch mit diesem Problem auseinandersetzen.

Derzeit wird geschätzt, dass etwa zwei bis drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen durch die digitalen Technologien und die Nutzung des Internets verursacht werden. Hierzu tragen einerseits die Produktion und Nutzung digitaler Endgeräte wie Laptops, Smartphones und Smartwatches bei. Doch einen wesentlich größeren Anteil hat der Betrieb der großen Internet- und KI-Rechenzentren. Die von ihnen verursachten CO2-Emissionen lassen sich nur schwer abschätzen, doch allein die Umweltbelastung durch den Online-Dienst Google stieg im vergangenen Jahr um 13 Prozent. Dieser Anstieg lässt sich vor allem auf die zunehmende Nutzung von KI-Rechenzentren zurückführen. Derzeit wird bei jeder Google-Suche automatisch eine KI-Übersicht angezeigt, die sich nicht ausschalten lässt. Wie viel CO2 genau durch die zusätzliche KI-Übersicht verursacht wird, ist bisher nicht bekannt.

Wie sieht der Zusammenhang zwischen Internet, künstlicher Intelligenz und CO2-Emissionen genau aus? Die Rechenzentren und Server, die für den Einsatz künstlicher Intelligenz benötigt werden, verbrauchen selbstverständlich große Mengen Energie. Außerdem benötigen sie Wasser, um ihre Anlagen zu kühlen. Es wird geschätzt, dass Chat GPT für alle 20 bis 50 beantworteten Fragen 500 Milliliter Wasser benötigt. Mit der zunehmenden Nutzung dieses Dienstes steigt auch der Wasserverbrauch drastisch an. So sehr, dass zum Beispiel Irland und die Niederlande Pläne für den Bau weiterer Rechenzentren inzwischen gestoppt haben. All dies macht deutlich, dass wir KI-Dienste nur sehr gezielt nutzen sollten – zum Beispiel nur dann, wenn wir keine andere Möglichkeit haben, eine Antwort auf unsere Frage zu finden.

Die Nutzung von ChatGPT hinterlässt einen CO₂-Fußabdruck.

Die Nutzung von ChatGPT hinterlässt einen CO₂-Fußabdruck. | © Goethe-Institut


Und was ist mit dem Internet? Jede unserer Online-Aktivitäten, nicht nur die Nutzung künstlicher Intelligenz, ist mit einem Austausch von Daten verbunden, der durch Rechenzentren ermöglicht wird. Diese haben die Aufgabe, die für die Datenübermittlung benötigte Zeit möglichst gering zu halten. Sie arbeiten sieben die Tage die Woche rund um die Uhr. Wenn wir unseren CO2-Fußabdruck also möglichst klein halten wollen, sollten wir uns auch Gedanken über die Zeit machen, die wir im Internet verbringen. Paradoxerweise finden wir eben im Internet zahlreiche nützliche Informationen dazu, wie wir unsere Online-Aktivitäten bewusster und nachhaltiger gestalten können. Nehmen wir nur einmal die E-Mails, die wir von Montag bis Freitag unseren Mitarbeitern senden: Je länger eine E-Mail ist und je mehr Empfänger sie erreicht, desto höher sind auch die durch sie verursachten CO2-Emissionen. Es ist auch durchaus sinnvoll, nicht benötigte E-Mails zu löschen und unseren Spam-Ordner regelmäßig zu leeren, um die Rechenzentren nicht mit der Speicherung unnützer Daten zu belasten. Und anstatt Anhänge zu verwenden, sollten wir lieber Links zu den entsprechenden Dokumenten beifügen, um die Größe unserer E-Mails zu reduzieren.

Wir können unseren durch die Nutzung des Internets verursachten CO2-Fußabdruck sogar genau berechnen. Jedes Megabyte an übermittelten Daten verursacht ungefähr 20 Gramm Kohlenstoffdioxid, also 0,00002 Tonnen. Es gibt Listen, in denen der Datenverbrauch diverser Internetaktivitäten genau aufgeführt ist. Hier sind einige Beispiele:
  • Eine Google-Suche (ohne KI-Übersicht) verbraucht etwa 500 KB
  • Das Schicken einer E-Mail verbraucht rund 75 KB
  • Das Hören eines Podcasts verbraucht 20 bis 100 MB pro Stunde
  • Der Download eines einstündigen Albums auf Spotify verbraucht 72 MB
  • Das Spielen eines Spiels wie Fortnite verbraucht 45 bis 100 MB pro Stunde
  • Das Streamen auf Netflix verbraucht bis zu 3 GB pro Stunde
Es gibt im Internet auch mehrere Klimarechner, die unseren digitalen CO2-Fußabdruck automatisch ermitteln. Einer von ihnen gibt nach der Berechnung an, wie viele Stunden man mit dem von uns verbrauchten Strom den Eiffelturm beleuchten könnte. In den meisten Fällen beträgt das Ergebnis mehrere Tage.
 

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