Hommage an Horst Bienek
Literarische Inspirationen

„Erde und Feuer” als Hörbuch

Horst Bienek starb am 7. Dezember 1990. In den 1970er und 1980er Jahren schuf der deutschsprachige Schriftsteller und Dichter aus Schlesien eine Reihe von Büchern, die seiner Heimatstadt gewidmet waren. Die Gleiwitzer Tetralogie ist im Literaturkanon zur schlesischen Kultur enthalten und beginnt mit dem Roman Die erste Polka; der zweite Band heißt Septemberlicht und der dritte Band Zeit ohne Glocken. Hier wird Erde und Feuer, der vierte Band der Reihe, vorgestellt.

Erde und Feuer bildet den Abschluss der Gleiwitzer Tetralogie von Horst Bienek. Es ist Januar 1945, und von der Front kommen zunehmend beunruhigende Nachrichten. Das Herannahen der Roten Armee versetzt die Menschen in Schlesien in Panik. Parteibürokraten und die wohlhabendsten Einwohner verschwinden einer nach dem anderen und nehmen ihre wertvollsten Besitztümer mit. Es gibt niemanden, der Gleiwitz verteidigen könnte, nur eine Handvoll alter Männer und Jugendlicher der Hitlerjugend mit Granatwerfern und alten Pistolen stehen in der Kälte an der Stadtgrenze. Fliehen oder bleiben? Immer wieder verbreitet sich in der Stadt die Nachricht von einer weiteren Familie, die ihr Haus fest verschlossen hat und sich in der Hoffnung auf bessere Zeiten in den Westen abgesetzt hat. Die ärmeren Bewohner haben eigentlich keine andere Wahl. Wohin sollen sie gehen? Und zu wem? Wo werden sie eine Ecke für sich finden? Nein. Sie werden hierbleiben. Um jeden Preis.
In der Stadt beginnt die Plünderung der verlassenen Wohnungen und Lagerhäuser, die schlimmsten Instinkte erwachen in den Menschen. In der Ferne sind Kanonenschläge zu hören, und die nach Westen getriebenen Lagerhäftlinge gleiten wie Schatten durch die Straßen.
Valeska und Willi beschließen, zu fliehen. Massen von Menschen flüchten in Autos, Fuhrwerken und Schlitten aus der Stadt und versuchen, wenigstens ein bisschen Würde mitzunehmen. Was erwartet sie dort, irgendwo im Westen?
Andere verstecken sich in Kellern, fühlen sich im Stich gelassen, betrogen, ausgebeutet, „wir wollten den Krieg nicht“, und lauschen entsetzt den Stimmen von draußen.
Erde und Feuer erzählt die Geschichte vom Untergang einer Epoche und von Schlesien, das in einigen Jahren ein völlig anderer Ort auf der Erde sein wird. Zum letzten Mal werden wir neben unseren Gleiwitzer Freunden stehen können: Valeska, Irma, Willi, die Ossadniks, Trauta Bombonnek...

Horst Bienek, „Erde und Feuer“ © Klaudiusz Kaufmann

HORST BIENEK „ERDE UND FEUER” TEIL I, Kapitel 1-20

Horst Bienek, „Erde und Feuer“ © Klaudiusz Kaufmann

HORST BIENEK „ERDE UND FEUER” TEIL II, Kapitel 21-42

Erde und Feuer. Autor und Interpret

Horst Bienek Horst Bienek | @ Isolde Ohlbaum Horst Bienek – deutschsprachiger Schlesier, Dichter, Schriftsteller, Publizist, Übersetzer und Filmregisseur. Er wurde am 7. Mai 1930 in Gleiwitz als sechstes Kind in die Familie eines Eisenbahners und einer Musiklehrerin hineingeboren. 1946 musste er seine Heimatstadt verlassen. Die folgenden Jahre verbrachte er in der DDR. 1951 veröffentlichte er seine ersten lyrischen Werke und wurde in die Meisterklasse von Bertolt Brecht aufgenommen. Im gleichen Jahr wurde er von der Staatssicherheit verhaftet und zu 25 Jahren Zwangsarbeit in Workuta verurteilt. 1955 kam er im Zuge einer Amnestie frei und ließ sich in Westdeutschland nieder. Den Aufenthalt im Gulag thematisierte Bienek in seinem Roman Die Zelle (1968). Zwei Jahre später verfilmte er das Buch. Zwischen 1972 und 1982 entstanden die weiteren Bände der Gleiwitzer Tetralogie. Erst 1987 konnte er Schlesien besuchen, seine Eindrücke verarbeitete er in dem autobiografischen Buch Reise in die Kindheit. Wiedersehen mit Schlesien. Er war langjähriger Leiter der Abteilung Literatur an der Bayerischen Akademie der Künste in München. Bienek starb am 7. Dezember 1990.



Klaudiusz Kaufmann Klaudiusz Kaufmann | @ Vincent Todorow Klaudiusz Kaufmann – aus Schlesien stammender Theater- und Filmschauspieler sowie Synchronsprecher. Absolvent der Theaterakademie Warschau, seit seinem Debüt in der deutsch-polnischen Inszenierung von Romeo und Julia in Schwedt an der Oder ist er häufig in Produktionen beiderseits der Grenze zu sehen. U. a. in dem Film Hochzeitspolka, Niebezpieczni dżentelmeni, Masuren-Krimi sowie in der Fernsehserie Die Krone der Könige. Seit 2015 spielt er den Kommissar Wiktor Król im deutsch-polnischen Polizeiruf 110. Aus der großen Zahl der von ihm eingesprochenen Rollen ist das Zebra Marty aus dem Film Madagascar hervorzuheben. Seit Mai 2015 führt er den auf Schlesisch geschriebenen kulinarischen Blog Chop w kuchni
 

Das Hörbuch zum Roman „Erde und Feuer“

Im Audiobook werden folgende Werke benutzt:
1. Preludium e-moll Op.28 Nr. 4. von Fryderyk Chopin, Arrangement von Jacek Dzwonowski (J.Dzwonowski/J.Heczko/A.Marko-Lech/M.Lech)
2. Bachtango (Thema aus Präludium und Fuge c-Moll von Johann Sebastian Bach, Das Wohltemperierte Klavier, I. Teil), Komposition und Arrangement: Leszek Sojka (J.Dzwonowski/L.Sojka/A.Marko-Lech/M.Lech)
3. Cello Impressions, Komposition und Arrangement: Michał Lech
4. Dreams, Komposition: Streichquartett Altra Volta (J.Dzwonowski/L.Sojka/A.Marko-Lech/M.Lech)


Das Streichquartett Altra Volta ist eines der vielseitigsten Ensembles, zu ihrem Repertoire gehören klassische und moderne Musik, Filmmusik, Folk, Unterhaltungs- und Improvisationsmusik. Das Quartett wurde 1998 in Katowice gegründet. Es setzt sich aus den Geigern Jacek Dzwonowski und Leszek Sojka (seit 2022 Jacek Heczko), der Bratschistin Aleksandra Marko-Lech und dem Cellisten Michał Lech zusammen – Absolventen der Karol-Szymanowski-Musikakademie in Katowice. Das Ensemble trat auf Konzert- und Festivalbühnen in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, im Vatikan, in der Schweiz, der Türkeider, den Niederlanden, Ägypten, Indien, China, Weißrussland, Litauen, der Slowakei und Sri Lanka auf.

Übersetzung: Maria Przybyłowska
Liest: Klaudiusz Kaufmann
Dauer: Teil 1 – 5 Std. 55 Min. 16 Sek., Teil 2 – 5 Std. 10 Min. 49 Sek.
Musik und Arrangement: Michał Lech
Und das Streichquartett Altra Volta 
Jacek Dzwonowski, Geige
Leszek Sojka/Jacek Heczko, Geige
Aleksandra Marko-Lech, Bratsche
Michał Lech, Cello

Aufzeichnung: Patrick Multan SoundConcept

Die Aufnahme des Audiobooks wurde von dem Goethe-Institut Warschau finanziert.

Erde und Feuer. Impressum

Autor: Klaudiusz Kaufmann
Copyright: Goethe-Institut Polen