Deutsch ist die Muttersprache von über 100 Mio. Menschen. Deutschland ist unser größter Nachbar und eine Wirtschaftsmacht. Mitarbeiter der Tourismus-, Hotel- und Industriebranche haben fast täglich Kontakt zu Deutschen. Deutsch öffnet die Tür zum Studium im Ausland und zur Arbeit in Deutschland. Es ist die Sprache der neuen Medien und Informationstechnologien sowie der Kultur. Goethe, Kafka, Mozart, Bach oder Beethoven sind Namen, die weltweit bekannt sind.
Für Erwachsene sind die Vorteile, die sich aus der Fähigkeit, Deutsch z sprechen, ergeben, offensichtlich. Gilt dies auch für Kinder und Jugendliche? Das Goethe-Institut in Warschau richtet sein Angebot an Sprachkursen auch an diese Altersgruppe und deren Vertreter waren eben diejenigen, die das Institut zur Teilnahme an folgender Studie einlud: „Wahrnehmung des Deutschlernens und des Deutsch Plus-Projekts”.
Das Ziel der Studie war es, die Antwort auf folgende Fragen zu finden: Was ist das Bild der deutschen Sprache in unterschiedlichen Altersgruppen? Welche Faktoren motivieren und welche Faktoren halten vom Erwerb dieser Sprache ab? Wie sieht die Frage der Attraktivität von Deutsch im Vergleich zu anderen Fremdsprachen? Ein weiteres wichtiges Thema war die Überprüfung der Wahrnehmung der deutschen Sprache durch Schüler, die an den vom Goethe-Institut in Warschau angebotenen Projekten teilnehmen.
Die vom GI in Auftrag gegebene Studie wurde von der Forschungsagentur Synergion in dem Zeitraum vom Juli bis September 2020 durchgeführt.
Lernen nicht nur in der Schule
Die Schüler verbringen viel Zeit an verschiedenen außerschulischen Aktivitäten. Deren Wahl hängt mit der Entwicklung von Interessen zusammen, die ihnen Spaß bereiten sollten, die ihnen ermöglichen, die Freizeit angenehm zu verbringen, und zwar insbesondere in Bereichen wie Tanz, Modellbau, Sport, Gesangunterricht. Die Freizeit wird auch dazu genutzt, um das Versäumte nachzuholen, um das Material in Fächern, z. B. in Mathematik, durchzuarbeiten, die den Jugendlichen Schwierigkeiten in der Schule bereiten, und um Fähigkeiten zu entwickeln, die in Zukunft nützlich sein könnten. Dies gilt insbesondere für Fremdsprachen. Englisch ist die führende Sprache dabei. In diesem Bereich sind die Vorteile, die sich aus der Beherrschung dieser Sprache ergeben, für die Befragten klar und deutlich. Im Falle der deutschen Sprache ist das nicht mehr so offensichtlich. Es gibt auch einen deutlichen Unterschied in Bezug auf die Lernmotivation. Entweder ist dies eine Sprache, die aus Leidenschaft erworben wird, oder die Teilnahme an außerschulischen Aktivitäten hängt mit Lernschwierigkeiten in der Schule zusammen. Einige der Befragten sahen keine Notwendigkeit, zusätzlich zu lernen, und zwar trotz der Tatsache, dass sie schlechtere Ergebnisse erzielten.
Warum Deutsch? Eine gute Arbeit und vieles mehr
Am Ende der Grundschule und zu Beginn der weiterführenden Schule sind die Pläne für die Zukunft gewöhnlich noch ein wenig vage. Mit oder ohne konkrete Fakten - Deutschland erscheint als ein attraktiver Ort zum Leben und insbesondere zum Geldverdienen. Ein signifikanter Prozentsatz der Befragten hatte auch familiäre Beziehungen zu Deutschland. In dieser Gruppe ist auch die Bereitschaft zum Studieren und zum Leben im Ausland, wo Deutschland unter den möglichen Zielorten eine führende Position einnimmt, höher.
Bei den Befragten, die Deutsch lernten, stellten die Forscher eine gewisse Regelmäßigkeit fest.
Deutsch zu lernen, insbesondere bei Menschen, denen es keine Schwierigkeiten bereitet, wird als Investition in die Zukunft angesehen, als etwas, was eines Tages nützlich sein könnte, obwohl dieser Vorteil noch nicht präzise festgelegt ist. Es hängt eher mit der Wahrnehmung Deutschlands als Land mit einem hohen materiellen Status zusammen, in dem man mit Deutschkenntnissen leicht einen gut bezahlten Job finden kann. Im Falle von Englisch sind die Vorteile „im Hier und Jetzt“ selbst für die jüngsten Schüler merklich. Englisch bietet Zugang zur Unterhaltung und erleichtert die Kontakte mit anderen Menschen.
Eine deutlich positive Einstellung zur deutschen Sprache zeigte sich auch bei jungen Menschen, die an den vom Goethe-Institut in Warschau angebotenen Aktivitäten teilnahmen.
Wahrnehmung Deutschlands
Die Assoziationen der Schüler sind sehr unterschiedlich, nicht immer positiv, ihre Haltung dem heutigen Deutschland gegenüber ist jedoch nicht mit negativen Emotionen belastet. Ganz im Gegenteil, Deutschland ist ein besseres Land zum Leben für sie als Polen, ein Land mit besseren Gehältern und größeren Chancen, ein Land, das fortgeschrittener und offener ist. Unter den von den Befragten angeführten Assoziationen gibt es stereotype Merkmale wie z.B. Bier und Wurst, Zweiter Weltkrieg, Hitler, aber auch Attribute, die mit der Gegenwart im Zusammenhang stehen. Fußball, Autos, Berlin, Offenheit, Multikulturalismus. Die Bürger selbst werden als ordentlich wahrgenommen, sowie als Menschen, die Regeln respektieren, nett sind und viel lächeln. Es gab auch Antworten, dass sie die Polen von oben herab betrachten.
In Bezug auf die Assoziationen mit dem Land ist ein positiveres Bild zu sehen als in Bezug auf die deutsche Sprache selbst.
Fremdsprachen - warum?
Es überrascht nicht, dass der Erwerb von Englisch schon von einem frühen Alter an, eigentlich schon im Kindergarten beginnt. Eine weitere Fremdsprache kommt normalerweise in der 7. Klasse der Grundschule aufs Tapet. Einige Personen, die freie oder private Schulen besuchen oder Verwandte im Ausland haben, beginnen schneller mit dem Erwerb einer Fremdsprache - wobei Deutsch gewöhnlich diese Sprache ist. Neben dem Unterricht in der Schule gibt es auch einen zusätzlichen Unterricht in Form von Nachhilfe zu Hause, seltener den Unterricht an Sprachschulen. Es gibt auch Fälle, in denen die Sprache von den Familienmitgliedern - Lehrern beigebracht wird (Deutsch). Außerdem kommt es vor, dass die Schüler selbständig eine zusätzliche Sprache lernen möchten, die in der Schule nicht angeboten wird - meistens handelt es sich dabei um Spanisch, es kommen auch Japanisch, Koreanisch, Russisch, Französisch oder Italienisch vor.
Das Interesse an weiteren Sprachen ergibt sich häufig aus Interessen, insbesondere im Zusammenhang mit Unterhaltung - Fernsehserien, Musik, Reisen. Der Erwerb dieser Sprachen ist gewöhnlich spontan und ziemlich chaotisch, und erfolgt nicht als Folge einer konkreten Absicht oder auf eine systematische Art und Weise.
Im Primar- und Sekundarbereich wird der Erwerb der in der Schule unterrichteten Sprachen ernst genommen. Zusätzliche Sprachen erscheinen spontan und das Engagement in deren Erwerb ist oberflächlich, vorübergehend, aber nicht ohne die Energie und Bereitschaft, die im Falle von Schulsprachen, insbesondere Deutsch, manchmal fehlen.
Deutsch als die erste Fremdsprache
Die Wahl von Englisch als sogenannter ersten Fremdsprache wird von den Schülern in erster Linie durch Vorsprung auf dem Arbeitsmarkt und mit der Behauptung begründet, dass es sich um eine Sprache handelt, deren Kenntnisse in der modernen Welt von wesentlicher Bedeutung sind.
Die deutsche Sprache wird dagegen als erste Fremdsprache hauptsächlich aus Zwang gewählt (keine Möglichkeit, eine andere Sprache in der Schule zu wählen), da man möglicherweise im Ausland arbeiten wird, wo Kenntnisse dieser Sprache erforderlich sind.
Wenn ich eine Sprache wählen könnte, die ich erlernen sollte, dann… würde ich Englisch wählen
Im Falle der Freiheit, die zu lernende Sprache zu wählen, war Englisch im Allgemeinen immer der Gewinner bei der aufgeführten Studie. Junge Menschen „fühlen“, dass diese Sprache universell sowie nützlich ist und sie im Alltag begleitet und zwar auf folgenden Ebenen: Kultur, Medien, alltäglicher Kontakt. Unabhängig vom Kenntnisstand und der Einstellung zu Deutsch sind die Schüler daran gewöhnt und bevorzugen es, Unterhaltung auf Englisch zu konsumieren. Es gibt mehr davon, diese Sprache liegt ihren Interessen näher, sie ist verständlicher und weniger anspruchsvoll. Nur einzelne Personen hören deutschsprachige Bands, schauen sich deutschsprachige Fernsehserien / Filme an. YouTube-Videos über Deutschland werden nicht nur zur Unterhaltung angesehen, sondern auch aus Zwang - sie werden nämlich von Deutschlehrern empfohlen.
Deutsch ist dagegen im Allgemeinen eine Sprache, deren Kenntnisse heute schwer einzusetzen sind. Es ist die Sprache des „Geldverdienens“ und des „materiellen Lebenserfolgs“ in der Zukunft. Für Teenager ist es zwar wichtig, aber es steht für eine weit entfernte Zukunft. Es ist mit dem Erwachsenenalter verbunden, mit ernsten Zielen, es wird jedoch eher mit Pflicht als mit Vergnügen assoziiert.
Dies wird durch die am häufigsten angegebenen Antworten auf die Frage bestätigt, warum es sich lohnt, Deutsch zu lernen:
die Möglichkeit, mit deutschsprachigen Menschen zu kommunizieren, die Möglichkeit, im Ausland z arbeiten, an deutschen Werken in Polen zu arbeiten, Wertsteigerung auf dem Arbeitsmarkt, ein besseres Einkommen.
Ist Deutsch eine schwierige Fremdsprache?
Die ersten Jahre des Deutschlernens bereiten keine besonderen Schwierigkeiten. Die Aneignung des neuen Materials wird als ziemlich einfach und angenehm angesehen. Herausforderungen ergeben sich mit dem Anstieg des Niveaus und der zunehmenden Anzahl der zu merkenden Themen. Die Schüler finden den Wortschatz, wie z.B. lange Wörter wie Telekommunikationsüberwachungsverordnung, Zungenbrecher wie z.B. Lang schwang der Klang am Hang entlang einfach und interessant. Die Grammatik scheint einfacher zu sein, insbesondere im Vergleich zu Englisch.
Hervorzuheben ist, dass die Person des Lehrers ein wichtiges Element darstellt, das die Wahrnehmung des Deutschlernens beeinflusst. Über 85% der Schüler geben an, dass das Engagement des Lehrers ihre Bereitschaft zum Erlernen einer Fremdsprache beeinflusst. Geduld, Ruhe bei der Erläuterung und Kreativität gehörten zu den am meisten geschätzten Eigenschaften. Die Schüler schätzen die Verwendung zusätzlicher Materialien im Unterricht zusätzlich zum Lehrbuch.
Deutsch Plus. Kann Deutschlernen Spaß machen? ….
Ja, und dies wird durch die Meinung der Schüler bestätigt, die an dem Deutsch Plus-Programm teilnehmen, das engagierte und innovativ handelnde Lehrer zusammenbringt. Die Aufgaben werden von den Schülern im Rahmen des Unterrichts oder in zusätzlichen Deutschkursen ausgeführt. Die Teilnahme an dem Programm bietet ein lebendiges und umfassenderes Programm für den Alltag in Deutschland. Dies sind verschiedene Wettbewerbe, Materialien für den Spracherwerb, die anders als die Materialien sind, die in der Schule eingesetzt werden. Treffen mit Gleichaltrigen, die über ihren Alltag erzählen. Man kann mit ihnen sprechen, ihnen Fragen stellen. Die Schüler überzeugen sich selbst davon, dass es einfach angenehm ist, sich in dieser Sprache zu unterhalten.
Interessanterweise hat das Lernen an sich keine negativen Konnotationen, wenn man all diese Aktivitäten ausführt, neue Fähigkeiten beherrscht und an Wettbewerbsaufgaben teilnimmt, obwohl diese von den Schülern selbst bemerkt werden. Ganz im Gegenteil. Die Möglichkeit, die Sprache zu verwenden, bestätigt die Richtigkeit des gewählten Lernpfades. Es ist eine Belohnung für die aufgewendete Zeit und vermittelt ein Gefühl von Stärke, Entwicklung und Triebkraft.
In diesem Zusammenhang wird die Beherrschung der deutschen Sprache als ein Instrument zum Aufbau von Unabhängigkeit, Freiheit und Weiterentwicklung angesehen. Kenntnisse der deutschen Sprache sichern Selbstvertrauen, öffnen Türen zur Welt, bieten eine Chance, neue, interessante Menschen kennenzulernen. Und obwohl das Lernen manchmal Schwierigkeiten bereitet und Anstrengung erfordert, ist dies eine Quelle der Zufriedenheit.
Interessanterweise war die Einstellung in der Gruppe von Schülern, die an dem Deutsch Plus-Programm nicht teilnahmen, deutlich gleichgültiger. Deutsch war eine Möglichkeit, um Stabilität und Sicherheit im zukünftigen Leben zu gewährleisten, aber es war eine Vision, die in der Zukunft weit entfernt lag. Die Freude am Lernen und die Neugier auf die Welt, die Offenheit und die Bereitschaft zur Entwicklung sind bei Kindern und Jugendlichen, die in den Deutscherwerb außerhalb der Schule engagiert sind, deutlich sichtbarer. Es sind Werte, die sie in das Erwachsenenleben einbringen werden. Wer weiß, ob diese für einen jungen Menschen nicht wichtiger sind, als die Fähigkeit selbst, eine Fremdsprache zu verwenden.