Bauhaus Jubiläum
Baubau - Bauhaus 100 Bukarest

Bauhaus Bukarest ©Goethe-Institut

100 Jahre Bauhaus. Die Avantgarde ist ehrwürdige Geschichte geworden; heute lieben fast alle die Werke der Meister. Jedoch ist heute alles, was wir dem Modernismus verdanken, viel umstrittener: die radikalen Veränderungen, das blinde Vertrauen in den Fortschritt, in die Tabula Rasa, in die Utopie und in die Möglichkeit, alles vorhersehen und planen zu können, in die totalitären oder, ganz im Gegenteil, in die extrem liberalen Avatare, in die Auswirkungen auf die Städte, auf das Kulturerbe und auf die Wohnmöglichkeiten.
Heutzutage, wo Revolution eine Mode geworden ist und wir kein großes Projekt mehr haben, müssen wir uns fragen, was es noch heißt, modern zu sein; aber auch, wie wir uns einem Werk gegenüber verhalten sollen, das danach strebte, all das zu ersetzen, was es vor ihm gegeben hat, um nun nur eine weitere Phase unserer architektonischen und kulturellen Geschichte geworden zu sein.   
Es geht dabei um das Bauhaus und den rumänischen Modernismus, ausgehend von zwei großen Themen und von zwei Hauptereignissen.

Das Bauhaus und seine Geschichte









Wissen in Kürze: Das Bauhaus in sechs Sätzen

  • „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!“ Illustration: © Tobias Schrank

    „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!“

    Bauen, bauen und nochmals bauen: Walter Gropius, Gründer und zugleich erster Direktor des Bauhaus, hat die Ausrichtung seiner Institution ganz deutlich vor Augen. Im Bauhaus-Manifest schrieb er 1919: „Erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird. Architektur und Plastik und Malerei.“ Mit diesem interdisziplinären Konzept sollte die Bildende Kunst mit der Baukunst vereint werden – mit dem Fokus auf… na? Dem Bau.

  • „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ Illustration: © Tobias Schrank

    „Volksbedarf statt Luxusbedarf“

    Weg frei für die proletarische Architektur! Der Schweizer Architekt Hannes Meyer folgte Gropius auf den Posten des Bauhaus-Direktors. Der Arbeit seines Vorgängers stand er kritisch gegenüber, er empfand die erste Phase unter Gropius als „sektenhaft und ästhetisch“. Um die Schule neu auszurichten, rief er neue Leitlinien aus: „die Grundtendenz meines Unterrichts wird absolut eine funktionell-kollektivistisch-konstruktive sein.“ Heißt übersetzt: Alle Objekte sollten in kostengünstiger Massenproduktion herstellbar sein, um für jedermann erschwinglich zu werden.

  • „form follows function“ Illustration: © Tobias Schrank

    „form follows function“

    Keine Ornamente, kein Gedöns, kein Schnickschnack: Der Gestaltungssatz „form follows function“ stammt zwar nicht von den Denkern des Bauhaus – obwohl er ihnen immer wieder zugeschrieben wird –, wurde in Deutschland aber erstmals dort konsequent angewandt. Wenn auch die gesamte Bauhaus-Sprache vermuten lassen würde, dass eben diese Maxime die Quintessenz der Schule sei, differenzierte Wassily Kandinsky mit seinem Ausspruch „Die Notwendigkeit schafft die Form“.

  • „Wo Wolle ist, ist auch ein Weib, das webt, und sei es nur zum Zeitvertreib“ Illustration: © Tobias Schrank

    „Wo Wolle ist, ist auch ein Weib, das webt, und sei es nur zum Zeitvertreib“

    Mag das Bauhaus für seine Zeit noch so modern erscheinen, machte Gropius schnell klar, dass er doch keinen Wert auf die anfangs von ihm postulierte absolute Gleichberechtigung der Geschlechter legte und keine Rücksicht auf -Frauen nehmen wollte. Wie weit her es mit der Emanzipation im Sinne des Bauhaus-Meisterrats war, wird spätestens bei der Empfehlung „keine unnötigen Experimente“ zu machen klar. Frauen sollten möglichst gleich in die Weberei geschickt und von Architekturkursen ausgeschlossen werden.

  • „Ein Ding ist bestimmt durch sein Wesen“ Illustration: © Tobias Schrank

    „Ein Ding ist bestimmt durch sein Wesen“

    ...stellte Gropius 1925 fest. So weit, so deutlich. „Um es so zu gestalten, dass es richtig funktioniert, muss sein Wesen zuerst erforscht werden; denn es soll seinem Zweck vollendet dienen, das heißt, seine Funktion praktisch erfüllen, haltbar, billig und ‚schön‘ sein.“ Die Dinge nach ihrem Wesen erforschen – so lassen sich verrückt anmutende Unterrichtsstunden erklären, in denen Schüler sich in die Objekte hineinversetzen sollten.

  • „bös ungemütlich“ Illustration: © Tobias Schrank

    „bös ungemütlich“

    Das soll Architektur sein? Es hagelte auch Kritik, als im Jahr 1923 die kühle, funktionelle Architektur in der „Bauhaus Ausstellung“ unter Beweis gestellt werden sollte. Ein weißgetünchter Stahlbetonbau mit neuartigen Wohnelementen; Wände im Kinderzimmer durften bemalt, Möbel platzsparend zusammengeschoben werden. „Nordpolstation“, „Operationsräume“, der Grundriss ein „architektonisches Witzblatt“, der Gesamteindruck „bös ungemütlich, orthodox-puritanisch“ – so die harschen Worte einiger Zeitgenossen.

Text: Nadine Berghausen, Illustrationen: Tobias Schrank


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