Diskussion
"Ich sehe alles" von Katharina Bendixen

Mi, 07.12.2016
19:00 Uhr Goethe-Institut St. Petersburg

Ein letztes Mal vor dem Jahresende treffen sich die Teilnehmer des LITklubs am 7. Dezember und sprechen über das  Debütroman "Ich sehe alles" von Katharina Bendixen.
 
Die Ich-Erzählerin des Romans geht als Aupair für ein Jahr nach Budapest. Es soll ein Neuanfang werden. In Deutschland lässt sie ihre Familie und ihren Freund in Hamburg zurück. An dem neuen Ort erwartet sie eine wohlhabende deutsche Familie mit Villa, Haushälterin und ihren neuen Schützling Tabea. Aufmerksam und detailverliebt beschreibt die Ich-Erzählerin ihre Eindrücke, Wahrnehmungen und Gedanken. Doch mit der Zeit wandelt sich die so einfache und klare Sprache in ein Gefühl der Bedrohung, einer nahenden Gefahr. Der Leser wird nicht nur zusehends mit einer verängstigten und misstrauischen Erzählerin konfrontiert, sondern auch mit einem Gefühl von Unbehagen etwas könnte mit unserer Erzählerin und ihren Wahrnehmungen nicht stimmen. Es macht sich Misstrauen bei dem Leser breit. Lediglich kleine Hinweise auf Realität geben Halt in der nun sonst so metaphorischen und paranoiden Geschichte, bis schließlich der Leser mit vielen offenen Fragen zurückgelassen wird. Wir kommen in den Genuss eines höchst präzisen Erzählens, man realisiert im Laufe des Romans wie existentielle Probleme die Wahrnehmung eines Menschen verändern und wie Wahn und Illusion Überhand im Leben gewinnen können.

Katharina Bendixen wurde 1981 in Leipzig geboren. Sie studierte Buchwissenschaft und Hispanistik. Seit 2009 lebt sie als freie Autorin in Leipzig. Ihr Debüt "Der Whiskyflaschenbaum" erschien 2009 im Verlag "poetenladen". Es folgte 2012 der Erzählband "Gern, wenn du willst". Bendixen wurde mehrfach ausgezeichnet, so zuletzt mit einem Stipendium an der Akademie Schloss Solitude. "Ich sehe alles" ist der erste Roman von Bendixen.