Künstlerische Residenz: Pamela Tulizo

Visual Residenz Pamela Tulizo 2023 © Pamela Tulizo

In den letzten Jahren haben die laufenden Debatten über die Rückgabe von Objekten des kulturellen Erbes, die in verschiedenen kolonialen Kontexten geraubt wurden, an Dynamik gewonnen, während gleichzeitig ein allgemeines Bewusstsein für die Verbreitung verschiedener sozialer Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft entstanden ist.

LIVES OF OBJECTS
Über Dekolonialität und das Nachleben von Objekten des kulturellen Erbes


Mit der Veranstaltungsreihe Lives of Objects wollen wir mit und unter verschiedenen Interessengruppen, Gemeinschaften, Künstler*innen und Aktivist*inneninitiativen öffentlich nach Möglichkeiten der Wiedergutmachung und Bewusstseinsbildung fragen.
Im Rahmen des Projekts laden das Goethe-Institut und der Brüsseler Projektraum Enough Room for Space die kongolesische Künstlerin Pamela Tulizo nach Brüssel ein. Vier Wochen wird die Künstlerin an einem Fotoprojekt arbeiten, das die Ikonographie der afrikanischen Frau im Laufe der Geschichte neu verhandelt und ihre Darstellung neu erfindet, um dem Bild der afrikanischen Frau die Stärke zu verleihen, die es verdient. Im Kontext der künstlerischen Residenz wird Pamela Tulizo eingeladen mit dem Archiv des Projekts Institute of Colonial Culture (ICC) - Research on Congolese Heritage in Enough Room for Space zu interagieren.

A woman standing in the water with yellow plastic water containers swimming around her. Pamela Tulizo

Pamela Tulizo (Goma, 1993) ist gelernte Journalistin und künstlerische Fotografin und leitet den kulturellen Projektraum Tulizo Elle Space für Frauen und Mädchen in Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Die Fotografie ist eine der Kommunikationslinien, die sie nutzt, um in einen Dialog mit ihrer Gemeinschaft und der Welt zu treten. Ihre künstlerische Arbeit wurde mehrfach preisgekrönt und international ausgestellt, u.a. in Belgien, der Demokratischen Republik Kongo, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Schweiz.

Institute for Colonial Culture (ICC) - Forschung zum kongolesischen Erbe
Das ICC besteht aus einer Sammlung von Artefakten, Dokumenten, Büchern, Fotografien und Filmen, die die koloniale Präsenz im Kongo dokumentieren, wobei der Schwerpunkt auf dem Zeitraum 1884-1960 liegt. Aus dieser Zeit gibt es im Kongo kaum noch greifbares Material, da die meisten Kolonialherren nach der Unabhängigkeit 1960 überstürzt abreisten. Das ICC ist ein eigenständiges Institut, das in der DR Kongo beim Nationalmuseum in Lubumbashi und in Belgien bei Enough Room for Space angesiedelt ist und ein ständiges Archiv mit Gegenständen, Kleidung, Briefen, Fotos, Audio- und Videoaufnahmen, Büchern und Dokumenten zur kolonialen Kultur schafft. Oder anders ausgedrückt: das tägliche Leben und Arbeiten der weißen europäischen Kolonisten in der Kolonialzeit.
Ziel ist es, eine Lücke in der Sammlung des Nationalmuseums, aber auch im öffentlichen Wissen über die Kolonialzeit sowohl in Belgien als auch in der DR Kongo zu schließen, indem ein Archiv der Kolonialkultur geschaffen wird, das erste seiner Art in der DR Kongo. Auf diese Weise ermöglicht es eine egalitärere Geschichtsschreibung, bei der die vorherrschende ethnografische westliche Sichtweise auf die Kolonialisierung und die afrikanischen Kulturen im Allgemeinen umgekehrt wird. ICC legt die westliche Kultur unter ein "afrikanisches Mikroskop", indem es Material und Dokumentationen sowohl der Kolonisatoren als auch der Kolonisierten verwendet. Forscher*innen und Künstler*innen sind eingeladen mit diesem außergewöhnlichen Archiv zu arbeiten und so eine Neukontextualisierung des gesamten Materials zu initiieren.