|
20:00–17:00 Uhr
Listening Other·Wise
24h Programm|In Kooperation mit La Loge & Nele Möller
-
La Loge, Brüssel
- Sprache Englisch
Mit Beiträgen von Leah Bassel, Nina Emge, Mort Drew, Loré
Lixenberg, Roberta Miss, Nele Möller, Sharon Stewart, Karen Willems und einem Audio-Essay von Eda Aslan & Nora Sternfeld (in Kooperation mit der HFBK Hamburg)
Mit Klang- und Gesangsperformances, Audiostreams, Lesungen, Deep Listening-Übungen, DJ-Sets und Vorträgen möchte die Veranstaltung vielfältige Formen des Zuhörens erkunden. Dabei geht es darum, Politiken und Ökologien des Klangs vor der Frage zu betrachten, wie das Zuhören unsere Beziehungen zueinander und zur Welt erschüttern, verknüpfen und neu gestalten kann. Die Veranstaltung versteht sich als Versuch, Zuhören als eine Praxis mit emanzipatorischem Potenzial zu thematisieren, die veränderte Arten von Beziehungen und kollektiven Erfahrungen möglich macht.
Den Impuls für die Veranstaltung gab Nele Möllers Langzeitprojekt The Forest Echoes Back (Der Wald schallt zurück). The Forest Echoes Back ist eine fortlaufende Live-Audioübertragung von einem Standort im Thüringer Wald, dessen Abholzung von der Forstverwaltung vorangetrieben wird, um die Ausbreitung des Borkenkäfers zu bekämpfen. Der Audiostream wurde im Sommer 2023 installiert, um die Veränderungen in der akustischen Umgebung des Waldes zu dokumentieren. Denn aufgrund von Monokulturen, vom Menschen verursachten Klimaveränderungen und Borkenkäferbefall ist der Thüringer Wald im Begriff, allmählich zu verschwinden. Für Listening Other-Wise hat Möller das Konzept des kollektiven, langsamen und lang andauernden Zuhörens weiterentwickelt, um Fragen der Gleichzeitigkeit und Verflechtung verschiedener Orte zu untersuchen. Im Mittelpunkt des Konzepts stehen die Beziehungen zwischen verschiedenen Wahrnehmungsmodi und ihre Bedeutung für die Entwicklung der Fähigkeit des Zuhörens.
Zusätzlich zum Forest Stream hat Möller verschiedene Audiostreams ausgewählt, die von allen möglichen Orten dieser Erde stammen und auf der Live-Streamplattform Locus Sonus zusammenkommen. Im Mix der Streams entsteht eine immersive Klanglandschaft und das Publikum eingeladen, die Nacht sitzend, liegend und/oder schlafend in La Loge zu erleben, um mit morgendlichen Klängen wieder geweckt zu werden. Im Rahmen der Veranstaltung werden geladene Gäste mit eigenen Beiträgen auf den Kontext und das Thema reagieren. Ihre Reflexionen werden von ihrem individuellen Verständnis des Zuhörens als Praxis, Methode und Beziehungsmodus geprägt sein.
Indem die Veranstaltung Zuhören als eine polyphone Form des Teilens und Beziehungsaufbaus betrachtet – als einen ko-konstitutiven Prozess, der unsere Interdependenz mit menschlichen und übermenschlichen Körpern prägt –, möchten wir zu einer Neuperspektivierung unserer Kommunikationsformen anregen. Wir laden dazu ein, Zuhören nicht als isolierten Akt zu betrachten, sondern die Beziehungen, Verantwortlichkeiten und Formen der Gegenseitigkeit zu reflektieren, die es hervorbringt. Zuhören wird so zu einer politischen Geste: einer Möglichkeit, neue Ideen in Hinblick darauf zu entwickeln, wie wir gemeinsam die Welt bewohnen, vielfältige Stimmen zu Gehör bringen und uns hegemonialen Wissens- und Sprechweisen widersetzen können.
Die Veranstaltung ist Teil des überregionalen Projekts zum Thema Zuhören, das europäische Goethe-Institute in den Jahren 2026 und 2027 umsetzen werden.