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Sebastian Lörscher

Lörschers jüngste Arbeiten beschäftigen sich insbesondere mit dem Medium der gezeichneten Reportage. Mit Stift und Skizzenbuch durchstreift er ferne Länder und hält seine Eindrücke in vor Ort angefertigten Zeichnungen, Texten und Bildsequenzen fest. Er erzählt von ihnen in seinen Büchern und in inszenierten Lesungen auf Deutschlands Bühnen. Seine letzten Projekte führten ihn ins südindische Bangalore, in den Karibikstaat Haiti, durch das wilde Österreich und zuletzt nach Nigeria.

Sebastian Lörscher© Sebastian Lörscher
Sebastian Lörscher - Versöhnung© Sebastian Lörscher

„Man ist selbst sein größter Kritiker.”

Kanst du uns sagen, was du mit deinem Werk vermitteln wolltest? Was waren die Inspirationen und Ideen, die beim Schaffen des Werkes ausschlaggebend waren?

Ich habe viel darüber nachgedacht, was das Wort »Versöhnung« für mich bedeutet und mir sind viele Gedanken und Geschichten dazu gekommen. Das Thema der »Selbstversöhnung« hat mich aber am meisten berührt.

Sich mit jemand anderem zu versöhnen, z.B. einen Streit beilegen oder jemandem einen Fehler verzeihen, ist manchmal nicht leicht. Am schwierigsten ist es aber wohl, sich mit sich selbst zu versöhnen. Mit sich selbst geht man ja am strengsten ins Gericht. Man hegt Erwartungen an sich und wenn einem auffällt, dass man diese nicht erfüllen kann und in seinen Vorhaben scheitert, zermürbt man sich oft selbst. Man ist selbst sein größter Kritiker. So ist es zumindest bei mir und bei vielen anderen Menschen, die ich kenne. Und ich glaube auch, dass es bei meinen Großeltern so war.

Ich habe bisher den Tod von drei meiner Großeltern erlebt. Bei allen dreien hat sich der Tod krankheitsbedingt über eine längere Zeit angekündigt. Und bei allen habe ich in dieser Zeit ein gewisses Ins-Reine- und Zur-Ruhe-Kommen spüren können. Am intensivsten ist mir das bei meiner Großmutter Sophia aufgefallen, von der meine Geschichte handelt. Ich habe das als eine Art der Versöhnung mit sich selbst und dem Leben gedeutet. Dies zu beobachten fand ich sehr schön, ich frage mich aber auch, ob es nicht Möglichkeiten gibt, dass man damit nicht bis zu seinem Tod warten muss.

Warum ist das Thema der Versöhnung wichtig für dich?

Eine beigelegte Auseinandersetzung (mit sich selbst oder mit einer anderen Person) ist eines der erlösendsten und schönsten Gefühle, das ich kenne. Ich versöhne mich gerne, ich kann eigene Fehler eingestehen, ich kann anderen ihre Fehler verzeihen. Sich mit Konflikten auseinanderzusetzen, darüber zu reden und Lösungen zu finden, ist aber auch etwas, was ich nicht immer so gut beherrsche. Aber ich gebe mir Mühe und hoffe, da immer besser zu werden.

Ich beobachte aber auch viele Menschen, die auf ihrem Standpunkt beharren, nur um eigenes Unvermögen nicht einzugestehen. Oder die auf ewig nachtragend sind. Oder die der Kommunikation und Auseinandersetzung über einen Streitpunkt aus dem Weg gehen. Dadurch entsteht viel Aggression auf dieser Welt – im ganz Großen wie im ganz Kleinen.

Wie war der kreative Prozess bei der Schaffung dieses Kunstwerks? Planst du viel im Voraus, und entsteht erst der Text oder die Illustration oder umgekehrt? Welche Medien und Methoden hast du angewendet?

Normalerweise bin ich jemand, der in seinen Arbeiten viel Freiraum für das Ungeplante und die Improvisation lässt. Meistens entstehen Bild und Text Hand in Hand und vieles wandelt sich dann noch beim »Machen«, Vorzeichnungen mache ich selten. Bei dieser Geschichte war es anders. Ich habe erst den Text geschrieben und habe dann überlegt wie ich ihn auf einer Seite arrangieren kann und mit welchen Bildern ich seine Stimmung gut auffangen kann. Ich habe einige Skizzen gemacht, bevor ich mit den finalen Zeichnungen losgelegt habe. Ich habe also alles gut durchgeplant. Gezeichnet habe ich mit Buntstift.

Was wäre sonst in Zusammenhang  mit deinem Werk noch wichtig zu wissen?

Es ist lange her, dass ich das letzte Mal einen klassischen Comic gezeichnet habe. Es hat Spaß gemacht, das mal wieder zu tun.
 

Über den Autor

Sebastian Lörscher, 1985 in Paris geboren und bei München aufgewachsen, ist Zeichner und Autor und lebt in Berlin. Er studierte Visuelle Kommunikation an der FH Würzburg und an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Seine Graphic Novels wurden vielfach ausgezeichnet (u.a. mit dem Sondermann Preis und von der Stiftung Buchkunst) und erscheinen bei verschiedenen Verlagen in Deutschland und Frankreich.

Lörschers jüngste Arbeiten beschäftigen sich insbesondere mit dem Medium der gezeichneten Reportage. Mit Stift und Skizzenbuch durchstreift er ferne Länder und hält seine Eindrücke in vor Ort angefertigten Zeichnungen, Texten und Bildsequenzen fest. Er erzählt von ihnen in seinen Büchern und in inszenierten Lesungen auf Deutschlands Bühnen. Seine letzten Projekte führten ihn ins südindische Bangalore, in den Karibikstaat Haiti, durch das wilde Österreich und zuletzt nach Nigeria.

Für seine Kunden arbeitet er in den Bereichen Illustration und Graphic Recording und gibt allerhand Workshops über das Zeichnen und Geschichtenerzählen.

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