Film Déjà Revue - Deutsche Filme aus den 50ern
Signature Event of Germany @ Canada 2017
Präsentiert vom Goethe-Institut24. + 25. + 27. August
Wussten Sie, dass Torontos Revue Cinema in der Roncesvalles Avenue nach dem 2. Weltkrieg die Anlaufstelle für die deutsche Gemeinschaft war? Dort wurden die stets beliebten Heimatfilme, die in den 50ern und 60ern in Deutschland gedreht wurden, gezeigt – vor allem eskapistische Musicals & romantische Komödien, aber auch Gesellschaftsdramen mit Schauspielstars und unter der Regie einiger der besten Regisseure dieser Zeit. Drei dieser Klassiker, die diese Zeit überdauert haben, haben wir aus dem 35mm Archiv des Goethe-Instituts ausgegraben, um Sie Ihnen als „Déjà Revue“ zu zeigen:
24. August, 19.00 Uhr: Der Hauptmann von Köpenick (Deutschland 1956, 93 Min), Regie Helmut Käutner, mit Heinz Rühmann, Martin Held, Hannelore Schroth
Heinz Rühmann, vielleicht der bekannteste deutsche Schauspieler des 20. Jahrhunderts, dessen Mitwirken in Filmen des Nazi-Propaganda Ministeriums für Kontroversen sorgte, war Hauptdarsteller in berühmten und (anhaltend) erfolgreichen Komödien wie DIE DREI VON DER TANKSTELLE (1930) und DIE FEUERZANGENBOWLE (1944), die halb Deutschland auch heute noch an Silvester schaut. Im Alter von 54 Jahren spielte Rühmann die Rolle seines Lebens, den Hauptmann von Köpenick. Basierend auf wahren Begebenheiten und Carl Zuckermayers Stück aus dem Jahr 1931 (sowie der ersten Filmversion von Richard Oswald) erzählt der Film die Geschichte des Berliner Schuhmachers Wilhelm Voigt, der eine alte Hauptmannsuniform anlegt, den Bürgermeister Köpenicks verhaftet und den Bestand der Stadtkasse mit mehr als viertausend Mark konfisziert. Er nutzt den blinden Gehorsam gegenüber der Staatsmacht aus, da es für ihn, nach den Regeln der Bürokratie, keinen Platz in der Gesellschaft gab. Ein halbes Jahrhundert lang lachen die Zuschauer nun schon über diesen wagemutigen Streich und sympathisieren mit dem Hauptmann von Köpenick, bis zu Frank Beyers TV-Version von 1997.
Mit einer Einleitung von Jutta Brendemühl, Programmkuratorin des Goethe-Instituts Toronto & Eric Veillette, Programmdirektor des Revue Cinema
KARTEN für Der Hauptmann von Köpenick
25. August, 19.00 Uhr: Die Sünderin (Deutschland 1951, 100 Min), Regie Willi Forst, mit Hildegard Knef, Gustav Fröhlich, Robert Meyn
Sängerin und Schauspielerin Hildegard Knef hatte ihren Durchbruch mit der umstrittenen Rolle als Prostituierte Marina in DIE SÜNDERIN, dem wohl skandalösesten Film des deutschen Kinos in den 50ern – gleichermaßen wegen der ersten Nacktszene im deutschen Kino als auch der ausgelösten Diskussion über Zensur. Marina, die aufgrund unglücklicher Umstände als Prostituierte zu arbeiten beginnt, trifft die Liebe ihres Lebens. Aber der Maler Alexander ist todkrank. Seine einzige Chance ist eine sehr teure Operation. Um das Geld dafür aufzutreiben, beginnt Marina wieder als Prostituierte zu arbeiten. Als toughe Femme fatale schaffte Knef ein ähnlich zweideutiges und mutiges Frauenbild wie ihre Freundin Marlene Dietrich. Kurzzeitig erlangte Knef auch in Hollywood Berühmtheit, da sie aber nicht bereit war sich zu verkaufen, kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie eine lange und ruhmreiche Karriere hatte.
Mit einer Videoeinleitung von Simone Paget, Sex- und Beziehungskolumnistin der Toronto Sun
KARTEN für Die Sünderin
27. August, 16.00 Uhr: Die Halbstarken (Deutschland 1956, 97 Min) Regie Georg Tressler, mit Horst Buchholz, Karin Baal, Christian Doermer
Berlin in den 50er Jahren. Da er die kleinbürgerliche Tyrannei seines Vaters nicht mehr erträgt, verlässt der 19-jährige Freddy seine Familie. Er wird Anführer einer jungen Gang und führt das Leben eines Kriminellen. Eines Tages, als Freddy gerade dabei ist seinen „größten Coup“ vorzubereiten, taucht sein jüngerer Bruder auf und bittet ihn um Hilfe: Ihr Vater hat sich hoch verschuldet. Doch der geplante Überfall geht schief. Um sich wieder als Bandenkopf durchzusetzen und seiner Freundin Sissy zu beweisen, dass er ein Mann ist, bricht Freddy in die Villa eines reichen Mannes ein. Er wird vom Eigentümer überrascht und die Situation eskaliert. Hauptdarsteller Horst Buchholz galt als der deutsche James Dean, ein junger und rebellischer mod Rocker, der das neue, amerikanisierte West-Deutschland nach dem Krieg verkörperte. Buchholz erlangte schnell Berühmtheit in Hollywood durch seine Hauptrolle in John Sturges’ DIE GLORREICHEN SIEBEN (1960) und Billy Wilders EINS, ZWEI, DREI (1961).
Mit einer Einleitung von John Caffery, DJ und Gemeindearbeiter, der Kunst für sozialen Wandel einsetzt
KARTEN für Die Halbstarken
Pressestimme über DER HAUPTMANN VON KÖPENICK:
„Eine hervorragend gespielte Tragikomödie, aufgehellt durch komische Momente und warmen Humor, dicht in Milieuzeichnung und Atmosphäre. Eine satirische Lektion über die Allgewalt der Uniform in Preußen, die eine Weltanschauung ad absurdum führt.“ – Lexikon des internationalen Films
Pressestimme über DIE SÜNDERIN:
„Die Sünderin« – ein einzigartiges Meisterwerk des »Ultrarealismus«, ein erregendes Groschentraktat über Geben und Nehmen, über Sex und Gefühl, über coole Selbstbestimmung und restloses Verschenken – schäumt wie süßer Sekt aus einer Flasche, die zu heftig geschüttelt wurde, und steigt fiebrig benebelnd in den Kopf des Betrachters.“ – KinoTageBuch
Pressestimme über DIE HALBSTARKEN:
„Angeregt durch Erfolge amerikanischer Vorbilder wie REBEL WITHOUT A CAUSE (USA 1955, Ray; … denn sie wissen nicht, was sie tun) zeichnet sich der Film durch Aufnahmen an Originalschauplätzen und kompromißlose Darstellung der Verhaltensweisen rebellierender Jugendlicher aus. Keine der folgenden Imitationen erreichte den Ernst und die Qualität dieses Films, der seinen Erfolg auch bis dahin unbekannten Amateurdarstellern wie Karin Baal verdankt.“ (die später in Fassbinders Lola mitspielt) – Lexikon des deutschen Films
Alle Vorführungen finden im Revue Cinema statt. Der Ticketverkauf läuft über das Revue Cinema. Tickets können online oder 30 Minuten vor der Vorstellung im Kino gekauft werden.
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