Filmreihe „Arbeiter verlassen die Fabrik” | „Gefängnisbilder” von Harun Farocki

Arbeiter verlassen die Fabrik © Harun Farocki Filmproduktion

So, 17.03.2024

18:00 Uhr

Cinémathèque québécoise

Filmvorführungen | HOMMAGE À HARUN FAROCKI

Organisiert von Rémy Besson und Philippe Despoix (Centre de recherches intermédiales) und Regine Strätling (Centre canadien d'études allemandes et européennes), in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und der Cinémathèque québécoise präsentieren wir Ihnen ausgewählte Filme von Harun Farocki. Er gilt als bedeutender Vertreter des deutschen Experimental- und Dokumentarfilms. In diesem Jahr wäre nicht nur der 80. Geburtstag Harun Farockis gewesen, am 30. Juli 2024 jährt sich auch sein Todestag zum zehnten Mal.

Arbeiter verlassen die Fabrik 

Harun Farocki
Deutschland 1995, 36 min., Video, auf französisch

Die erste Kamera in der Geschichte des Films war auf eine Fabrik gerichtet, aber nach hundert Jahren läßt sich sagen, daß die Fabrik den Film kaum angezogen, eher abgestoßen hat. Der Arbeits- oder Arbeiterfilm ist kein Hauptgenre geworden, der Platz vor der Fabrik ist ein Nebenschauplatz geblieben. Das Werkstor formiert die von der Arbeitsordnung vergleichzeitigten Arbeiterinnen und Arbeiter, die Kompression erzeugt das Bild einer Arbeiterschaft.
Es ist augenscheinlich, wird aus der Anschauung gewonnen oder in ihr wiedergewonnen, daß die durch das Werktor Tretenden etwas Grundsätzliches gemeinsam haben. Das Bild ist nahe am Begriff, und deshalb ist dieses Bild zu einer rhetorischen Figur geworden. Man findet diese in Dokumentationen, in Industrie- und Propagandafilmen, oft mit Musik unterlegt und/oder Worten unterlegt, dem Bild ist ein Wortsinn wie "Ausgebeutete", "Industrieproletariat", "Arbeiter der Faust" oder "Massengesellschaft" eingetragen.
Nachträglich, nachdem wir gelernt haben, wie Filmbilder nach Idee greifen und von diesen ergriffen werden, nachträglich sehen wir, daß die Entschiedenheit der Bewegung der Arbeiterinnen und Arbeiter repräsentativ ist, daß die sichtbare Menschenbewegung stellvertretend steht für die abwesenden und unsichtbaren Bewegungen der Güter, Gelder und Ideen, die in der Industrie zirkulieren. Schon in der ersten Bilderfolge wird die Hauptstilistik des Films begründet. Zeichen werden nicht in die Welt gesetzt, sondern im Wirklichen aufgegriffen. Als teile die Welt aus sich heraus etwas mit.
(Harun Farocki)

Gefängnisbilder 

Harun Farocki 
Deutschland, 2000, 60 min, Video, Original mit französischen Untertiteln

In Überwachungsbildern spürt Harun Farocki der Zurichtung des Menschen in der Institution Gefängnis nach und stellt diesen Aufnahmen Zitate aus der Filmgeschichte gegenüber. Inhaltlich nimmt er dabei Bezug auf die Philosophen Michel Foucault und Gilles Deleuze. "Das Kino fühlte sich immer schon von den Gefängnissen angezogen, heute sind die Gefängnisse voll von Videokameras zur Überwachung. Diese Bilder sind ohne Schnitt und Formatwechsel, ohne Verdichtung von Zeit und Raum und deshalb besonders geeignet, die Ereignislosigkeit auszudrücken, in die der Gefangene zur Strafe versetzt sein soll. Die Überwachungsbilder zeigen die Norm und rechnen auf eine Abweichung." (Harun Farocki) - Filmmuseum Potsdam 
 

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