FOKUS DEUTSCHLAND beim R.E.A.D.-Festival
Sibylle Berg - Und jetzt: die Welt! ( 2013 )
Übersetzung: Jukka-Pekka Pajunen
Regie: Hilkka-Liisa Iivanainen
In den Rollen: Marja Salo, Emilia Kokko, Maija Andersson
Sie sind klug, gut ausgebildet und leben in prekären Verhältnissen, weil auch das x-te Praktikum kein Geld bringt. Sie verkaufen selbstgekochte Drogen im Internet, schreiben Mode-Blogs und steigern den Marktwert ihres Körpers im Fitnessstudio, obwohl sie den Markt verachten. Sie kommunizieren per Skype, SMS, Chat oder Telefon, und doch bleibt da ein Gefühl von überwältigender Einsamkeit. Eine junge Frau bilanziert in Sibylle Bergs «Text für eine Person und mehrere Stimmen» ihr bisheriges Leben: früher Mitglied einer brutalen Mädchengang, heute friedlich Yoga, früher unbeholfenes Knutschen mit Jungs im Zeltlager, heute Gender-Fragen und die Projekte «Sex» und «Liebe» mit Männern oder Frauen, früher hochfliegende Ideale, heute Pragmatismus. Sehnsucht ist etwas, das man hauptsächlich aus Filmen kennt, Familie ein Verbund, den man sich selbst zusammenstellt, und immer lauert draußen die Welt, stellt Forderungen und diktiert Bilder, denen man unmöglich genügen kann.
Gnadenlos und zugleich mit großer Zärtlichkeit porträtiert Sibylle Berg vier Frauen Anfang 20, die – schwankend zwischen Aggression und Apathie, Aufbruch und Abgeklärtheit – unsicher sind, wofür sie kämpfen sollen, und bei denen schon das Wort «wir» für berechtigte Skepsis sorgt.
Sibylle Berg wurde 1968 in Weimar geboren und lebt heute als Autorin, Dramatikerin und Publizistin in Zürich und Tel Aviv. Ihre Romane und Theaterstücke wurden mittlerweile in rund 30 Sprachen übersetzt.
Mit
Und jetzt: die Welt! wurde Berg zur besten deutschsprachigen Dramatikerin des Jahres 2014 in der Kritikerumfrage von "Theater heute" gewählt.
Zu ihren wichtigsten Prosawerken gehören die Romane E
in paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot (Reclam Leipzig, 1997),
Amerika (Hoffmann und Campe, 1999),
Ende gut (Kiepenheuer und Witsch, 2004),
Die Fahrt (Kiepenheuer & Witsch, 2007),
Der Mann schläft (Hanser Verlag, 2009 - nominiert für den Deutschen Buchpreis),
Vielen Dank für das Leben (Hanser Verlag, 2012 - nominiert für den Schweizer Buchpreis) und
Der Tag, als meine Frau einen Mann fand (Hanser Verlag, 2015).
Mit der Dramatisierung von
Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot war Sibylle Berg 2000 erstmals für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert, gefolgt von Nominierungen für
Helges Leben (2001),
Hund, Frau, Mann (2002),
Die goldenen letzten Jahre (2009),
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter (KinderStückePreis 2015) sowie U
nd dann kam Mirna, das 2016 in Mülheim den Publikumspreis gewann. (Text: Rowohlt Theaterverlag)
Das Goethe-Institut unterstützt die Übersetzung sowie die Lesung des Stücks.
Rechte: Rowohlt Theaterverlag
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