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Band des Monats
Il Civetto

Vier Männer in einem Feld
© Il Civetto

Il Civetto – der Nacht-Eulerich. Das gibt es nicht? Das gibt es doch! Il Civetto, das ist ein unverkennbares Musik-Potpourri mit Einflüssen aus aller Welt und einer geheimnisvollen Exotik, produziert in Berlin.

Von Naomi Salbert

Von einer Jamsession in der U-Bahn zu einer internationalen Fanbase

In einer Berliner U-Bahn fing 2010 alles an. Dort war die Band zum ersten Mal zu hören. Spontan starteten sie eine Jamsession und brachten dabei den Wagon für zwei Stationen zum Beben. Die Security wurde kurzerhand mit Döner bestochen und weiter ging‘s. Darauf wurden die Jungs prompt von einem Fahrgast für einen Auftritt gebucht. Danach ging alles ganz schnell, Il Civetto (der Eulerich) war geboren!

Es folgten auch gleich weitere Bookings. 2015 starteten sie dann eine Crowdfunding-Aktion, um ihr gleichnamiges Debütalbum Il Civetto zu finanzieren, welches in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Robert Kondorosi (BudZillus) im selben Jahr veröffentlicht wurde. Nach Auftritten beim MS Dockville, dem Fusion Festival, Montreux Jazz Festival, dem 3000° und bei den Anti-G20-Protesten in Hamburg begeistert die Band inzwischen auch ein internationales Publikum von Istanbul bis Kopenhagen.

Global Pop mit Tiefgang

Die Band lässt sich in keine Schublade stecken. Global Pop beschreibt am besten ihren Musikstil. Denn global ist er auf alle Fälle und besticht mit einem gewissen Tiefgang. Ein verrückter Mix aus Balkanmusik, Folk und Swing. Hier trifft lateinamerikanische Leidenschaft auf orientalische Klänge, kreiert von Berliner Jungs. Langweilig werden ihre Songs nie, es ist immer etwas Neues zu entdecken. Allein die Auswahl der Instrumente ist einmalig. Sie experimentieren mit Akustik-Gitarre und Bass, Ukulele, Klarinette, Saxofon und einem selbst zusammengestellten Percussion-Set mit Cajon, Bongos, Djembe, Snare-Drum und Kuhglocke und erfinden sich auf der Bühne immer wieder neu. Da schwingt auch der größte Tanzmuffel mal die Hüfte.

Reise durch das Unbekannte

In ihren Songs verarbeiten sie Eindrücke, die sie auf Reisen gesammelt haben. Ihre Texte: eine wilde Mischung aus Deutsch, Englisch, Französisch, Portugiesisch, Türkisch und Sprachen, die wohl nur Il Civetto selbst versteht. Sie erzählen magische, mystische Geschichten und plötzlich holen sie einen ab, nehmen dich mit auf eine Reise ins Unbekannte. Durch dunkle Wälder begleitet von einer traurigen Fee, über Zitronenbäume kletternd hoch ins Freie ans Licht. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Spontan und voller Lebensfreude, aber auch geheimnisvoll und melancholisch. Die leidenschaftliche Stimme des Sängers Leon Keiditsch transportiert eine Sehnsucht, in der Euphorie und zugleich Fernweh zu spüren ist.
 
 

Auch mal ernstere Töne

Hatte ihr erstes Album noch eine sehr verspielte und verträumte Leichtigkeit, so spielen sie auf ihrem zweiten Album, Facing the Wall - geschrieben in Marokko, Griechenland und Andalusien und aufgenommen in Berlin - schon viel ernstere Töne an. „Facing the Wall“, das soll so viel bedeuten wie „in die Ecke gedrängt“ oder „an die Wand gestellt“. Das Album erzählt von einer Generation im Umbruch, einer Generation, welche sich auf der Suche befindet und zunehmend Verantwortung übernimmt.
 

So sagt Leon: „Wir leben in Zeiten des Umbruchs: Seehofer, Trump, Klimawandel. Unserer Generation wird langsam klar, dass sich nicht einfach alles zum Guten wenden wird. Wir müssen unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen.“ Die Single Tout va changer demain greift genau das auf. Sie fordert dazu auf, aktiv zu werden und kritisiert es, nichts tuend darauf zu warten, dass sich in der Zukunft alles zum Besseren wenden wird.

Doch trotz aller Ernsthaftigkeit haben Il Civetto ihren charakteristischen Sound behalten. Ein Album mit viel Liebe zum Detail, welches nicht nur zum Tanzen, sondern auch zum Nachdenken anregt.

Wir sind gespannt, was in Zukunft kommt. Das nächste Album ist für das Frühjahr 2021 schon angekündigt.

Mitglieder: Lars Löffler-Oppermann · Leonard Schulz · Leon Bollinger · Leon Keiditsch · Tristan Böttger · Robert Kondorosi
 

DISKOGRAPHIE:

Alben:
2015: Il Civetto (Eastblok Music)
2019: Facing The Wall (Eastblok Music)

EPs:
2016: Ébabaré (Eastblok Music)
2016: Lubmin (Acker Records)
 

Band des Monats auf Spotify

Hände und Gitarre © Colourbox.com, ldutko Jeden Monat stellen wir euch eine Band oder eine*n Sänger*in aus einem deutschsprachigen Land vor – den Musikstilen sind keine Grenzen gesetzt. Mit dieser Playlist könnt ihr in die Musik der vorgestellten Künstler*innen hineinschnuppern.

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