Martin Walser: Die Inszinierung

Martin Walser: Die Inszinierung © Rowohlt Verlag Fingerübung im hohen Alter. Ein Autor wie Walser ist jederzeit imstande, seinem Publikum im Handumdrehen so ein Buch wie „Die Inszenierung” zu präsentieren. Der Stoff ist denkbar einfach: ein prominenter Regisseur versucht, zwischen zwei Frauen zu balancieren und verliert am Ende. Das alles spielt sich im Krankenhaus ab, wo der Theatermann Augustus Baum sich wegen eines - zum Teil simulierten - Leidens aufhält.

Hier hat er mehr Zeit als genug, über sein Leben und seine Lieben nachzudenken und Rückschlüsse zu ziehen. Er sinniert lange über Sexualität, Tschechow, Stanislawski, die Vereinigten Staaten, Platon und noch vieles andere.

Walser, der im biblischen Alter auf niemanden und nichts Rücksicht zu nehmen braucht, teilt uns seine illusionslose Meinung über die Dinge des Lebens mit. Er lacht uns aus, weil wir uns (und die anderen umso mehr) ständig belügen, macht den ganzen heutigen Kulturbetrieb – besonders den amerikanischen – lächerlich, amüsiert sich über die pseudowissenschaftlichen Sexualtheorien, die durch die Abkürzung GV ( für Geschlechtsverkehr) gekrönt werden.

In meiner Lesart fand ich Walsers Roman eine Art Parodie, die so leichtfüßig daherkommt wie eine Fingerübung am Klavier.