Die 5 Top-Themen
Worüber man spricht

Nicht Viktor Orbán, die Opposition, Flüchtlinge oder Brüssel sind die Themen, über die am meisten gesprochen wird, sondern Themen, die speziell mit Szentlászló zu tun haben.

1. Das Dreieck

Dreieck
Dreieck | Foto: Bálint Bárdi
An der Kurve, wo die alte Hauptstraße (Kossuth utca) auf die Hauptstraße Nr. 67 trifft, wird die Kreuzung breiter und bildet ein Dreieck. Unter dem vorherigen Bürgermeister war die Insel in der Mitte der Kreuzung mit einem farbenfrohen Blumengarten bedeckt – so hieß das Dorf die Durchreisenden willkommen.

Als wir dort waren, war eine neue Dekoration in Arbeit: Ein hölzerner Pferdewagen wurde im Rahmen einer gemeinschaftlichen Arbeit bemalt und sollte mit Geranien geschmückt werden.  Schon das neue Designkonzept hatte das Dorf gespalten, aber das Dreieck wurde erst richtig zum Gesprächsthema, als eines Morgens jemand die Worte „Szentlászló Dorfbus-Programm“ auf ein großes Leintuch malte und es auf den Wagen hängte. Der Witz, der sich an die Einwohner richtete, bezog sich auf die Tatsache, dass Szentlászló seit Jahren nicht in das Dorfbus-Programm aufgenommen wurde, während fast alle Nachbardörfer bereits Zuschüsse für den Dorfbus erhalten haben.

Wir hatten das Dorf bereits verlassen, als wir im Herbst hörten, dass die Installation über Nacht zerstört worden war, die Geranien und der Mais abgerissen worden waren und wieder aufgebaut werden mussten. Doch es gibt ein Happyend: Im Oktober gab der Bürgermeister bekannt, dass Szentlászló in die engere Wahl für die Ausschreibung des Dorfbusses und des Dorfverwalters gekommen ist. Für seinen Beitrag zum Gewinn der Ausschreibung bedankte sich der Bürgermeister besonders bei Csaba Nagy, dem örtlichen Parlamentsabgeordneten (Fidesz-KDNP).
 

2. Öffentliche Versorgungseinrichtungen

Abwasser Szentlászló
Kein Kanal – Spuren von Spülwasser auf der Straße | Foto: Dóri Pilinszky
Szentlászló ist malerisch gelegen, aber ziemlich weit von der Kanalisation und dem Gasnetz entfernt. Die Behandlung und Ableitung häuslicher Abwässer ist in solchen Dörfern ein akutes Problem, ebenso wie eine umweltfreundliche, schadstofffreie Heizung.

In Szentlászló schlug der frühere Bürgermeister István Hideg die Errichtung einer individuellen Kläranlage für die Familien von Szentlászló vor, für die ein Zuschuss beantragt werden konnte, zu dem die Bevölkerung zehn Prozent Eigenmittel beitragen musste. Die Selbstverwaltung war für die Beschaffung des Zuschusses und die technische Umsetzung zuständig.

Die technische Lösung bestand in der Installation von Familiensickergruben auf den zu den Häusern gehörenden Grundstücken, die das Abwasser filtern, damit es nicht ungeklärt in den Boden gelangt. Der Nachteil ist, dass das System auf dieselbe Weise gesättigt wird und zusätzliche Kosten für die Entleerung anfallen. Das Behandlungsprogramm hat auch die Kapazitäten der Gemeinde belastet: Im Laufe des Projekts wurde klar, dass zusätzlich zur kommunalen Kofinanzierung die Mehrwertsteuerkosten des Bruttosubventionsbetrags über einen Kredit bezahlt werden müssen.

Das Abwasserreinigungsprogramm ist in Szentlászló keine vollständige Lösung, da die zur Verfügung stehende Subvention die Teilnahme von maximal 150 Haushalten der 260 im Dorf lebenden Familien abdeckte, aber die Zuzahlung von Eigenmitteln machte es schwierig, genügend Familien für das Programm zu gewinnen. Da sie nicht allen Familien zur Verfügung steht, ist vielerorts noch zu sehen, dass improvisierte Rohrsysteme verwendet werden, um schäumendes Waschwasser in den Straßengraben abzuleiten.

Das andere Problem ist die Heizung: Eine Gasleitung führt nach Bőszénfa, die andere nach Csertő – beide weit genug entfernt, um Szentlászló zu einem Niemandsland zu machen. Da es hier keine Industrieanlagen gibt und nicht mehr als fünf bis zehn Prozent der Familien für Gas bezahlen würden, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit keine Gasleitung geben. Es müsste also eine alternative Lösung gefunden werden, um das Heizen weniger umweltschädlich zu machen.
 

3. Events

Leerer Fußballplatz
Leerer Fußballplatz | Foto: Gréta Kovács
Ein ständiges Gesprächsthema im Dorf ist, dass es seit dem Ausbruch des Coronavirus keine Veranstaltungen mehr gibt, „es passiert nichts“ klagt man, während es in den Nachbardörfern, auch wenn es keine Jahrmärkte oder Dorffeste gibt, kleine Veranstaltungen organisiert werden, die die Gemeinschaft zusammenbringen. Im benachbarten Mozsgon zum Beispiel wurde das Hahnenfestival, das früher sogar die Musikbands Neoton, Beatrice und Kozmix ins Dorf gebracht hatte, abgesagt, dafür aber eine Operettenaufführung und ein Orgelkonzert zur Einweihung der renovierten Kapelle veranstaltet. Und auch in Boldogasszonyfa fand im Juni die Boldogasszonyfa-Tour statt, gefolgt von einem Straßenfest bis zum Morgengrauen. Das nächste große Ereignis in Szentlászló könnte das Treffen der mitteleuropäischen Dörfer namens Szentlászló sein, das im nächsten Jahr im Dorf stattfinden wird.
 

4. Geistliche

Gottesdienst – zelebriert vom neuen Pfarrer
Gottesdienst – zelebriert vom neuen Pfarrer | Foto: Gréta Kovács
Die römisch-katholische Kirche von Szentlászló ist mehr als 200 Jahre alt. Seit vielen Jahren werden die seelsorgerischen Aufgaben in den umliegenden Dörfern durch den Pfarrer von Szigetvár erfüllt. In der Regel können die Gemeindemitglieder auf Facebook erfahren, wann die Messe in einer bestimmten Woche stattfindet. Für Gesprächsstoff unter den Dorfbewohnern sorgte die Tatsache, dass der Pfarrer von Szigetvár im August um seine Entlassung bat und der Diözesanbischof ihn bis auf weiteres beurlaubte – wie es im Dorf hieß, „eine Frau hat ihn weg-geliebt“ –, um ihm Zeit zu geben, darüber nachzudenken, was er tun wollte.
 

5. Grabmal für 1956

Grabmal für 1956
Grabmal für 1956 | Foto: Gréta Kovács

Im vergangenen Jahr wurde in Szentlászló als Ergebnis einer Bürgerinitiative das hölzerne Grabmal für das Jahr 1956 enthüllt. Es erinnert an József Herczeg, der nach der Revolution von einem nahen Verwandten denunziert und wegen Waffenbesitzes zum Tode verurteilt wurde. Im Dorf herrschte Uneinigkeit darüber, dass der Mann nicht aus Szentlászló, sondern aus Terecseny stammte, und es gab einige, die sich darüber stritten, ob er als Märtyrer des Dorfes betrachtet werden könne. Seine Ehefrau, Tante Panni, zog jedoch nach dem Tod ihres ersten Mannes nach Szentlászló. Sie heiratete erneut, hatte keine Kinder und starb in dem Dorf. Eine der Initiatoren, Virág Mezei, ist der Meinung, dass das Gedenken an die Revolution die Gemeinschaft stärkt und dass es im Dorf einen Bedarf an Gedenkveranstaltungen gibt.

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