#Klartexte
„Zeitunglesen“ neu lernen

Ob in den immer schon wankenden osteuropäischen Demokratien oder in einer der heutzutage ins Wanken geratenen westlichen – tagtäglich erlebt man, dass man die Deutung von Nachrichten neu erlernen muss. In den zurückliegenden zehn Jahren haben sich sowohl die Medienlandschaft als auch der öffentliche Diskurs rasant verändert. Selbst mit hohem Bildungsgrad steht man oft ratlos inmitten der Nachrichtenflut, die über einen hereinbricht, sobald man online geht, den Fernseher einschaltet oder – hartnäckig an einer aussterbenden Routine festhaltend – eine Zeitung aufschlägt.

Die Goethe-Institute in Polen, Tschechien und Ungarn haben gemeinsam mit Partnern das Projekt #Klartexte gestartet:  Mit ausgewählten Beiträgen auf Deutsch und in den Sprachen der teilnehmenden Länder unterstützt es Medienkonsumentinnen und -konsumenten bei der Deutung von Nachrichten, Verlautbarungen, gesellschaftlichen und politischen Mitteilungen.

Klartexte, Grafik: Kristóf Ducki © © Goethe-Institut Ungarn Klartexte, „Zeitunglesen“ neu lernen, Grafik: Kristóf Ducki | © Goethe-Institut Ungarn © Goethe-Institut Ungarn
Die ungarischen Artikel befassen sich mit drei Themengebieten: Framing, Populismus und Fake News. Über welche aktuellen globalen und lokalen Fragen müssen wir in diesen Bereichen Bescheid wissen, um selbstbewusste und selbstsichere Medienkonsumentinnen und -konsumenten sein zu können? Der Begriff des Framings bedeutet, dass die Darstellung von Ereignissen und Phänomenen stets im Kontext anderer Phänomene und Prozesse erfolgt und damit beeinflusst, wie man diese versteht und bewertet. Der Populismus ist kein neues Phänomen. Popularitätsheischende politische Rhetorik, die an irrationalen Gemütsbewegungen appelliert, hat sich in den vergangenen Jahren allerdings auch in westlichen Demokratien als erfolgreiche Strategie erwiesen. Deshalb ist es wichtig, die Merkmale zu erkennen, mit denen Angst geschürt und falsche Zusammenhänge als Tatsachen dargestellt werden. Die Flut der Fake News, die durch Soziale Medien heutzutage im Instrumentarium politischer Kampagnen ebenso einen Platz bekommen wie in der Geschäftskommunikation, untergräbt das Ansehen der Medien und verunsichert sogar die routiniertesten Nachrichtenkonsumentinnen und -konsumenten. Das Herausfiltern von Fake News kann nicht nur die Aufgabe der Behörden und Journalistinnen und Journalisten sein. Auch wir selbst müssen uns gegen Täuschung, Irreführung und Manipulation rüsten.
 
Sich ständig zu informieren und neue Dinge zu lernen ist nicht nur für Journalistinnen und Journalisten unerlässlich, sondern für uns alle, damit wir auswählen und bewerten können, um nicht der kommerziell oder politisch motivierten Manipulation ausgeliefert zu sein und um als bewusste Nachrichtenkonsumentinnen und -konsumenten für einander und unsere Gemeinschaften verantwortliche Bürgerinnen und Bürger sein zu können.
 
Anna Gács
Universitätsdozentin, Eötvös-Loránd-Universität Budapest, Fakultät für Geisteswissenschaften, Lehrstuhl für Medien und Kommunikation

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