Tonabnehmer | Musik
Viraler Zungenbrecher

Zungenbrecher und virale Hits – eigentlich kein Match. Doch dann kam „Barbaras Rhabarberbar“. Was es brauchte? Den Liedermacher Bodo Wartke, ein paar glückliche Zufälle und – natürlich – das Internet.
Von Katharina Ott-Alavi
Die Menschen im Norden gelten als wortkarg. Der gebürtige Hamburger Bodo Wartke ist da allerdings eine Ausnahme. Bereits als kleiner Junge pflegt er eine Brieffreundschaft mit seiner Patentante, die zu besonderen Anlässen kurze Gedichte für ihn schreibt. Sehnsüchtig wartet er an seinen Geburtstagen auf den Briefträger, voller Vorfreude auf die neuen Zeilen. Reime aller Art faszinieren ihn von klein auf – sie bringen „die Sprache zum Klingen“, wie er später in Interviews erzählen wird.
Eine Blüte des Bodoversums
Zunächst bleibt das Reimen jedoch ein privates Interesse. Als Sohn eines Ärzt*innen-Ehepaares schlägt Bodo zunächst eine gewöhnliche Laufbahn ein: Abitur, Zivildienst und ein Physikstudium in Berlin – doch dieses macht ihm keinen Spaß. Er überdenkt seine Berufswahl, entschließt sich, Musik auf Lehramt zu studieren, und absolviert schließlich eine renommierte Masterclass für talentierte Textdichter*innen in der Unterhaltungsmusik. In den kommenden Jahren geht er mit den unterschiedlichsten Programmen auf Tournee. Sein „Bodoversum“ ist vielseitig: von Liebesliedern und Popmusik über Zungenbrecher und Musiktheater bis hin zu antiken Dramen – kein Genre ist ihm fremd.Springen wir ins Jahr 2023: Bodo Wartke, mittlerweile in Deutschland etabliert, stößt im Internet auf den wohlklingenden Zungenbrecher „Barbaras Rhabarberbar“ – und kurze Zeit später veröffentlicht er gemeinsam mit Produzent Marti Fischer den gleichnamigen Song samt passendem Video. Das ulkige Deutschrap-Stück, in dem fast ausschließlich Wörter mit der Silbe „ba“ vorkommen, wird zu einem kleinen Internet-Hit und tausendfach geklickt. So weit, so gut. Die beiden Musiker sind zufrieden mit ihrem bescheidenen Erfolg.
Tja, dieser Kuchen war gradezu bombastisch
Und die Nachfrage danach erstarke drastisch
Barbara eröffnete noch im selben Jahr
Eine Bar und nannte sie „Barbaras Rhabarberbar“
Warum aber ist das Lied so erfolgreich? Wartke selbst hat darauf keine endgültige Antwort. „Vielleicht liegt es an der fröhlichen Melodie und der Liebe zur klangvollen Sprache – das scheint universell anzukommen“, erklärt er bescheiden. Eines jedoch ist sicher: Das Internet hat entscheidend dazu beigetragen, einige hartnäckige Klischees über deutsche Musik zu entkräften. Wer hätte nämlich gedacht, dass Deutschland einmal für seinen Humor und seine sprachliche Leichtigkeit gefeiert wird? Was auch immer das Geheimnis des Songs ist, eines steht fest: Der skurrile Zungenbrecher zeigt, dass Humor und die deutsche Sprache einander nicht ausschließen – im Gegenteil: Manchmal sind sie sogar ein überraschend harmonisches Paar. Barbaras Rhabarberbar = einfach unschlagbar.