Die urbane Entwicklung der Hooghly-Kulturlandschaft

H3 Heritage and Urban planning © Goethe-Institut Kolkata

Fr, 28.01.2022

18:30 Uhr IST

Online Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Kolkata

Eine Podiumsdiskussion, moderiert von Manish Chakraborti, mit Beiträgen aus Deutschland, Großbritannien, USA und den Niederlanden

Der Hooghly war eine Wasserstraße von wahrhaft globaler Bedeutung – er zog Händler, Missionare, Staatsmänner, Soldaten sowie Arbeiter aus Asien, Europa und anderen Teilen der Welt an und wurde zu einem Zentrum in der Globalgeschichte. Diese einzigartige Kulturlandschaft, ein Schmelztiegel mehrerer Kulturen, kann bis heute in den ehemaligen Handelsniederlassungen und Siedlungen entlang des Flusses zurückverfolgt werden, wo ein Großteil der Baudenkmäler und Orte noch immer vorhanden sind. An keinem anderen Ort der Welt zeugt ein dichteres Gebiet mit Kulturdenkmälern im Kontext der frühen Kolonialgeschichte Indiens von den kommerziellen und kulturellen Interaktionen zwischen Ost und West.

Diese einzigartige Kulturlandschaft, ein Schmelztiegel mehrerer Kulturen, kann bis heute in den ehemaligen Handelsniederlassungen und Siedlungen zurückverfolgt werden, wo ein Großteil ihrer Baudenkmäler und Orte noch immer vorhanden ist – beispielsweise Serampore (dänisch), Chandannager (französisch), Chinsurah (niederländisch) und Bandel (portugiesisch). An keinem anderen Ort der Welt zeugt ein dichteres Gebiet mit Kulturdenkmälern im Kontext des frühen europäischen Handelskolonialismus in Asien von den kommerziellen und kulturellen Interaktionen zwischen Ost und West.

Auf den sich ändernden Verlauf des Flusses, den Niedergang der Hafenwirtschaft und Juteindustrie sowie sich wandelnde politische Dynamiken folgte jedoch die Verwahrlosung des Flussufers. Die leerstehenden Lagerhäuser und Jutespinnereien, Wasserwerke und traditionellen Bauwerke, Tempel und ghats sind in einem katastrophalen Zustand. Selbst die am Fluss stehenden Herrschaftshäuser wurden schrittweise verändert oder sogar bis zur Unkenntlichkeit durch Betonbauten ersetzt. Nichtsdestotrotz weisen diese Siedlungen weiterhin ein spektakuläres architektonisches Erbe von globaler Bedeutung auf. Es ist von unschätzbarem wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Wert und kann die Erneuerung vorantreiben, durch die Wirtschaftsförderung, Berufsperspektiven, Fähigkeiten und Vorteile für alle Bewohner:innen herbeigeführt werden können. 

In der Podiumsdiskussion werden Expert:innen aus Indien, Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden anhand von Fallbeispielen diskutieren, wie eine Planung mit dem Fokus auf Wiederverwendung und Erhalt des Kulturerbes bereits weltweit zur erfolgreichen Wiederbelebung vieler Städte am Wasser geführt hat. Ziel dabei ist es, auf einen kreativen Plan für die Wiederverwendung und zukünftige Entwicklung der Hooghly-Kulturlandschaft hinzuarbeiten.

Das Programm findet im Rahmen des Hooghly Heritage Hub mit Unterstützung durch EUNIC (Nationale Kulturinstitute in der Europäischen Union) statt und wird präsentiert vom Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Kolkata.

DER REDNER AUS DEUTSCHLAND

Frank Eckardt © Frank Eckardt DR. FRANK ECKARDT – DEUTSCHLAND

Dr. Frank Eckardt ist Politologe und seit 2008 Professor für Sozialwissenschaftliche Stadtforschung an der Bauhaus-Universität Weimar; dort ist er aktiv an der Ausbildung von Stadteplaner:innen beteiligt. Er ist Leiter der Bauhaus Research School und Kursleiter des englischsprachigen Masterstudiengangs „European Urban Studies”. Frank Eckardt forschte bereits zu verschiedenen Themen der Stadtentwicklung und veröffentlichte umfangreich darüber. Zu seinen Forschungsschwerpunkten der letzten Jahre zählen Fragen zu Migration, Rassismus und kultureller Vielfalt in der Stadt sowie zu sozialer Ungleichheit und Abspaltung. Zunehmend liegt der Fokus seiner Arbeit jedoch auf den Herausforderungen ökologischer Krisen wie dem Klimawandel und dem Schutz natürlicher Ressourcen. Gemeinsam mit Anton Brokow-Loga fokussiert er in seiner Arbeit zudem das Konzept der „Postwachstumsstadt”.

DAS THEMA:

Die Emscher war der Hauptfluss der industriellen Landschaft des Ruhrgebiets. Als Beförderungsweg für Industriegüter, allen voran Kohle und Stahl, war der Fluss stark verschmutzt und für mehr als ein Jahrhundert nicht einmal mehr als Fluss erkennbar. Erst mit der Deindustrialisierung in den 1960er Jahren wuchs langsam das Bewusstsein, dass die Emscher und ihre benachbarten Kanäle Orte der Natur und der Erholung waren. Als sich die politische Einstellung gegenüber dem Fluss in den 1990er Jahren änderte, wurden wichtige Schritte unternommen, um ihn zu renaturieren. Erst in diesem Jahr konnte dieses kostspieligste aller Flusssanierungsprojekte in der deutschen Geschichte beendet werden. Im Vortrag soll ein Überblick über die sich wandelnden Kontexte dieser Renaturierung und ihrer unterschiedlichen Phasen gegeben werden. Die Präsentation bietet zudem Einblicke in Erfolge und Schwierigkeiten und schließt mit einer Erörterung der Nachhaltigkeit in Zeiten des Klimawandels.

Manish Chakraborti © Manish Chakraborti DER MODERATOR - MANISH CHAKRABORTI 

Manish Chakraborti ist Architekt, Stadtplaner und einer der führenden Architekten für Denkmalpflege; seine Arbeiten wurden sowohl in nationalen als auch in internationalen Zeitschriften und Medien veröffentlicht. Er ist Autor zahlreicher Bücher über Architektur und Denkmalpflege, schreibt Gastkolumnen, ist Gastprofessor an Hochschulen für Architektur in Indien und arbeitet zur Zeit als Direktor für die School of Architecture and Planning an der Sister Nivedita University in Kolkata. Er verfasste den Nominierungsantrag für die Aufnahme Santiniketans als Stätte des Weltkulturerbes, der momentan von der UNESCO geprüft wird. Für die Restaurierung der St. Olav-Kirche wurde er zudem mit dem UNESCO Asia Pacific Heritage Award of Distinction 2016 ausgezeichnet. Für seine zwei Jahrzehnte Arbeit im architektonischen Denkmalschutz in Kolkata und ganz Indien wurden ihm außerdem der Society Interiors Honours Award sowie der Sutanuti Honours Award verliehen.

WEITERE REDNER:INNEN:

DR. PAUL MEURS – NIEDERLANDE

Paul Meurs studierte Architektur und Restauration an der Delft University of Technology und promovierte mit seiner Abschlussarbeit unter dem Titel De moderne historische stad (Die moderne historische Stadt) an der Free University Amsterdam. 2006 wurde er zum Professor für Restauration an der Fakultät für Architektur an der TU Delft berufen. Paul Meurs ist zudem Mitglied des Committee for Beautification and Monuments in Rotterdam und des Architecture Committee of the Council for Culture. 1989 gründete Meurs Urban Fabric, ein Büro für Forschung über und Beratung rund um Stadtdesign und architektonische Transformationen. Gemeinsam mit Dr. Marinke Steenhuis leitet er das Büro SteenhuisMeurs, das sich auf die Erforschung von und Beratung über die Entwicklung von Kulturerbe, Umnutzungsmöglichkeiten und urbane Veränderungen spezialisiert hat.

DR. SIDDHARTHA SEN – USA

Dr. Siddhartha Sen ist Prodekan und Professor an der School of Architecture and Planning sowie Leiter des Promotionsprogramms für Stadt- und Raumplanung an der Morgan State University in Baltimore, USA. Er ist ein anerkannter Wissenschaftler über die indische Urbanisierung und den gemeinnützigen Sektor in Indien.

DR. SOUMYEN BANDYOPADHYAY – GROSSBRITANNIEN

Dr. Soumyen Bandyopadhyay hat den Sir James Stirling-Lehrstuhl für Architektur an der Liverpool School of Architecture in Großbritannien inne und war zuvor Professor an der Manchester School of Architecture und der Nottingham Trent University. Dr. Bandyopadhyay forscht zu den Themen Architekturdesign sowie zu Architekturgeschichte und –theorie. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte liegen auf den historischen, theoretischen und kontextuellen Ansätzen des Architekturdesigns und der Kunst und Architektur Indiens und des Nahen Ostens, wo er zudem umfassende Erfahrungen in der architektonischen Praxis nachweisen kann. Dr. Bandyopadhyay ist außerdem als Berater in den Bereichen Stadtentwicklung, Stadtsanierung, Architektur- und Stadtdesign sowie Stadterhalt tätig.

DR. SHIKHA JAIN – INDIEN

Dr. Shikha Jain ist die Leiterin von ‚Preservation and Community Design’ und Vorsitzende der Development and Research Organisation for Nature, Arts and Heritage (DRONAH). Zu ihren umfassenden Erfahrungen im Bereich Kulturerbe zählen Auftritte bei Versammlungen des UNESCO-Welterbe zu den Themen Erhaltungsmaßnahmen und Vor-Ort-Maßnahmen von mehr als 50 Schutz- und Museumsprojekten in ganz Indien. Als internationale Expertin arbeitete sie als Beraterin für das National Heritage Board, Singapur; FRIM-Malaysia; SGTS; UAE; das UNESCO-Büro in Jakarta, Indonesien; das Büro der UNESCO in Neu-Delhi und das Institut für Architektur in Myanmar. Zwischen 2012 und 2015 war Dr. Jain zudem Mitglied des Beirats für Weltkulturerbe im indischen Kulturministerium.

ANDERE REFERENTEN:

DR. BRANT D RYAN, Masachusets Institute of Technology, USA

MS. NEHA J DOSHI, Masachusets Institut für Technologie, USA 

Sie werden gemeinsam mit Dr. Siddhartha Sen präsentieren.

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