Filmreihe DER MENSCH DER ZUKUNFT - DER MENSCH IN DER ZUKUNFT

DER MENSCH DER ZUKUNFT © Eugen Korda

Di, 09.11.2021 –
So, 14.11.2021

0:01 Uhr – 23:59 Uhr

Online

Eine Science Fiction-Filmreihe


Das Genre Science Fiction, das für sich in Anspruch nimmt, die Zukunftsfähigkeit von Menschen und Gesellschaften auf den Prüfstand zu stellen, muss sich mit drei großen Vorwürfen auseinandersetzen. Der erste stammt von Stanislaw Lem und drückt sich im Titel eines seiner Essays aus: „Science Fiction - ein hoffnungsloser Fall…mit Ausnahmen“. Vor allem geht es dabei darum, dass das Genre triviale Unterhaltung mit den immer gleichen Versatzstücken liefere, die Raumschlachten und Supertechnologien, die erschreckenden Aliens und phantastischen Verschwörungen, die Roboterkriege und Androidenträume, in immer neuen Zusammensetzungen bis hin zu einer Art von Science Fiction, die eigentlich nichts anderes tut, als die alten Motiven von Märchen und Mythen, Heldenreise und phantastische Begleiter, böse Wölfe und Zauberer mit futuristischem Beiwerk zu versehen.

Der zweite Vorwurf, den man der Science Fiction, insbesondere in ihrer filmischen Umsetzung macht, stammt ursprünglich von Susan Sontag und besagt, dass es im Kern um nichts anderes als eine „Katastrophenphantasie“ gehe, um die Lust an Zerstörungen, Explosionen und Weltuntergängen. Das Spektakel von Destruktion und Dystopie für ein vorwiegend junges, weißes, männliches Publikum.

Der dritte Vorwurf schließlich, manchmal durchaus freundlich geäußert, besagt, dass es in der Science Fiction in Wahrheit nie um Utopie, Zukunft und große Entwürfe gehe, sondern um maskierte und allegorisierte Darstellungen der jeweiligen Gegenwart. Dafür, dass soziale Science Fiction sich eine kritische Darstellung erlauben kann, die anders vielleicht nicht möglich wäre, opfere sie ihren „Sense of Wonder“.

Unsere Auswahl soll zeigen, dass Filme unter dem Kennzeichen Science Fiction auch ganz anders sein können: Keine Spektakel aus dem Baukasten der populären Mythologie, keine Phantasien von ewigem Kampf, von Zerstörung und Apokalypse und keine futuristisch verkleideten Leitartikel.

Es geht um persönliche Visionen und Grenzüberschreitungen, um Film als Gedanken- und Form-Experiment, um ein freieres Denken und Erzählen jenseits der simplen Dualität von Utopie und Dystopie, es geht darum, Zukunft als einen offenen Raum zu begreifen, der mehr ist als nur eine Verlängerung der Gegenwart und ihrer Probleme. Es geht um Science Fiction als ein mutiges Genre.

Und es geht um den europäischen Film, der stets durch Kreativität und Intelligenz wettmachen muss, was ihm an der ökonomischen und technischen Macht der globalen Traumfabriken fehlt. Es geht um Zukunftsbilder, die nicht von Konzernen und Märkten bestimmt sind, sondern von Autorinnen und Autoren.
Hier sollen sich drei Impulse begegnen: Eine Form des modernen Erzählens, das Zuschauer und Zuschauerin nicht erdrückt, sondern zum intellektuellen Partner macht, eine Form des Film-Essays, der auch in seiner Gestaltung neue Wege sucht und verschiedene Stil-Elemente zu einer eigenen Sprache verbindet, die uns in Räume von Diskurs und Phantasie führen, in denen wir noch nicht waren, und schließlich um eine Form des kritischen Realismus, der die Möglichkeiten zukünftiger Technologien und Wissenschaften erörtert, nicht zuletzt in Hinblick auf die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz und der Mensch-Maschinen-Interaktion, der Simulationen und Wirklichkeitsverschiebungen, die im Augenblick wesentlich näher und wahrscheinlicher, vielleicht sogar dramatischer erscheinen als Reisen in den Kosmos und Besucher aus dem All. Wer ist „Ich“ in der Zukunft, und Was ist „Wirklichkeit“ in der Zukunft? Es gibt kein besseres Medium als den Film, diese Fragen zu schärfen.
Autor: Georg Seeßlen, freier Autor unter anderem für "Die Zeit", "taz", "epd-Film", "Freitag" etc.

PROGRAMM:
ART GIRLS
AUTONOME ARTEFAKTE
DER TEST DES PILOTEN PIRX
KRABBEN
TEKNOLUST
THE TROUBLE WITH BEING BORN
WELT AM DRAHT
HOTEL "ZUM VERUNGLÜCKTEN ALPINISTEN"



Die Filmreihe findet im Rahmen des Anti-Dystopischen Kongresses statt (10.11. – 12.11.2021, online), welcher von den Goethe-Instituten Bratislava, Budapest, Krakau, Prag und Riga ausgerichtet wird.
Vom 9.11. bis zum 14.11.2021 ist Filmprogramm auf Goethe On Demand verfügbar.

Filmsprachen: Originalsprache; Untertitelung: Englisch





 

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