Alexander Kluge: Werkschau
Porträt des Künstlers
Alexander Kluge ist auch Philosoph, Kulturkritiker, Schriftsteller und Fernsehproduzent. Der Zeitgenosse von Adorno, Habermas und Fassbinder hat den Neuen Deutschen Film mitbegründet. Seinen Ruf als Filmemacher verdankt er seinen 20 Filmen, die von 1966 bis 1983 entstanden. Dem Künstler scheint jede Frage der Zeit- und Kulturgeschichte in seine intellektuelle Zuständigkeit zu fallen. Er ist gleichsam der Universalgelehrte unter den deutschen Filmregisseuren. „Macht der Gefühle“ (1983) ist Kluges Schlüsselfilm, dessen Titel das Grundthema seiner Arbeit bezeichnet: die Forschung des Konfliktes zwischen verstandesgeschützter Realität und dem Antirealismus der Gefühle. Harun Farocki bezeichnet das Gesamtkonzept seines Werkes als „Verbund“: mit der Collagetechnik montiert er disparate Elemente, Fotografien, Gemälde, Archivmaterial und inszenierte Passagen, arbeitet mit Kontrapunkten und Zwischentiteln. So schafft er Freiräume für den aktiven Zuschauer, der den Film am Ende in seinem Kopf zusammensetzt.
Filme und Beschreibungen
Preisträger des Goldenen Löwen in Venedig 1968. Der Film ist eine Parabel zu den Themen Kunst und Politik und deren Verwobenheit miteinander, er handelt von der Lage der Künstler und des Publikums. Mithilfe der Metapher und des Zirkus setzt sich Kluge mit der Geschichte der 10. Muse in Deutschland auseinander.
Ein rares Beispiel von Kluges Erzählkino. Gezeigt wird die Geschichte eines Menschen, der von der Idee der totalen Ordnung besessen ist. Der Film ist eine äußerst lustige Satire auf die deutsche Besessenheit von gesellschaftlicher Kontrolle.
Im Mittelpunkt der Handlung steht der utopische Wunsch der Protagonistin, eine „patriotische“, der offiziellen Narration entgegengesetzte Version der deutschen Geschichte zu finden. Dieses abstrakte und mutige formale Experiment gehört zu den meist bekannten Filmen Kluges.
Der Film basiert auf authentischen Erfahrungen der aus der DDR Geflüchteten Helga Rosenfeld, die zum Opfer kultureller Widersprüche wird, während sie ein besseres Leben in der BRD sucht. Die Hauptrolle meisterte bravourös die Schwester des Regisseurs Alexander Kluge.
Mit diesem Film, in dem die Kulturphänomene Oper und Gefühle im Leben des Menschen thematisiert werden, hat der Regisseur eine Art Autorenessay, eine heterogene Collage aus sechsundzwanzig Episoden geschaffen.
Begleitprogramm
Eine Diskussion mit:
Ryszard W. KluszczyńskiProf. Dr. habil. für Geisteswissenschaften. Leiter des Instituts für elektronische Medien an der Universität Łódź. Er beschäftigt sich mit den Themen Kunst und neue Medien, Film und Video, Avantgardekunst, den neuesten Strömungen der Kunsttheorie sowie Fragestellungen aus den Bereichen Cyberkultur, Informations- und Internetgesellschaft. Von 1990-2001 war er Kurator für Film, Video und Multimediakunst am Zentrum für Zeitgenössische Kunst in Warschau. Seit 2011 ist er künstlerischer Leiter des Projekts Art & Science Meeting am Zentrum für Zeitgenössische Kunst ŁAŹNIA in Danzig. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, u.a. „Film – wideo – multimedia. Sztuka ruchomego obrazu w erze elektronicznej“ und „Obrazy na wolności. Studia z historii sztuk medialnych w Polsce“.
Przemysław Czapliński
Ordentlicher Professor. Literaturhistoriker mit dem Forschungsschwerpunkt polnische und europäische Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts, Essayist, Übersetzer, Literaturkritiker. Mitbegründer der Forschungsstelle für Literaturanthropologie der Universität Posen, Leiter der Spezialisierung Literaturkritik, korrespondierendes Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Zuletzt veröffentlichte er die Bücher „Polska do wymiany“ (2009), „Resztki nowoczesności“ (2011) und „Poruszona mapa“ (2016). Herausgeber mehrerer Sammelbände, u. a. „Nowoczesność i sarmatyzm“ (Posen 2011), „Literatura ustna“ (2009), „Kamp. Antologia przekładów“ (gemeinsam mit Anna Mizerka, 2013), „Nowa humanistyka: zajmowanie pozycji, negocjowanie autonomii“ (gemeinsam mit Ryszard Nycz, 2018), „Moc truchleje. Wielogłos o polskim katolicyzmie“ (Posen 2018). Kurator von Diskussionsreihen, u. a. „Boskie narracje. O wierze, religii i bogach rozmowy z pisarzami“ (Polnisches Theater in Posen 2015/2016); „Bioklasy: segregacje i sojusze“ (Warschau 2016), „Nie-boskie narracje. O lęku i gniewie“ (Polnisches Theater in Posen 2016/2017), „Prognozowanie teraźniejszości” (Universität Posen 2016/2017). Forschungsschwerpunkt: (Polnische) Literatur und Probleme der späten Moderne.
Iwona Kurz
Dr. habil. am Institut für polnische Kultur der Universität Warschau. Sie beschäftigt sich mit der Geschichte der modernen polnischen Kultur aus visueller Perspektive, der Anthropologie der visuellen Kultur sowie dem Thema Körper und Geschlecht. Nominiert für den Nike-Preis. Autorin des Buchs „Twarze w tłumie“. Mitautorin der Bücher „Obyczaje polskie. Wiek XX w krótkich hasłach“, „Ślady Holokaustu w imaginarium kultury polskiej“, „Ekspozycje nowoczesności. Wystawy a doświadczanie procesów modernizacyjnych w Polsce 1821–1929“ und „Kultura wizualna w Polsce“.
Ewa Fiuk
Doktorin der Filmwissenschaft, Germanistin, Dozentin am Pädagogischen Institut der Jagiellonen-Universität Krakau. Autorin der Bücher „Inicjacje, tożsamość, pamięć. Kino niemieckie na przełomie wieków“ und „Obrazo-światy, dźwięko-przestrzenie. Kino Toma Tykwera“ sowie zahlreicher Beiträge zum Thema Film. Zweimalige Stipendiatin des Goethe-Instituts. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen der deutsche Film, die Filmkunst im Kontext anderer Kunstgattungen und der Geisteswissenschaften, die Anthropologie des Films und Filmanalyse.
Impressum
Warszawa, MCK Nowy Teatr, 20-24.11.2018