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Wie erkennt man Fake News?

Thematische Grafik zum Erkennen von Fake News und Desinformation im Internet. Illustration ohne menschliche Figuren, mit Symbolen für Medien und Technologie.
© Goethe-Institut

In einer Welt voller Fake News und Desinformationen sind wir nicht wehrlos. Kritisches Denken, unterstützt durch geeignete Werkzeuge zur Informationsanalyse, hilft uns einzuschätzen, ob eine Nachricht, die glaubwürdig wirkt, tatsächlich glaubwürdig ist. Absolute Gewissheit werden wir nicht immer haben, aber wir können uns vor den meisten Falschinformationen sehr wohl schützen.
 

Von Piotr Henzler

Ein verlockendes Angebot zur Vervielfachung von Ersparnissen, eine erschütternde Geschichte über einen Unfall, den ein Familienmitglied verursacht hat und für den es einen schnellen Geldtransfer braucht, um einer Haftstrafe zu entgehen, oder eine herzzerreißende Geschichte über einen amerikanischen Oberst, der in Polen einen sicheren Hafen sucht: Solche Nachrichten sollten unsere Zweifel wecken. Doch es gibt auch viele andere Nachrichten, die uns erreichen, und wir müssten bei jeder einzelnen entscheiden, ob sie wahr sind oder nicht.

Doch wie schaffen wir das? Natürlich kann man spontan oder intuitiv entscheiden und hoffen, richtig zu liegen. Man kann sich aber auch auf kritisches Denken stützen und zusätzlich Tools nutzen, die zur Überprüfung von Informationen entwickelt wurden. Eines davon ist der sogenannte CRAAP-Test.

Was ist kritisches Denken?

Bevor wir mit dem Test beginnen, folgt eine kurze Einführung in das kritische Denken. Kritisches Denken ist eine Art des Denkens – oder vielleicht sogar eine Haltung gegenüber der Welt –, die es uns ermöglicht, bewusst und rational zu beurteilen, was wir sehen und hören. Das ist natürlich eine stark vereinfachte Definition, aber sie bringt auf den Punkt, was uns im Zusammenhang mit Fake News besonders interessiert.

Kritisch zu denken bedeutet nicht, alles schlechtzureden oder ständig „herumzukritteln“. Es geht vielmehr darum, sich ein objektives und vernünftiges Bild von einer Situation zu verschaffen. Um kritisch zu denken, muss man über bestimmte Kompetenzen verfügen (und diese entwickeln), beispielsweise die Fähigkeit, Informationen zu verstehen, ihren Inhalt zu analysieren oder ihren Nutzwert zu beurteilen. Dies erfordert die richtige Einstellung: eine gesunde Skepsis, Vorsicht gegenüber vermeintlichen Selbstverständlichkeiten, die Bereitschaft zur Überprüfung und zur Erkennung versteckter Annahmen sowie den Mut, scheinbare Wahrheiten zu hinterfragen.
 
 Nahaufnahme mehrerer Hände, die Smartphones halten. Der Hintergrund ist unscharf, natürliches Licht kommt von der linken Seite.

In einer Welt voller Informationen und Desinformation ist die Fähigkeit zur Analyse von Inhalten entscheidend. Ein bewusster Umgang mit Medien ist heute keine Option, sondern eine Notwendigkeit. | © Goethe-Institut

CRAAP-Test

Gut entwickeltes kritisches Denken ist in vielen Situationen von Vorteil: Man gewinnt ein vollständigeres und wahrheitsgemäßes Bild von der Welt, kann bessere Entscheidungen treffen, mehr Möglichkeiten erkennen und realistischere Pläne machen.
Nicht alle von uns haben jedoch die Möglichkeit, sich in die Feinheiten des kritischen Denkens zu vertiefen. Manche benötigen ein konkretes Tool, mit dem sie schnell erkennen können, ob eine Information wahr oder falsch ist. Für solche Fälle gibt es ein sehr hilfreiches Werkzeug: den CRAAP-Test.
Er wurde ursprünglich von der Bibliothekarin Sarah Blakeslee von der Meriam Library an der California State University in Chico als Unterstützung für Studierende bei der kritischen Analyse wissenschaftlicher Quellen entwickelt. Doch er eignet sich ebenso gut zur Beurteilung von Informationen außerhalb des akademischen Kontexts, vor allem von schriftlichen und mündlichen.

Wie funktioniert der CRAAP-Test? Sie sind auf eine wichtige Information gestoßen, aber Sie sind sich nicht sicher, ob Sie ihr trauen können? Gehen Sie die folgenden fünf Schritte durch, beantworten Sie die Fragen und ... Sie werden es wissen.

Schritt 1: C wie Currency, Aktualität
Wann wurde die Information veröffentlicht? Wurde sie seitdem aktualisiert? Funktionieren die darin enthaltenen Links noch? Und vor allem: Ist sie aktuell genug, um für Sie noch relevant zu sein? Eine lange zurückliegende Veröffentlichung bedeutet natürlich nicht automatisch, dass die Information falsch ist.

Schritt 2: R wie Relevance, Relevanz
Passt die Information zu Ihrem Thema, zu Ihrer Frage oder zu Ihrem Anliegen? Gehört sie überhaupt zum Thema? Ist sie auf Ihre Zielgruppe zugeschnitten? Ist sie angesichts ihrer Bedeutung und Relevanz ausreichend ausführlich ausgearbeitet?

Schritt 3: A wie Authority, Herkunft
Was weiß man über die Quelle der Information? Ist die Person, die die Informationen verfasst hat, glaubwürdig? Kennt sie sich mit dem Thema aus? Ist sie eine Autorität auf diesem Gebiet? Welche Glaubwürdigkeit hat das Medium, in dem die Information erschienen ist?

Schritt 4: A wie Accuracy, Genauigkeit
Sind die Informationen (z. B. Zahlen, Namen, Bezeichnungen) wahr und glaubwürdig? Sind ihre Quellen angegeben? Gibt es Studien, die von den Autoren zitiert werden? Gibt es die Person, die als Autorität fungiert, wirklich, und ist diese Person definitiv auf das Thema spezialisiert?

Schritt 5: P wie Purpose, Zweck
Wozu wurden die Informationen erstellt? Handelt es sich dabei um Informations-, Bildungs- oder Werbematerial? Ist die Person, die die Informationen erstellt hat, auf Sachlichkeit bedacht? Stellt sie die Perspektive der „anderen Seite“ dar? Verweist die Person auf externe Quellen oder beschreibt sie alles „aus dem Bauch heraus“? Ist der Ton des Materials nicht zu „schockierend” oder „übertrieben dramatisch”? Können Sie Fakten von Meinungen unterscheiden?

Wenn Sie alle Fragen mit „Ja“ beantworten können, sind die Informationen höchstwahrscheinlich glaubwürdig (auch wenn es nie eine 100-prozentige Sicherheit gibt). Fällt jedoch auch nur ein Punkt negativ aus, sollten Sie auf jeden Fall mit etwas Distanz an die Nachricht herangehen. Entweder Sie verwerfen die Information als unwahr oder Sie suchen nach anderen Möglichkeiten der Überprüfung. Und ganz wichtig: Verfallen Sie nicht dem Trugschluss, dass etwas wahr sein könnte, nur weil Sie es gerne so hätten. Das ist Wunschdenken – einer der häufigsten Denkfehler. Lassen Sie sich besser nicht täuschen.

 

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Die Veröffentlichung dieses Artikels ist Teil von PERSPECTIVES – dem neuen Label für unabhängigen, konstruktiven, multiperspektivischen Journalismus. Das deutsch-tschechisch-slowakisch-ukrainische Onlinemagazin JÁDU setzt dieses von der EU co-finanzierte Projekt mit sechs weiteren Redaktionen aus Mittelosteuropa unter Federführung des Goethe-Instituts um. >>> Mehr über PERSPECTIVES
 

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