Diskussion Heiner Müller und Musik-Avantgarde

Literatur und Musik © Goethe-Institut Krakau

Do, 20.10.2022

18:30 Uhr

Goethe-Institut Krakau

Das Werk von Heiner Müller, dem ostdeutschen Dramatiker, Prosaiker und Dichter, inspiriert immer wieder Musikschaffende. Seine mehrdeutigen Texte laden dazu ein, sie als theatralische und musikalische Partituren zu betrachten. Besonders interessant wurden zwei Werke von Heiner Müller "Die Hamletmaschine" (1977) und "Bildbeschreibung" (1984) musikalisch überschrieben. Das erste wurde von dem bedeutenden Komponisten Wolfgang Rihm in ein "Musiktheater" verwandelt und 1987 als "Die Hamletmaschine. Musiktheater in fünf Teilen" uraufgeführt. In den letzten Tagen der DDR entstand im Haus des Rundfunks in Ostberlin eine ungewöhnliche Sondersendung: Die Einstürzenden Neubauten verarbeiteten ein Theaterstück des befreundeten Dramatikers Heiner Müller zu einem Hörspiel. Es entstand eine außergewöhnliche Aufnahme, die Wort und Musik zu einem geheimnisvollen, emotional intensiven Ganzen verbindet. Nicht weniger interessant ist ihre Aufnahme der "Bildbeschreibung“. Kürzlich wurde dieser Text von der international renommierten polnischen Komponistin Agata Zubel verfasst, die eine faszinierende Oper für zwei Stimmen, Musiker und Elektronik schaffte und auf dem Warschauer Herbstfestival 2018 uraufführte. Die Gesangspartien wurden von der Komponistin selbst gesungen, als Partner standen ihr der Bariton Frank Wörner und das Ensemble Klangforum Wien unter der Leitung von Titus Engel zur Seite.

Während des Treffens werden wir über das theatralische und musikalische Potenzial von Heiner Müllers Texten und ihre Aktualität sowie über die von Musikern und Komponisten vorgeschlagenen Interpretationen seiner Werke diskutieren.

Dr. Sabina Macioszek - Doktor der Geisteswissenschaften. Autorin einer Monographie Oper, Körper, Technologien. Strategien der Interaktion im 21. Jahrhundert (UMK-Verlag, 2020). Sie hat u.a. in "Didaskalia", "Quarta" und in Sammelmonographien veröffentlicht. Ihr Forschungsinteresse gilt vor allem den Technowissenschaften und Performances, bei denen es um die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Nicht-Menschen geht. Sie erforscht die Prozesse der gegenseitigen Durchdringung von wissenschaftlicher Forschung, Kunst und Alltagspraktiken. Derzeit arbeitet sie am Universitätszentrum für Wissens- und Technologietransfer an der Universität Opole.

Dr. Iwona Sowińska-Fruhtrunk, Dirigentin und Musiktheoretikerin, Assistenzprofessorin am Lehrstuhl für Theorie und Interpretation musikalischer Werke an der Musikakademie in Krakau. Absolventin der Krakauer Musikakademie und des College of Musical Arts in Bowling Green, OH. Von 2002 bis 2010 war sie Assistenzdirigentin am Großen Theater - Nationaloper in Warschau. Sie hat mehrere wissenschaftliche Artikel und Aufsätze veröffentlicht und an zahlreichen internationalen Konferenzen teilgenommen (u.a. in Helsinki, Canterbury, Jerusalem, London, Wien, Belgrad, Stavanger). Sie leitete verschiedene wissenschaftliche Projekte, u.a. Music of Change: Expression of Liberation in Polish and Lithuanian Music before and after 1989. Für Ihre Doktorarbeit wurde sie mit dem Preis des Präsidenten des polnischen Ministerrats ausgezeichnet. Zu ihren Interessen gehören Fragen der Musikästhetik, vor allem in Bezug auf die Kategorien der Darstellung und des musikalischen Ausdrucks, die Werke der Zweiten Wiener Schule sowie Fragen der Postmoderne in der zeitgenössischen polnischen Musik.

Prof. Dr. habil. Piotr de Bończa Bukowski - Professor am Institut für germanische Philologie der Jagiellonen-Universität Krakau, beschäftigt sich mit skandinavischer und deutscher Literatur und Kultur, vergleichender Literaturwissenschaft sowie Theorie und Praxis der Übersetzung. Er leitet die Translationsabteilung am Germanistischen Fakultät der Jagiellonen Universität. Er ist Initiator der Veranstaltungsreihe „Literatur- und Musikbegegnungen. Fünf Gespräche über Schriftsteller und Komponisten“.

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