Ausstellung Katarzyna Depta-Garapich - "Pazur"

PAZUR © Goethe-Institut Krakau

Do, 24.11.2022 –
Do, 08.12.2022

Goethe-Institut Krakau Galerie KUNS(Z)T

Ausstellungseröffnung: 24.11.2022, 18.00 Uhr

Die Kralle


Die Kralle ist eine hornartige Epidermisformation, die die Fingerspitzen schützt. Sie wird zum Angriff und zur Verteidigung sowie zum Festhalten und Reißen von Beute eingesetzt. Sie umgibt das letzte Fingerglied. Sie ist hakenförmig. Sie besteht aus zwei unterschiedlich harten Lamellen, die sich aus einem Kronhorn und einem weichen Falzplastischen Äquivalent zur Dermis zusammensetzen. Die äußere Rückenlamelle ist härter und rinnenförmig, während die untere Solenlamelle relativ weich ist. Die Schärfe der Kralle wird durch den mittleren Teil der Rückenlamelle gewährleistet, der härter ist als die seitlichen Teile. Krallen finden sich bei Vögeln, vielen Reptilien und Säugetieren.

An den Fingern der Hominidae befindet sich ein Nagel, der eine ähnliche Struktur wie die Kralle aufweist, jedoch mit einer reduzierten unteren Lamelle. Die Vorfahren des Menschen hatten eine kleine Wucherung am Zeigefinger, die der Körperpflege diente. Mit der Entwicklung komplexer sozialer Strukturen und der damit verbundenen Praxis der gegenseitigen Fürsorge ist diese spezialisierte Pflegekralle verschwunden.

Es kommt jedoch vor, dass in bestimmten Situationen, z. B. bei einem Gefühl extremer Gefahr, bei Angst oder übermäßigem Stress, auch bei Menschen eine Kralle erscheint. Diese Kralle ist nicht immer sichtbar und ihr Erscheinen deutet nicht immer auf einen unvermeidlichen Angriff hin. Sie bleibt oft im Ruhestand, versteckt, neutral und vielleicht sogar freundlich trotz ihres gefährlichen Potenzials. Zärtlich gestreichelt, in der Gewissheit, dass alles gut wird, vergisst sie ihre ursprüngliche Funktion und versinkt in ihrer eigenen tödlichen Schönheit.

Katarzyna Depta-Garapich ist eine in Kraków geborene bildende Künstlerin. Die Autorin von Objekten und Zeichnungen verbindet in ihren Werken performative Praxis mit räumlichen Interventionen. Sie ist Absolventin von Bildhauerei am Wimbledon College of Art (BA 2010) und an der Slade School of Fine Art in London (MA 2012) sowie von Kunstgeschichte an der Jagiellonen-Universität in Kraków (1999). Derzeit ist sie Doktorandin an der Slade School of Fine Art.
In ihren Arbeiten greift sie häufig auf Themen aus dem Alltag und ihrem eigenen Umfeld zurück, insbesondere auf solche, die ihre eigenen Ängste in Bezug auf Weiblichkeit und gesellschaftliche Erwartungen widerspiegeln. Sie interessiert sich für die Beziehungen zwischen Menschen und den nichtmenschlichen Personen. Sie ist fasziniert vom Absurden und findet Inspiration in Situationen, Geschichten und Objekten, die von der Norm abweichen.

Sie hat an Künstleraufenthalten im Tatra Museum (Polen), Grymsdyke Farm (Buckingshire, Großbritannien, 2019) und Grizedale Arts (Coniston, Lake District, Großbritannien, 2014) teilgenommen. In Zusammenarbeit mit Grizedale Arts realisierte sie die polnische Ausgabe des Projekts "Das Gärhaus", ArtBoom, Kraków (2015). Sie hat ihre Werke unter anderem in Ausstellungen präsentiert: "Drei hundert Teufen hast du gegessen...", Władysław Hasior-Gallerie, Zakopane, Polen (2022); "Die Materie von Anthropozän", Mathare Art Gallery, Nairobi, Kenia (2019) und Centrala Gallery, Birmingham, Großbritannien (2020); "Einfache Gesten", BWA, Katowice (2020); "Melancholie", Freud Museum, London, Großbritannien (2020); "Handwerke", Władysław Hasior-Gallerie, Zakopane, Polen (2019). Preisträgerin des prestigeträchtigen Trinity Buoy Drawing Prize (2022). Sie lebt und arbeitet in London. 

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