Die Hauptausstellung einer der ältesten und wichtigsten Biennalen Russlands ist 2021 ein Gastbeitrag aus Deutschland. Im Rahmen des Deutschlandjahres in Russland 2020/21 hat das Goethe-Institut Nowosibirsk in Kooperation mit dem Museumszentrum Ploshad Mira die Ausstellung „The Fine Hands Show – 34 Artworks Invented in Berlin and Made in Siberia” für die 14. Krasnojarsker Museumsbiennale von Thibaut de Ruyter kuratieren lassen.
Ochumelaya Vystavka – The Fine Hands Show zeigt 34 Werke, die von internationalen Künstler*innen in Berlin konzipiert und deren Anleitungen interpretierend von mehr als einhundert Produzent*innen in Krasnojarsk (Sibirien) realisiert wurden. Indem sie den Fokus auf den Arbeitsprozess richtet, trägt die Ausstellung der Realität der Kunstproduktion seit der Erfindung des Readymade zu Beginn des 20. Jahrhunderts und dem Aufkommen der Konzeptkunst in den 1970er‑Jahren Rechnung. Obwohl die moderne Kunst diesen Prozess revolutionierte, indem sie Konzeption und Produktion voneinander trennte, nehmen noch heute viele Besucher*innen die Exponate in Museen und Ausstellungen als handgemachte Unikate wahr.
In Anspielung auf die 1971 vom Museum of Modern Art in New York organisierte Ausstellung
Pier 18, für die der Fotograf Harry Shunk Anweisungen von Teilnehmer*innen „ausführte“, haben wir Künstler*innen aus den Bereichen Malerei, Ton- und Videokunst, Bildhauerei, Mode und Fotografie aufgefordert, uns Anleitungen für die Herstellung eines Kunstwerks zukommen zu lassen. Auf bis zu maximal zehn Standardseiten haben sie mehr oder weniger detaillierte, mehr oder weniger poetische, mehr oder weniger durchführbare Anleitungen verfasst. Die Ausführenden in Krasnojarsk – darunter Künstler*innen, Handwerker*innen und Laien – nutzten die Aufträge wiederum als Gelegenheit, ihre eigenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und mit neuen Techniken zu experimentieren.
Ochumelaya Vystavska – The Fine Hands Show versteht sich als spielerische und kunstfertige Reflexion über Vermittlung, Urheber*innenrecht und Autoren*innenschaft. Zugleich ist sie ein humorvoller Kommentar zu den Unwägbarkeiten internationaler Ausstellungen in Zeiten globaler Reisebeschränkungen und zu reduzierender CO2‑Emissionen.
-
© Aleksey Myslitsky/Goethe-Institut Nowosibirsk
-
© Aleksey Myslitsky/Goethe-Institut Nowosibirsk
-
© Aleksey Myslitsky/Goethe-Institut Nowosibirsk
-
© Dmitry Stifonov/Ploschad Mira
-
© Aleksey Myslitsky/Goethe-Institut Nowosibirsk
-
© Aleksey Myslitsky/Goethe-Institut Nowosibirsk
-
© Dmitry Stifonov/Ploschad Mira
-
© Dmitry Stifonov/Ploschad Mira
-
© Alena Rotenberg/Goethe-Institut Nowosibirsk
Die Ausstellung findet im Museumszentrum Ploschad Mira als Teil der 14. Krasnojarsker Museumsbiennale und des Deutschlandjahres in Russland 2020/2021 statt, das von der Deutschen Botschaft in Moskau, dem Goethe-Institut und der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) organisiert wird.
Initiiert von Per Brandt, Leiter des Goethe-Instituts Nowosibirsk, und Sergej Kowalewski, künstlerischer Leiter des Museumszentrums Ploschad Mira.
Konzipiert und kuratiert von Thibaut de Ruyter (Berlin), assistiert von Anastasia Bezwerschuk (Krasnojarsk)
Künstler*innen (Berlin):
Alisa Berger, BIEST, Barbara Breitenfellner, Kaan Bulak, Lou Cantor, Martin Dammann, Tobias Dostal, Cécile Dupaquier, William Engelen, Simon Faithfull, Friederike Feldmann, Katia Fouquet, Zohar Fraiman, Claudio Gobbi, Olaf Holzapfel, Brendan Howell, Rolf Julius, Robert Lippok, Maru Mushtrieva, Agnes Meyer-Brandis, Robert Lippok, Ulrike Mohr, Olaf Nicolai, An Paenhuysen, Albrecht Pischel, Tim Plamper, Marie Rief, Maya Schweizer, Heidi Specker, Tim Tetzner, Albert Weis, Felix Leon Westner, Vadim Zakharov, Gloria Zein, Tobias Zielony
Produzent*innen (Krasnojarsk):
Uljana Afanasijewa, Igor Akulow, Roman Beletski, Anastasia Bezwerschuk, Roman Bobrischow, Daria Bralkowa, D3mark0, Oleg Deetz, Diana Iwanowa, Ekaterina Khinowker, Valerie Kowalschuk, Igor Lazarew, Stepan Litwinow, Wadim Luke, Evgenia Markowa, Wladislawa Mitsukowa, Mary Wood Nemzuk, Katerina Semuschkina, Stas Scharifullin, Dmitri Schtifonow, Natalia Skidanowa, Ewgenia Susakina, Iwan Usiakin, Nadeschda Usiakina, Alexander Zakirow, Iwan Zujkow, und weitere
Publikation
Begleitend zum Projekt ist eine 670-seitige Publikation mit allen Künstleranweisungen (in Englisch und Russisch), Kuratorentexten und Ausstellungsansichten erschienen.
Die Krasnojarsker Museumsbiennale wurde 1995 gegründet. Sie ist die älteste Biennale in Russland und eine der größten Veranstaltungen für zeitgenössische Kunst in Sibirien. Die 14. Ausgabe, die dem Thema „Spiegelneuronen“ gewidmet ist, findet vom 17. Juni bis zum 30. September 2021 im Museumszentrum Ploschad Mira statt. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Nowosibirsk im Rahmen des Deutschlandjahres in Russland 2020/21 organisiert. Hauptpartner der Biennale ist die Mikhail Prokhorov Foundation. Die Biennale wird zudem vom Kulturministerium des Gebiets Krasnojarsk unterstützt.
Das Deutschlandjahr in Russland 2020/2021 reflektiert mit zahlreichen Veranstaltungen in ganz Russland die Vielfalt des Lebens in Deutschland, unter anderem in den Bereichen Sprache, Kultur und Gesellschaft. Das bis November 2021 laufende Deutschlandjahr unterstützt auch gemeinsame Projekte von russischen und deutschen Partner*innen, die Beziehungen zwischen beiden Ländern in Kunst und Kultur, Sprache, Bildung und Wissenschaft, Gesellschaft, Wirtschaft und Technologie stärken. Veranstalter des Deutschlandjahres sind die Deutsche Botschaft Moskau, das Goethe-Institut und die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer.
© Evgenia Kokurina
Thibaut de Ruyter ist ein deutsch-französischer Kritiker und Kurator, er lebt seit 2002 in Berlin. Er kuratierte Ausstellungen im Kunstmuseum Bochum, Museum Kunstpalais in Düsseldorf, im Museum Angewandte Kunst Frankfurt am Main, in der HMKV in Dortmund, im Muzeum Sztuki in Łódź, im EIGEN+ART Lab, im Rahmen der CTM und in der Galerie Barbara Thumm (New Viewings) in Berlin. Zu seinen wichtigsten Projekten in den vergangenen Jahren zählen die Wanderausstellungen
Die Grenze und
26xBauhaus sowie die multimediale Ausstellung
Welcome to #BeBeethoven. Seit 2003 ist er Deutschlandkorrespondent der Zeitschrift
artpress und seit 2005 Mitglied der aica.
Zurück