GAPP Meilenstein 1989

GAPP Meilenstein 1989 © Goethe Institut New York

Von 1989 bis 1990 sank die Schüler*innenbeteiligung, aber das Programm erholte sich bald. Als sich nach der Wiedervereinigung der Staub legte, erzielte GAPP im Laufe der 1990er Jahre neue Rekorde.

Wiedervereinigung und die 1990er Jahre

Jahrzehntelang war Deutschland in zwei Nationen gespalten: Ost und West. Erst mehr als 40 Jahre später sollten sich die beiden Länder wiedervereinen. In dieser turbulenten Phase organisierte und förderte GAPP den Austausch weiterhin. Schüler*innen, die in dieser Zeit teilnahmen, konnten einige der bedeutendsten historischen Augenblicke der deutschen Gegenwartsgeschichte miterleben.
Für mich war alles, was mit Berlin und der Mauer zu tun hatte, der wichtigste Teil meiner GAPP-Erfahrung. Allein zu sehen, dass Machthaber so viel Kontrolle über das Leben anderer Menschen besitzen können. Das ist einfach nicht normal, zumindest nach meiner Erfahrung. Das hat wirklich einen starken Eindruck bei mir hinterlassen.
Joe Martinez, GAPP-Alumnus 1985
Ende der 1980er Jahre kam es in Ostdeutschland zu einer Reihe von Protesten. Die wirtschaftliche Stagnation hatte den Osten fest im Griff, und die Bürger*innen liefen allmählich auf die um einiges wohlhabendere westdeutsche Seite über. Im Jahr 1988 kündigte der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow an, er werde den Ostblockstaaten wie der DDR erlauben, interne Entscheidungen unabhängig zu treffen.

In mehreren Ländern kam es zu weiteren friedlichen Protesten, und im Fokus der Welt stand die berüchtigte Nachkriegsgrenze, der Eiserne Vorhang. Als Österreich und Ungarn im August 1989 ihren Grenzzaun entfernten, begannen der Eiserne Vorhang und der Ostblock auseinanderzubrechen.
Wir besuchten während unserer Reise Berlin, und unser Englischlehrer fuhr mit uns für einen Tag nach Ost-Berlin. Zuerst bewegten wir uns im Zentrum der Stadt, doch dann meinte er: „Schauen wir uns mal etwas anderes an!“, und wir entfernten uns vom Stadtzentrum. Denn das Zentrum war wie ein Ausstellungsstück, und je weiter man sich entfernte, desto mehr konnte man sehen, wie der Osten wirklich war. Ich erinnere mich noch an all diese Gebäude mit Einschusslöchern aus dem Krieg, die nie repariert worden waren. Es zeigte, wie schwierig die Verhältnisse in Ostdeutschland am Ende waren.
Joe Martinez, ehemaliger GAPP-Schüler spricht über einen Besuch in der DDR während seines Austauschs


GAPP-Austausche verzeichnen einen leichten Rückgang inmitten der Konflikte

GAPP setzte den Austausch während der gesamten 1980er Jahre fort, und es wurden mit den Schüler*innen sogar Exkursionen auf die ostdeutsche Seite unternommen. Als jedoch die Spannungen gegen Ende der Ostblock-Ära zunahmen, sank die Gesamtzahl der Schüler*innen zum ersten Mal in der Geschichte von GAPP. Die zunehmende Angst vor Vergeltungsmaßnahmen seitens Ostdeutschlands aufgrund der zunehmenden Proteste könnte einige Schüler*innen von der Teilnahme an der Reise abgehalten haben. GAPP bot während dieser Zeit weiterhin den Austausch an, doch im Land kam es zu erheblichen Veränderungen.
1989 besuchte ich Deutschland erneut und lernte zwei Studenten kennen, die die Humboldt-Universität in Ost-Berlin besuchten. Sie studierten Zahnmedizin. Durch sie erfuhr ich von den Veränderungen, die sich 1989 in Ost-Berlin ereigneten, und dass es immer schwieriger wurde, Visa für andere Ostländer wie Ungarn zu bekommen.
Joe Martinez, GAPP-Alumnus 1985
Als wir nach Ost-Berlin fuhren, bekamen die GAPP-Schüler und -Koordinatoren ein Tagesvisum, das leider am Ende des Tages verloren gegangen war. Die Grenzposten ließen uns also nicht zurück nach West-Berlin, sondern sperrten uns in einen Raum ohne Fenster und ohne Innentürgriffe. Wir waren dort für ein paar Stunden, aber schließlich ließen sie uns raus, und wir durften gehen.
Daniel Villanueva, GAPP-Alumnus 1985


Die Berliner Mauer fällt

Als die Sowjetunion schwächer wurde und Ostdeutsche in den Westen flohen, wurde die Berliner Mauer zu einem politischen Brennpunkt. Die Mauer, eine stark bewachte Betonbarriere, die Ost und West trennte, war ein mächtiges Symbol sowjetischer Kontrolle über Deutschland. Als weitere Ostblockstaaten in die Revolution verwickelt wurden, drängten sich Demonstrant*innen auf beiden Seiten der Mauer. Nachdem die DDR-Führung einige Tage zuvor die Beschränkungen gelockert hatte, um die Proteste einzudämmen, versammelten sich eine halbe Million Deutsche um die Ost-West-Grenze. Kurz darauf begann die Zerstörung der Berliner Mauer: Bürger*innen auf beiden Seiten attackierten das Grenzsymbol mit Hämmern und Spitzhacken und brachen Stücke aus dem Beton.

Die Berliner Mauer fiel offiziell am 9. November 1989. Am 22. Dezember 1989 wurde das Brandenburger Tor geöffnet, um Bundeskanzler Helmut Kohl und den DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow einander begrüßen zu lassen. Nicht einmal ein Jahr später wurden die beiden Seiten am 3. Oktober 1990 offiziell wiedervereinigt.
Ich musste am 2. Oktober 1990, einen Tag vor diesem ‚Tag der Deutschen Einheit‘, einen Test schreiben. Ich erinnere mich noch, wie ich nach dem Test am Boden all diese Scherben sah, überall lagen zerbrochene Champagnerflaschen von den Feierlichkeiten.
Joe Martinez, GAPP-Alumnus 1985


GAPP erzielt Rekordteilnehmer*innenzahlen

Von 1989 bis 1990 sank die Schüler*innenbeteiligung von 10.375 auf 9.765 und dann auf 7.770 im Jahr 1991. Dieser leichte Rückgang mag zum Teil auf die Schwierigkeiten zurückzuführen sein, die mit der Wiedervereinigung der Länder einhergingen, aber das Programm erholte sich bald. Als sich nach der Wiedervereinigung der Staub legte, erzielte GAPP im Laufe der 1990er Jahre neue Rekorde und verzeichnete mehrere Jahre in Folge weit über 11.000 Teilnehmer*innen. Das Programm, um neue Erweiterungen wie langfristige Austauschprogramme ergänzt, florierte in den 1990er, 2000er Jahren und darüber hinaus.

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