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Filmkatalog

Über den Filmkatalog

Bildausschnitt: beleuchteter, festlicher, vertäfelter Filmvorführraum

Sven Taddicken
Das schönste Paar

  • Produktionsjahr 2018
  • Farbe / LängeFarbe / 93 Min.
  • IN-Nummer IN 4474

Der Traumurlaub auf einer Mittelmeerinsel wird für das junge Paar Liv und Malte zum Horrortrip: Von drei Jugendlichen werden sie in ihrem Ferienhaus überfallen und Liv brutal vergewaltigt. Wieder zuhause in Deutschland finden die beiden Lehrer langsam wieder in den Alltag zurück – bis Malte einen der Täter wiedererkennt und auf Rache sinnt. Das fragile Gleichgewicht der Beziehung droht erneut zu zerbrechen.

Das junge Lehrerpaar Liv und Malte macht Urlaub auf einer Mittelmeerinsel. Beim romantischen Liebesspiel am Strand werden sie beobachtet, zurück im Ferienhaus von drei jugendlichen Deutschen überfallen und Liv vor den Augen des hilflosen Malte brutal vergewaltigt. Eine unter die Haut gehende Sequenz, die Erinnerungen an Michael Hanekes Psychohorror Funny Games wachwerden lässt.

Zeit heilt alle Wunden, scheinbar: Trotz Traumatisierung hat die Beziehung nach der Rückkehr nach Deutschland gehalten; der Alltag funktioniert, beruflich wie privat, mit Therapie und Boxtraining. Bis Malte einem der Täter zufällig über den Weg läuft – und ihm folgt. Liv erzählt er zunächst nichts davon, aber sein Verlangen nach Rache ist geweckt und er stellt dem Täter nach, bis zur Konfrontation. Mit der anfänglichen Geheimhaltung, seinem Drang nach Wiedergutmachung und Wiederherstellung des eigenen männlichen Selbstbildes setzt Malte allerdings die fragile Balance der Beziehung erneut aufs Spiel, denn Liv möchte mit dem Erlebten endgültig abschließen; lässt sich aber schließlich auf Maltes Gerechtigkeitsfeldzug ein. Selten genug gelingt es im deutschen Kino so eindringlich, exzellent gespieltes Psychodrama und packende Genreerzählung zusammenzubringen ohne beides gegeneinander auszuspielen.


Pressestimmen

„Großartig gespielt und feinfühlig, niemals reißerisch inszeniert konfrontiert uns der ungeheuer intensive Film mit der Frage, ob sich nach einem so einschneidenden Geschehen Gerechtigkeit und innerer Frieden erlangen lassen. Das schönste Paar ist eine ehrliche und auch hoffnungsvolle Liebesgeschichte – über die Schmerzen und die Scham der Opfer und den möglichen Neuanfang nach einer schrecklichen Tat, die mit einem Schlag alles verändert hat.“
(Knut Elstermann, MDR Kultur)

„Sven Taddicken spürt der Alltagsrealität hinter den Statistiken über Gewaltverbrechen nach und zeichnet ganz behutsam auf, wie sie zersetzt wird, auch weil Mann und Frau unterschiedlich reagieren: Während sie froh ist, endlich wieder vergessen zu können, strebt er nach Gerechtigkeit und Rache. Die größte Stärke dieses feinen Films liegt in den Schauspielern, vor allem Maximilian Brückner und Luise Heyer, die mit ihren Gefühlen nie hausieren gehen, sie stattdessen leise aufschimmern lassen, all die Ängste, Zweifel und Bedenken, die Scham und die Schuld und schließlich das Erschrecken darüber, selbst zum Täter zu werden.“
(Anke Sternborg, epd Film)

„Das schönste Paar verkommt jedoch nicht zu einer Ein Mann sieht rot-Rachegeschichte, was sich Liv verdankt, die auf Maltes Investigationen ziemlich reserviert reagiert und darauf besteht, dass sie ihrerseits mit der Geschichte abgeschlossen hat. Sie versteht nicht, warum Malte ihr den Täter so stolz wie ein Kater eine tote Maus präsentiert. Offenbar hat das Paar den Überfall und die Vergewaltigung auf Mallorca seinerzeit nicht zur Anzeige gebracht. Weil keine DNA-Probe am Tatort gesichert wurde, stünde bei einem Gerichtsverfahren Aussage gegen Aussage. Was also tun? Den oder die Täter ungestraft davonkommen lassen? Wem wäre durch eine Konfrontation geholfen? Soll man den Fall vor Gericht bringen? Oder lieber das Leben des Täters untergraben, indem man dessen Freundin einweiht? Die Beziehung von Liv und Malte scheint dieser und auch anderen Herausforderungen nicht gewachsen zu sein: Missverständnisse, Halbwahrheiten und Vertrauensverlust lassen sich mit Händen greifen. Indes: Warum sollte man aus der neuerlichen Konsultation der Therapeutin ein Geheimnis machen? Luise Heyer und Maximilian Brückner spielen ihre Rollen mitsamt den vielen Löchern im Drehbuch so überzeugend, bis einem dieses merkwürdig oberflächliche Paar restlos unsympathisch geworden ist. Plötzlich erscheint Maltes Rachefeldzug auch als eine Art von Klassenkampf, wenn das Paar aus der Mittelschicht den Proleten mal gehörig die Leviten liest. Am Schluss, nach der Eskalation, die keine Lösung ist, sondern diese nur vertagt, kommen Malte und Liv überein, gemeinsam die Ikea-Regale in ihrer Wohnung umzukippen. Lachend, vielleicht sogar erleichtert ob dieser letzten Gemeinsamkeit.“
(Ulrich Kriest, Film Dienst)

Regisseur Sven Taddicken im Gespräch mit Michael Ranze, Film Dienst

Ranze: Das Interessante bei den Rape-Revenge-Movies ist ja, dass sich die Frau ermächtigt und am Ende eine weitere Gewalttat begeht. Es braucht diese Katharsis, um die Gewalttat zu vergessen; am Schluss steht der Tod. Rationalisierungsstrategien scheinen nicht auszureichen.

Taddicken: Rache ist in der Fantasie süß, aber langfristig ist sie weder erlösend oder befriedigend, weil man sich die Hände schmutzig macht, mit einer größeren Straftat, Mord zum Beispiel. Aber darum geht es gar nicht. Man hängt immer noch in dem drin, was einem widerfahren ist. Warum sollte man das jemals für gut heißen? Die beste Rache ist keine Rache. Sorg dafür, dass du ein verdammt glücklicher Mensch wirst. Das finde ich wahrer. Das habe ich in Das schönste Paar hinzubekommen versucht. Der Film spielt die Möglichkeiten aus, zeigt sie und fantasiert sie zu Ende. Aber nichts von dem, was den Figuren widerfährt, ist wirklich befriedigend.

Ranze: Ganz so einfach ist es nicht. Liv sagt doch: „Ich habe dem Täter längst vergeben.“ Trotzdem nützt diese Vergebung nichts.

Taddicken: Ja, das stimmt. Ihre Vergebung ist da, aber an ihre Fantasie gekoppelt. Dann wird sie mit dem Täter konfrontiert, wenn er im Baumarkt Bretter sägt. Da merkt sie, dass sie an etwas festgehalten hat, was vielleicht gar nicht stimmt. Sehr viel mehr weiß sie auch nicht.

Ranze: Es klang schon an: Der Mann kann der Frau nicht helfen. Er ist auch nicht schuld, weil er den Tätern unterlegen war. Was macht das mit ihm?

Taddicken: Wir haben im Schnitt überlegt, ob es für den Zuschauer Momente gibt, wo er denkt: „Mann, jetzt mach doch mal was!“ Ich habe versucht, es so zu belassen, dass es nachvollziehbar bleibt und man nicht das Gefühl hat, er hätte etwas tun müssen. Trotzdem gibt es diese Verunsicherung, dieses Schamgefühl, dass er die Vergewaltigung nicht verhindern konnte, dass er sich das selbst nicht vergibt. Es wurde in letzter Zeit ja der Begriff der „toxic masculinity“ geprägt. Das spielt darin hinein: Er plustert sich auf, macht sein Problem so groß, dass er meint, er müsse den Täter konfrontieren. Dabei behält er gar nicht im Blick, ob das auch für seine Partnerin gut ist. Ich finde es nachvollziehbar, dass er es sich nicht verzeihen kann, dass er nichts tun konnte. Aber es ist nicht rational. Trotzdem können sich viele Jungs damit identifizieren.


Frederik Lang, 09.05.2019

Produktionsland
Frankreich (FR), Deutschland (DE)
Produktionszeitraum
2017/2018
Produktionsjahr
2018
Farbe
Farbe
Bildformat
1:2,39 (CinemaScope)

Länge
Langfilm (ab 61 Min.)
Gattung
Spielfilm
Genre
Drama
Thema
Gewalt, Liebe, Beziehung / Familie, Sexualität, Psychologie

Rechteumfang
Nichtexklusive nichtkommerzielle öffentliche Aufführung (nonexclusive, noncommercial public screening),Keine TV-Rechte (no TV rights)
Lizenzdauer bis
11.04.2026
Permanente Sperrgebiete
Deutschland (DE), Österreich (AT), Schweiz (CH), China (CN), Taiwan (Region) (TW), Japan (JP)

Verfügbare Medien
DCP, Blu-ray Disc, DVD
Originalfassung
Deutsch (de)

DCP

Untertitel
Deutsch Voll UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Chinesisch Kurzzeichen, Russisch (ru), Arabisch (ar), Italienisch (it), Tschechisch (cs)
Anmerkung zum Format
DCP verschlüsselt

Blu-ray Disc

Untertitel
Deutsch Voll UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Chinesisch Kurzzeichen, Russisch (ru), Arabisch (ar), Italienisch (it)

DVD

Untertitel
Deutsch Voll UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Chinesisch Kurzzeichen, Russisch (ru), Arabisch (ar)