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Filmkatalog

Über den Filmkatalog

Bildausschnitt: beleuchteter, festlicher, vertäfelter Filmvorführraum

Frauke Finsterwalder
Sisi & ich

  • Produktionsjahr 2022
  • Farbe / LängeN/A / 132 Min.
  • IN-Nummer IN 4629

Fernab und frei von den Zwängen am Wiener Hof verbringt Kaiserin Sisi die Sommermonate in ihrer Residenz auf Korfu. Als Neuzugang innerhalb ihrer Entourage muss sich die ungarische Gräfin Irma Sztáray als Hofdame unter Beweis stellen: Sie soll Sisi die Langeweile vertreiben und ihr in körperlichen Anstrengungen ebenbürtig sein. Erzählt aus der Perspektive der vermeintlich letzten Hofdame, die Sisi viele Jahre bis zu ihrem Tod auf den Reisen durch Europa begleitet hat, eröffnet der Film einen sehr persönlichen Blick auf das Leben am Hofe der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn und interpretiert ganz frei diese unkonventionelle Freundschaft zwischen zwei Frauen.

Es herrscht schier unerträgliche Hitze auf Korfu, als Irma Gräfin Sztáray in der Sommerresidenz von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, genannt Sisi, ankommt. Halb verdurstet muss sie erst einmal eine Fitnessprüfung ablegen und wird genauestens körperlich begutachtet. Schließlich soll sie sich als Hofdame und Gefährtin der Kaiserin bewähren und bei deren sportlichen Aktivitäten mithalten können. Sisi verbringt an diesem Ort viele Monate, fernab von ihrem Mann Kaiser Franz Joseph und ihren Kindern. Hier entzieht sie sich der Enge des Hofes in Wien und lebt ein freies, selbstbestimmtes Leben. Irma ist zunächst irritiert von dem Alltag aus Elixieren (Kokain), Hungern, Alkohol, Wanderungen, Schönheitspflege und ausgiebigen Reitausflügen, mit dem Sisi ihren lustvollen und energetischem Alltag verbringt und stetig nach Verjüngung strebt. Nach und nach gerät Irma in ihren Bann, ist fasziniert von dieser außergewöhnlichen Frau und verliebt sich unsterblich in sie. Als der Sommer zu Ende geht, muss sich Sisi den Forderungen des Wiener Hofes beugen und zurückkehren. Irma bleibt auf den weiteren Reiseunternehmungen nach Algerien, England und zuletzt der Schweiz an der Seite der eigenwilligen Kaiserin, bis diese durch ein Attentat in Genf aus dem Leben gerissen wird.

Im Mittelpunkt dieser freien Interpretation steht die um Liebe, Freundschaft und Macht changierende Beziehung der beiden Frauenfiguren, dargestellt von Sandra Hüller als Gräfin Irma und von Susanne Wolf als spannende Sisi mittleren Alters. Das Schauspiel der beiden bietet eine starke Interpretations- und Projektionsfläche des Drehbuchs von Regisseurin Frauke Finsterwalder und Christian Kracht. Die Erzählung basiert lose auf Briefen und Tagebüchern von Gräfin Irma Sztáray und anderer Hofdamen der Kaiserin, die nach ihrem Tod den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hatten. SISI & ICH ist eine erfrischende Sisi-Narration, sie dekonstruiert radikal das populäre Bild der Filme von Ernst Marischka aus den 1950er Jahren mit Romy Schneider als Sissi. Der dramaturgische Wechsel von Komödie, tragischen Momenten und Reiseerzählung kreiert eine überzeugende Geschichte dieser intensiven Frauenfreundschaft. Finsterwalder hat ein passendes Schauspielensemble zusammengebracht und die Darsteller*innen mit Kostümen ausgestattet, die an die Mode der 1970er Jahre erinnern. Die beeindruckende Bildsprache ist auf analogem 16mm-Format gedreht worden, dazu der musikalische Kniff, zeitgenössische Songs von vorwiegend weiblichen Pop- und Rock-Musiker*innen zum historischen Kontext zu montieren. Somit ergibt sich ein Gesamtbild selbstbestimmter Frauenfiguren als Analogie zum zeitgenössischen Feminismusdiskurs.

(10.04.2024)

Kritiken, Empfehlungen, Presseschau:

„Irma Gräfin von Sztáray hat es nicht leicht. Kurz vor ihrer Bewerbung als Hofdame von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn schlägt ihr die strenge Mutter vor Aufregung die Nase blutig, dann wird sie bei Hof wie ein Stück Vieh aufs Podest gestellt und verhört. Auf Sisis Sommersitz auf Korfu muss Irma in sadistischen Übungen erst ihre Sportlichkeit unter Beweis stellen und wird mit Kokainextrakten auf Diät gesetzt, bevor sie endlich die launische und erratische Kaiserin persönlich kennenlernt. Zwischen Abführtees und Wassersuppen, Wanderungen und Schönheitsbehandlungen kommen die beiden unterschiedlichen Frauen sich schnell nah – natürlich nur so nah, wie Sisi erlaubt. Doch jeder Sommer hat ein Ende, und mit der Rückkehr nach Wien ändern sich die Leben von Sisi und Irma drastisch. Frauke Finsterwalder lässt in ihrer wilden Neuinterpretation des viel erzählten Sisi-Mythos die zwei schauspielerischen Naturgewalten Susanne Wolff und Sandra Hüller aufeinander los und erlaubt ihnen, sich gegenseitig an die Wand zu spielen. In umwerfenden Kostümen von Tanja Hausner und zum Soundtrack von Nico, Portishead und Le Tigre entführt der Film in eine von Frauen dominierte Welt, zu der neben den queeren Zofen nur der schwule Erzherzog Viktor Zugang hat.“ (Berlinale 2023)

„In einer fantasievollen Variation von realen historischen Figuren und Motiven rund um Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn zieht eine neue Hofdame in eine Art futuristische Kommune auf Korfu. Mit spielerischer Freiheit und ohne psychologische oder historische Neuinterpretation unternimmt der Film eine eher traumlogische Annäherung, deren Kapriolen aber aus dem historischen Stoff selbst heraus legitimiert erscheinen, einem anarchischen Zwischenreich zwischen Geschichts- und Gewichtskontrolle. Bei aller Leichtigkeit fasst die Kamera die abgründigen Spannungen dabei so unaufdringlich wie unausweichlich ins Bild.“ (Filmdienst)

„Statt sich von der Wiege bis zur Bahre an einer Persönlichkeit abzuarbeiten, schauen Filmemacher lieber durchs Schlüsselloch auf eine prägnante Episode des Lebens. Oder sie nehmen die intime Perspektive eines weniger prominenten Menschen ein, der dem Star für eine Weile sehr nah gekommen ist. Die Augenzeugin, die hier von der Beobachterin zur Bewunderin und Komplizin wird, ist die Gräfin von Sztáray (Sandra Hüller): ‚Es war in ihrer Gegenwart, als habe jemand alles Licht der Welt auf einen gerichtet‘, konstatiert sie aus dem Off am Anfang des Films, ‚und wenn sie das Licht wieder wegnahm, war es, als würde ein spitzes Stück Glas ins Herz gerammt.‘ Für die 42-jährige Gräfin ist die Anstellung bei Hofe die einzige, aber nicht gerade leichte Alternative zum ungeliebten Leben als Ehefrau oder Nonne. Als die Gräfin erschöpft von der langen Reise und halb verdurstet in der Hitze Korfus ankommt, wird sie erst mal auf Herz und Nieren auf ihre Eignung als Gefährtin der Kaiserin geprüft, muss zeigen, wie schnell und ausdauernd sie laufen und springen kann, und wird von ihrer Vorgängerin wie auf dem Pferdemarkt untersucht, vermessen und gewogen. Natürlich ist es nicht verwunderlich, dass es zwei Regiefrauen sind, die kurz hintereinander einen modernen Blick auf die kapriziöse Kaiserin aus dem 19. Jahrhundert werfen, quasi eine ‚Anti-Sissi‘ entwerfen, ein Gegenbild zur lieblichen Märchenprinzessin, die Romy Schneider ein Leben lang verfolgt hat. Wie Marie Kreutzer in CORSAGE schaut nun auch Frauke Finsterwalder auf die letzten Jahre der berühmten Kaiserin, und wie jene legt auch sie hinter dem K+K-Märchenflor die sehr aktuelle Realität einer Frau frei, die sich gegen gesellschaftlichen und höfischen Druck auflehnt, gegen die Forderung nach ewiger Schönheit und Jugend, nach Demut und Mütterlichkeit.
Anders als Kreutzer, die ihrer Kaiserin nur kleine, gestohlene Fluchten in die Ohnmacht oder in die Tiefen ihrer Badewanne gewährt, eröffnet Finsterwalder ihrer Sisi (Susanne Wolff) fern des Wiener Hofes, im griechischen Inselrefugium und später auf einer Ägyptenreise, den Freiraum einer Frauenkommune. Und ähnlich wie Kreutzer, die Vicky Krieps auch mal den Stinkefinger zeigen ließ, unterwandert Finsterwalder die Historientreue mit Brückenschlägen zur Moderne, vor allem in Mode und Musik. Die Gewänder mit aufgeplusterten Puffärmeln, wallend raschelnden Röcken und eng geschnürten Corsagen werden auf kaiserlichen Befehl verbrannt und gegen die eigenwillig schlichte Eleganz japanischer Kreationen getauscht, mit plissierten Falten, geometrischen Schnitten, locker fallenden Stoffbahnen und im Wind flatterndem Georgette (Kostüme: Tanja Hausner). Und der frauenpunkige Soundtrack, mit Songs von Portishead, Rose Melberg, The Would-Be Gods, den Pop Tarts und Nico, pusht mit aufmüpfiger Lebenslust. So verbindet sich die kapriziöse Kaiserin mit einer ganzen Reihe widerständiger Frauen aus vergangenen Zeiten, die das Kino der letzten Jahre wiederentdeckt.“ (Anke Sterneborg / epd Film, 24.03.2023)

Produktionsland
Deutschland (DE), Schweiz (CH)
Produktionszeitraum
2021/2022
Produktionsjahr
2022
In Koproduktion mit
C-Films AG (Zürich) || DOR Film Produktionsgesellschaft mbH (Wien)

Länge
Langfilm (ab 61 Min.)
Gattung
Spielfilm
Genre
Drama
Thema
LGBTIQ / Queer , Freundschaft, Filmgeschichte, Gleichberechtigung / Emanzipation

Rechteumfang
Nichtexklusive nichtkommerzielle öffentliche Aufführung (nonexclusive, noncommercial public screening),Keine TV-Rechte (no TV rights)
Lizenzdauer bis
14.08.2030
Permanente Sperrgebiete
Deutschland (DE), Österreich (AT), Schweiz (CH), Liechtenstein (LI), Belgien (BE), Luxemburg (LU), Niederlande (NL), Australien (AU), Neuseeland (NZ), Frankreich (FR), USA (US), Kanada (CA)
Temporäre Sperrgebiete
Albanien (AL), Serbien (RS), Nordmazedonien (MK), Kroatien (HR), Montenegro (ME), Kosovo (XK), Slowenien (SI), Bosnien und Herzegowina (BA), Israel (IL), Italien (IT), Korea (KR) (05.12.2024), Ukraine (UA) (11.02.2025)
Anmerkungen zu den Sperrgebieten
Ex-Jugoslawien: MCF Megacom
KR: Andamiro Films
IL: Lev Cinemas
IT: Movies Inspired
UA: Arthouse Traffic

Verfügbare Medien
DCP, Blu-ray Disc, DVD
Originalfassung
Deutsch (de)

DCP

Untertitel
Deutsch Teil UT, Deutsch Voll UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Chinesisch Kurzzeichen, Russisch (ru), Arabisch (ar), Portugiesisch (Bras.) (pt), Tschechisch (cs), Rumänisch (ro)

Blu-ray Disc

Untertitel
Deutsch Teil UT, Deutsch Voll UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Chinesisch Kurzzeichen, Russisch (ru), Arabisch (ar), Portugiesisch (Bras.) (pt), Tschechisch (cs), Rumänisch (ro)

DVD

Untertitel
Deutsch Teil UT, Deutsch Voll UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Chinesisch Kurzzeichen, Russisch (ru), Arabisch (ar), Portugiesisch (Bras.) (pt), Tschechisch (cs), Rumänisch (ro)
Anmerkung zum Format
DVD-Auswertungszeit: ab 15. 05. 2025