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Kultur macht Arbeit

Trainingsprogramme helfen Kulturmanagerinnen und Kulturmanagern dabei, Projekte wie sein »Fez Gathering« selbstsicherer umzusetzen, sagt Omar Chennafi.
Chakib Zine

Unabhängige Kulturarbeit in der arabischen Welt befindet sich im Aufbruch. Ein Workshop in Berlin brachte nun angehende Kulturmanagerinnen und Kulturmanager aus der arabischen Region zusammen.

In einem Café am Nil in Kairo haben sich einige Alumni der Kulturakademie des Goethe-Instituts getroffen: Rim Qutishat aus Jordanien, Husam Hilali aus dem Sudan und Angie Balata aus Ägypten. Sie arbeiten in unterschiedlichen Bereichen der Kulturbranche und haben von der Expertise und den Kontakten, die ihnen das Programm geboten hat, stark profitiert. Und auch die Freundschaften und Beziehungen zwischen den Kolleginnen und Kollegen im Kulturbereich aus dem Nahen Osten und Nordafrika haben Bestand.

Die Kulturakademie ist ein Qualifizierungsprogramm für Kulturmanagerinnen und Kulturmanager aus der arabischen Welt und beinhaltet sowohl ein sechswöchiges Seminar in Berlin als auch Programme vor Ort: in Tunesien, Ägypten und Libyen. Obwohl das Goethe-Institut weltweit ähnliche Programme durchführt, sind jene in der MENA-Region von besonderer Bedeutung für die Alumni. In der arabischen Welt machen Künstlerinnen und Künstler oft alles selbst – Anträge schreiben, Fördermittel beantragen und Businesspläne erstellen, ohne die Rolle des Kulturmanagers zu kennen, der ebendiese Prozesse erleichtert.

Der Mehrwert von Kulturmanagement

Qutishat arbeitet als Fördermittelkoordinatorin für die Abdul-Hameed- Shoman-Stiftung in Jordanien. Anfangs sei sie über die Aufnahme in das Programm überrascht gewesen. "Aber dann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man kein Kulturschaffender sein muss, um sich um all diese Aufgaben zu kümmern, sondern jemand, der die Arbeit in der Kunstszene erleichtert."

Während des sechswöchigen Workshops in Berlin wohnten die Teilnehmenden in einer Wohnung in Kreuzberg. "Der größte Vorteil des Programms waren für mich die Menschen, die ich dadurch kennengelernt habe", sagt Hilali, ein Schriftsteller und Theatermacher aus Leidenschaft, der sein Geld als Journalist verdient.

In ihrer Heimat hätten es unabhängige Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturmanagerinnen und Kulturmanager dagegen schwerer, sagt Hilali. Die meisten Veranstaltungen werden von den Kultusministerien der jeweiligen Länder organisiert. Und die bevorzugen Mainstream-Künstlerinnen und -Künstler und ignorieren die unabhängige Kunstszene.
 
"Wir wissen wirklich wenig übereinander", sagt Hilali. "Das war eine großartige Möglichkeit, mehr über die künstlerische und kulturelle Situation in anderen arabischen Ländern zu erfahren und beispielsweise auch Künstlerinnen und Künstler aus Palästina kennenzulernen. Wir können die Kontakte, die wir geknüpft haben, dazu nutzen, in Zukunft alle möglichen Projekte umzusetzen." Anstatt in Berlin ein einziges Praktikum zu absolvieren, traf Balata sich mit Festivalorganisatoren, Musiklabels und Genossenschaften. Sie wollte verstehen, wie sich die unabhängige Musikszene in Deutschland halten kann, ohne kommerziell zu werden. Sie greift noch heute auf die Kontakte zurück, die sie in Deutschland geknüpft hat.

Der Nutzen der Kulturakademie für ein effizientes Event-Management machte sich für Omar Chennafi nicht sofort bemerkbar. "Vieles machte damals keinen Sinn, aber als ich später an einem Projekt arbeitete, habe ich von den Erfahrungen enorm profitiert." Der Fotokünstler ist Gründer und Leiter des "Fez Gathering", eines Treffens internationaler Künstler in der drittgrößten Stadt Marokkos, das durch Einrichtungen wie dem Goethe-Institut und der deutschen Botschaft finanziell unterstützt wird.
 
Ein Verständnis seiner Rolle als Kulturmanager und die Kenntnis der richtigen Fachbegriffe seien hilfreich gewesen. "Das Programm hat mir mehr Vertrauen gegeben. Und ein besseres Verständnis, wie ich als Unternehmer arbeite."

Die Arbeit im Kulturbereich ist in den vergangenen Jahren in einigen arabischen Ländern schwieriger geworden. In Ägypten hat die Verschärfung der Bestimmungen zur Vergabe von Mitteln an NGOs dazu geführt, dass viele internationale Kulturorganisationen das Land verlassen und viele einheimische Einrichtungen keinen Zugang zu Geldern mehr haben. Außerdem erschweren die Behörden Konzerte und unabhängige Musikfestivals, indem sie Genehmigungen verweigern.

Dr. Elke Kaschl Mohni, Regionalleiterin für Nordafrika und Nahost beim Goethe-Institut, meint, dass es in solchen Zeiten besonders wichtig sei, lokale Initiativen und Strukturen über Kulturmanagement zu unterstützen. "Wir wollen sicherstellen, dass diese Initiativen ihre Arbeit auch unter den jetzigen nicht leichten Rahmenbedingungen fortsetzen können." Ein Mittel dafür sei, den gegenseitigen Austausch mit Workshops wie dem in Berlin zu stärken. Die Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer kehrten mit einer neuen Perspektive nach Hause zurück, sagt Kaschl Mohni. "Das ist ein wichtiger Grund, warum wir weitermachen."
 

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