Geschichtswettbewerb 2022

Nach dem Vorbild des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten, der in Deutschland von der Körber-Stiftung durchgeführt wird, kommen ägyptische Jugendliche vom starren Auswendiglernen ab und lernen gleichzeitig, selbstständig Fragen an die Vergangenheit zu formulieren sowie diese durch eigenes Forschen zu hinterfragen, beispielsweise durch die Nutzung lokaler Quellen, die Durchführung von Zeitzeugengesprächen oder das Besuchen historischer Orte. Die ausgewählten Methoden sollen daher nicht aus Geschichtsbüchern stammen, sondern auf forschendem Lernen basieren.

 
Mitte März 2022 startet der landesweite Geschichtswettbewerb, an dem ägyptische Schüler*innen teilnehmen können indem sie alleine oder in Gruppen Beiträge erarbeiten und einreichen.

Anschließend werden im Herbst 2022 auf der nationalen Ebene die drei besten Beiträge zu nationalen Preisträger*innen in einer Preisverleihung am Goethe-Institut Kairo geehrt. Zusätzlich werden die Arbeiten der nationalen Preisträger*innen in je dreiminütigen Videos vorgestellt. Die Videos sind Teil der Prämierung und dienen der öffentlichkeitswirksamen Bekanntmachung des Geschichtswettbewerbs auf der Homepage und über Social-Media.

Ein Projekt des Goethe-Instituts, gefördert durch das Auswärtige Amt.

Schulbesuche in Aswan und Luxor: 2022

Im Rahmen des Geschichtswettbewerbs Geschichte Entdecken des Goethe-Instituts Kairo besuchte Projektkoordinator Mohab Alazazy im Mai 2022 teilnehmende Schulen und Bildungsdirektionen in den Gouvernements Luxor, Assuan und Gizeh, um Informationen zum Wettbewerb zu verteilen und in den Austausch mit Inspektor*innen und Lehrkräften der Regionen zu treten. Im Mittelpunkt aller Besuche standen jedoch die Begegnungen mit den teilnehmenden Schüler*innen, anhand derer sich Alazazy bereits ein Bild über den Erfolg des Projektes machen konnte. Die Schüler*innen begrüßten ihren Besucher mit traditionellen nubischen Tänzen und Kostümen oder trugen Gedichte vor. In Gizeh wurde Alazazy sogar mit einem selbst geschriebenen Lied von zwei Schülerinnen empfangen. Neben der Chance offene Fragen direkt an den Projektkoordinator zu stellen, nutzen Schüler*innen den Besuch um ihre Wettbewerbsbeiträge zu präsentieren. Der Kreativität wurden keine Grenzen gesetzt und es war erstaunlich, was die Schüler*innen daraus machten. Es wurde geschnitten, geklebt und gemalt, um Modelle herzustellen, die wichtige Architektur aus pharaonischer, islamischer und heutiger Zeit darstellten. So wurde die Präsentation der Projekte zu einem Gang durch die Geschichte Ägyptens, der wie in einem Museum u. a. die berühmten Pyramiden von Gizeh, die Mohammed Ali Moschee der Zitadelle in Kairo, der bereits zerstörte Leuchtturm von Alexandria oder das neue Stadion in der New Administrative Capital zeigte.

Andere Schüler*innen beschäftigten sich in ihren Projekten mit dem Leben und Wirken berühmter Figuren oder verglichen frühere Praktiken mit moderner Technik, wie die Entwicklung der Mobilität vom Kamel bis zum Rennauto sowie von der Dampflok zur Monorail. Schüler*innen stellten und beantworteten aber auch Fragen zum Leben der Menschen in Ägypten: Wie wurden Lebensmittel haltbar gemacht, als es noch keinen Kühlschrank gab? Wie entwickelte sich der Brotofen? Oder wie wurde Getreide gelagert?

Bis zum 15. August 2022 hatten interessierte Schülerinnen und Schüler Zeit ihre Projektideen einzureichen. Insgesamt folgten ca. 4.500 Schüler*innen dem Aufruf und nahmen an dem Wettbewerb teil. Rund 1.500 vollständige Beiträge wurden eingereicht, deren Auswertung sich auf der Zielgerade befindet. Die Zahlen sprechen für den Erfolg des Wettbewerbs. Die Besuche jedoch zeigten, dass es letzten Endes nicht um die Frage geht, wer den Preis gewinnen wird, sondern der olympische Gedanke eindeutig im Vordergrund stand. Schließlich traten landesweit Schüler*innen als junge Forscher*innen auf, die in ihrer unmittelbaren Nähe auf Entdeckungstour gingen, um sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen.

Abschlussveranstaltung 2022

Goethe-Institut Kairo
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Wettbewerbs „Geschichte Entdecken“ wurden im Goethe-Institut Kairo die herausragendsten Projekte junger Forscher geehrt. Der Wettbewerb, der sich am deutschen Bundespräsidenten-Geschichtswettbewerb orientiert, fördert das Geschichtswissen und die Kreativität von Schüler*innen in Ägypten. Die Preisverleihung umfasste nicht nur eine inspirierende Eröffnungsrede, die die Bedeutung des Wettbewerbs hervorhob, sondern auch persönliche Einblicke der Gewinner in ihre Projekte und Erfahrungen. Im Folgenden werden die drei besten Beiträge vorgestellt, die eindrucksvoll die Verbindung zwischen Geschichte, persönlichem Engagement und Forschung darstellen.

1. Platz:

Shahd El-Sayed gewann den 1. Platz mit ihrem herausragenden Projekt, das ihre Liebe zu ihrem Dorf „Kafr El-Gedeed“ widerspiegelt, in dem sie den Großteil ihrer Kindheit verbrachte und wo die Familie ihrer Mutter herkommt. Das Projekt konzentriert sich auf die Veränderungen, die das Dorf nach der Revolution von 1952 sowohl sozial als auch politisch erlebte. Ihre Hauptquellen waren Feldbesuche und Bücher, die in diesem Dorf reichlich vorhanden sind, da die Menschen dort Wissen schätzen und das Dorf für seine Wissenschaftler bekannt ist. Shahd möchte auch betonen, dass Projekte und Wettbewerbe wie dieser sehr hilfreich sind, um den eigenen Horizont zu erweitern und das Selbstvertrauen eines Individuums zu stärken.

Goethe-Institut Kairo

2. Platz:

Mariam Akram, Heba Ahmed, Rana Mohamed, Tanseem El-Hasan und Sohaila Ashraf arbeiteten zusammen an dem Projekt „Die vierte Pyramide“, dass die Bedeutung des Hochdamms in Assuan und dessen großen Einfluss auf die Ägypter betrachtet. Sie wählten den Namen „Vierte Pyramide“, weil die großen Pyramiden von Gizeh in der pharaonischen Zeit erbaut wurden und bis heute stehen. Der Hochdamm in Assuan trägt ebenfalls dasselbe Konzept und denselben Wert und gilt als das größte Werk des 20. Jahrhunderts. Bei ihrer
Recherche stützten sie sich hauptsächlich auf Bücher, unternahmen jedoch auch Feldbesuche, um einzigartige Einblicke in den Hochdamm zu gewinnen.
© Goethe-Institut Kairo/Elphotographatia

 

3. Platz:

Sarah Tarek und Fatma Sharaf nahmen an diesem Wettbewerb teil, weil sie neugierig auf die Geschichte hinter dem Gebäude (Ali beik Alkabeer Avenue) waren, an dem sie jeden Tag auf ihrem Weg zur Schule vorbeikamen. Durch ihre Recherche entdeckten sie, dass die ursprüngliche Allee in der Nähe der Sayed El-Badawi-Moschee gebaut wurde. Bücher und Online-Ressourcen boten ihnen nicht genügend Informationen, weshalb Feldbesuche sehr hilfreich waren. Eine ihrer größten Herausforderungen war die Kommunikation, da sie Teil der Gehörlosengemeinschaft sind, aber durch die Unterstützung ihrer Lehrerin wurden sie ermutigt, mit dem Projekt fortzufahren.
© Goethe-Institut Kairo/Elphotographatia

Besuch des Botschafters zur Kürung der Schülerinnen in Aswan. 2023

Schülerinnen im Rampenlicht: Der deutsche Botschafter Frank Hartmann ehrt die Zweitplatzierten des Wettbewerbs Geschichte Entdecken
Anlässlich der Auszeichnung von Schülerinnen, die beim Wettbewerb Geschichte entdecken einen hervorragenden zweiten Platz erreicht hatten, lud das Goethe-Institut Kairo, in Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion Aswan, im Februar 2023 zu einer besonderen Veranstaltung ein. Ein besonderer Gast war der deutsche Botschafter in Ägypten, Frank Hartmann. Bei seinem Besuch der Bildungsdirektion Aswan überreichte er den jungen Gewinnerinnen ihre Preise und lobte ihr Engagement und ihre Kreativität und unterstrich die Bedeutung von Bildung und Austausch zwischen Deutschland und Ägypten.

Die Schülerinnen standen an diesem Tag im Mittelpunkt. Mit ihren Projekten stellten sie nicht nur ihr Talent und ihre Kreativität unter Beweis, sondern zeigten auch ihren Mut, neue Wege in der historischen Forschung zu beschreiten. Ihre Arbeiten machten deutlich, wie junge Menschen die Vergangenheit lebendig und relevant gestalten können, indem sie Geschichte aus neuen Blickwinkeln betrachten und innovative Präsentationsformen nutzen.

Im Rahmen des Treffens nahm sich Botschafter Hartmann die Zeit, um sich mit den Schülerinnen über ihre Projekte auszutauschen. Er zeigte reges Interesse an den Themen, die sie erforscht hatten, und war beeindruckt von ihrem Engagement und ihrer Leidenschaft. Er betonte, wie wichtig es ist, dass junge Menschen die Fähigkeit entwickeln, Fragen zu stellen und Antworten durch eigenes Forschen zu finden.

Die Schülerinnen nutzten die Gelegenheit, um ihre Erfahrungen und Ziele mit dem Botschafter zu teilen. Sie sprachen über die Herausforderungen, denen sie bei der Umsetzung ihrer Projekte begegneten, und über ihre Hoffnungen für die Zukunft. Der Botschafter lobte ihre Ausdauer und ihren Einsatz und ermutigte sie, weiterhin neugierig und kreativ zu bleiben.

Zum Abschluss der Veranstaltung überreichte Botschafter Hartmann den stolzen Gewinnerinnen kleine Präsente und betonte, dass Wettbewerbe wie dieser eine wichtige Plattform bieten, um das Potenzial junger Talente zu fördern.