Carte Blanche

Carte Blanche-Konzert in Vilnius Foto: Goethe-Institut/Arcana Femina

Die Welt wächst zusammen. Geschehnisse an einem konkreten Ort bleiben in ihren Auswirkungen selten auf diesen beschränkt. Im gleichen Maße wie uns das Internet ein Gefühl globaler Simultaneität suggeriert, spüren wir die heftigen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen über nationalstaatliche Grenzen hinaus. Die neue, unerwartet plötzliche Konfrontation mit Phänomenen der Globalisierung bleibt nicht ohne Folgen. Die Wirtschafts- und Finanzkrisen sowie die totalitären Regime­­wechsel und Kriege in unmittelbarer Nachbarschaft haben die Migrations­­bewegungen nach Europa anwachsen lassen. Das verstärkt Tendenzen von Überwachung, Renationalisierung und Populismus. Anti-europäische und ethno­­zentrische Bewegungen und Parteien erfahren nicht nur politische und institutionelle Landgewinne. Sie haben es darüber hinaus geschafft, über das Schüren von Ängsten die politisch-mediale Landschaft zu dominieren.

In Verteidigung einer offenen und demokratischen Gesellschaft ist immunologischen Reaktionen ganzer Länder nur durch die direkte Begegnung von Menschen beizukommen. Neue Aktionsformen und Allianzen sind gefordert, denn es besteht ein Defizit an positiven Momenten kultureller Vielfalt. Dem will das Goethe-Institut, als deutsche Kultureinrichtung mit starkem internationalem Fokus, entgegenwirken. Drei Institute aus Mittel- und Osteuropa haben jeweils eine Carte Blanche an ein korrespondierendes Institut in der Region Nordafrika/Naher Osten vergeben und damit das Mandat erteilt, für einen vorher festgelegten Zeitraum das Programm vor Ort mitzugestalten.

Die temporäre Präsenz letztes Jahr dreier arabischer Goethe-Institute im Zentrum Europas sollte produktive Kurzschlüsse zwischen Vertrautem und Unbekanntem erzeugen. Kunstschaffende und Aktivist/-innen aus der arabischen Region wurden zu führenden Akteuren einer kulturellen Bearbeitung dieses Prozesses. So ist Raum für menschliche Begegnungen, Verständigung und den Abbau von Ängsten entstanden.

In diesem Rahmen organisiert das Goethe-Institut dieses Jahr in Kooperation mit der Europäisch- Ägyptischen Gesellschaft für Zeitgenössische Musik eine Reihe von Veranstaltungen. Viele Musiker und Kunstschaffende sind an Konzerten und Gesprächsrunden aus Vilnius und Kairo beteiligt.

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