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Band des Monats
Blond

Die Band Blond steht mit einem Auto im Feld
© Anja Jurleit

Drei glitzernde Sternchen am deutschen Pophimmel: Der glamouröse Indie-Pop à la Blond zeichnet sich aus durch Refrains, die sich einbrennen und zum Mitsingen animieren, gespickt mit punkigen Gitarrenriffs oder groovigen Disco-Sounds, sodass es schwer fällt, beim Hören still sitzen zu bleiben. Das blonde Dreiergespann aus Chemnitz - dank ihnen besser bekannt als das Las Vegas des Ostens -, begeistert mit extravaganten Bühnenshows und humorvollen Texten.

Von Ayla François


Von der Jugendweihe bis ins Studio

Die Band Blond, das sind die Schwestern Lotta und Nina Kummer gemeinsam mit ihrem besten Kumpel Johann Bonitz, mit dem sie seit Kindheitstagen unterwegs sind. Irgendwann haben die drei ihre Papp-Gitarren gegen echte Instrumente ausgetauscht und angefangen, Musik zu machen: Lotta am Schlagzeug, Johann an Bass und Keyboard und Nina übernahm Leadgesang und Gitarre. Von den Auftritten bei der Jugendweihe Johanns bis ins Studio ist dann noch etwas Zeit verstrichen, aber der Grundstein war gelegt. Hat der Name Kummer und die Stadt Chemnitz bei manchen geklingelt? Ja, richtig: Nina und Lotta sind die Schwestern von Felix Kummer, den wir hier vor zwei Monaten vorgestellt haben. Das musikalische Talent liegt offensichtlich in der Familie.

2016 veröffentlichten Blond ihre erste gleichnamige EP. Zwei Jahre später durfte das Trio mehrere große Bands als Vorgruppe auf Tour begleiten, darunter waren Annenmaykantereit, Von Wegen Lisbeth, Leoniden und auch Kraftklub, die Band ihrer Brüder Felix und Till Kummer. Anfangs sangen Blond ausschließlich auf Englisch, dann ab 2018 haben die deutschen Texte überhandgenommen – ein Glück könnte man sagen, denn da kommen ihre präzisen Beobachtungen aus dem Alltag und der trockene (ost-)deutsche Humor noch besser zur Geltung.

Das Debütalbum Martini Sprite wurde im Januar 2020 veröffentlicht. Sodass die Ohrwürmer viele Fans durch den Lockdown begleiteten und in diesen unlustigen Zeiten für ein bisschen was zu lachen und einen Grund zum Abzappeln sorgten. Inspiration dafür gibt es in den Musikvideos sowie auf Social Media, wo die drei regelmäßige ihre verrückten Dance-Moves zum Besten geben. Passend zum Thema erschien ein Jahr später die Single Superspreader gemeinsam mit den Kosmonauten, einem Projekt ihres Chemnitzer Musikdunstkreises, u.a. auch inklusive Kraftklub, in der sie einen satirischen Abriss über die Coronakrise lieferten.

Da muss man dabei gewesen sein

Seit März 2020 erscheint außerdem wöchentlich der Podcast von Nina und Lotta Da muss man dabei gewesen sein. Wer bei den Songtexten von Blond noch nicht schmunzeln musste, wird es spätestens beim Anhören dieser Folgen tun. Die beiden erzählen darin lustige Geschichten, die so oder so ähnlich ihnen oder Freund*innen passiert sind. Die Idee ist, dass die Zuhörer*innen diese Geschichten bei der nächsten Party anstatt langweiligem Small-Talk einsetzen und als ihre eigenen verkaufen können. Einmal im Monat erscheint die Spezial-Ausgabe Band-Geschichten, das umfasst einen Rückblick ihrer gesamten Touren und ist besonders für die eingeschweißten Fans spannend. Diese werden von Blond selbst zugleich liebevoll und augenzwinkernd die „Blondinators“ genannt, so trug auch die wegen Corona verschobene Tour im Herbst 2022 den Namen Blondinator Reunion Tour.

Feministische Botschaften

Nina sagt zum Thema Songwriting, dass es meistens Erfahrungen aus dem Alltag sind, die sie verarbeiten will. Es geht beispielsweise um das Einsetzen der Periode im unpassendsten Moment (Es könnte grad‘ nicht schöner sein), die Angst im Dunkeln alleine nach Hause zu gehen (Sie) und weirde Erfahrungen mit Online-Dating (Match). All das sind mehr oder weniger lustige Themen, mit denen viele junge Menschen und insbesondere weibliche Personen aus den Generationen X bis Z konfrontiert sind und die von Blond umso humorvoller aufbereitet werden.

In dem Song Thorsten lassen sie ihrer Wut über Mansplaining im Musikgeschäft, bzw. über ihren Alltag mit sexistischen Kommentare von Technikern auf Tour freien Lauf:
„Thorsten, das hättest du mir so nicht zugetraut
Ich hab' die Technik ganz alleine aufgebaut
Natürlich muss da nochmal jemand drüber schauen
Doch ich hab das ganz ordentlich verkabelt für 'ne Frau“

 

Das neuste Release aus dem Herbst 2022 Männer feat. addeN, eine Berliner Rapperin, handelt von dem gleichen Thema, männliche Dominanz im Musikgeschäft, nur diesmal auf und nicht hinter der Bühne. Sie singen: „Es regnet Männer, so viele Männer, Halleluja“ und präsentieren damit das bessere deutsche Remake von dem Klassiker It’s raining men aus den 80ern von The Weather Girls.

Selbstverständlich spielt es beim Texte schreiben eine Rolle, dass 2/3 der Band aus der Position von jungen normschönen Frauen erzählen, die sich einer patriarchalen Gesellschaft ausgesetzt sehen. Deswegen beinhalten besonders die Texte der neusten Releases oft feministische Botschaften gegen sexualisierte Gewalt, übergriffiges Verhalten von Männern und Sexismus in der Musikbranche. Das Ganze wird stets verpackt in Erzählungen alltäglicher Situationen. Das ist es vermutlich, was die Lyrics so zugänglich machen.

Du und Ich aus dem Jahr 2021 ist eine Satire über die Alltäglichkeit von sexuellen Übergriffen und sexualisierter Gewalt:
„Wochenende in der Diskothek
Deine Hand an meinem Arsch
Ganz heimlich im Vorbeigehen
Ich weiß genau, dass du das warst
[...]
Wohin willst du denn verschwinden?
Einfach so an einem Samstag?
Ich hab' hier Sekt und ein paar Ringe
Ich dachte, das Grapschen war ein Antrag“

 

Mentale Gesundheit über Beziehungspartner

Was anfangs anmutet wie ein schnulziges Liebeslied entpuppt sich als eine Hymne auf den Psychotherapeuten und mentale Gesundheit. Das ewige Suchen nach einem Psychotherapieplatz hat sich endlich ausgezahlt und hat den gleichen Stellenwert, wenn nicht gar einen größeren als das Finden des einen, wahren Beziehungspartners fürs Leben.
 

„Würd' am liebsten stündlich seine Nummer wählen
Ich hatte die Hoffnung
Beinah' aufgegeben
Doch dann traf ich ihn
Den Mann für mein Leben
[...]
Ich hab endlich meinen Therapeut - mein boy“


Der Song mein boy ist einerseits ein Mittelfinger an klischeebehaftete Glücksvorstellungen von romantischen Beziehungen und andererseits ein Luftkuss an die mentale Selbstfürsorge! Diese raffinierten Texte mit Witz und zugleich tiefsinnigen Bedeutungen machen die Band Blond so besonders und einzigartig am deutschen Indie-Pop-Himmel.

Das neue Album von Blond Perlen erscheint am 21.04.2023, im Herbst wird die dazugehörige Tour stattfinden. Und bei einem der Live-Auftritte von Blond - da muss man echt dabei gewesen sein! Es erwartet einen eine aufwändige Show mit Tanz, Performance und mindestens drei Outfit-Wechseln inklusive viel Glitzer und Glamour. Blond hat damit absoluten Superstarcharakter, aber ohne sich selbst dabei zu ernst zu nehmen und genau das macht die Band so sympathisch. Dazu machen sie einfach richtig gute Musik mit politischen Messages, die tanzbar sind.

 

Diskografie:


Alben
2023: Perlen
2020: Martini Sprite 

EPs
2017: Trendy 
2016: Blond 
 

Band des Monats auf Spotify

Hände und Gitarre © Colourbox.com, ldutko Jeden Monat stellen wir euch eine Band oder eine*n Sänger*in aus einem deutschsprachigen Land vor – den Musikstilen sind keine Grenzen gesetzt. Mit dieser Playlist könnt ihr in die Musik der vorgestellten Künstler*innen hineinschnuppern.

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