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Band des Monats
Giant Rooks

Die Gruppe posiert in einem eleganten Hotelzimmer
© Timothy Schaumburg

Nur wenigen deutschen Bands gelingt der weltweite Durchbruch. Die Giant Rooks sind einer dieser seltenen Fälle. Vor wenigen Jahren spielten sie noch vor ein paar Hundert Leuten, dann tourten sie 2021 zusammen mit Milky Chance durch Nordamerika und nun liegt eine Welttournee zum neuen Album How have you been? vor ihnen.

Von Linda Carolin Hoffmann

Den Anfang nahm die Band in Hamm, von wo alle ihre Mitglieder stammen. Die beiden Cousins Frederik Rabe (Gesang, Gitarre) und Finn Schwieters (Gitarre) fingen schon mit acht Jahren an, zusammen Musik zu machen. Sie hatten eine Punkrockband, die Hammer Rockers. Dann machten sie eine musikalische Pause, bis sie 15 Jahre alt waren. Es war schwierig, in Hamm, einer kleineren Stadt, Leute zu finden, die den gleichen Musikgeschmack hatten und denselben Ehrgeiz mitbrachten. Doch schließlich stießen der Keyboarder Jonathan Wischniowski, der Schlagzeuger Finn Thomas und der Bassist Luca Göttner zur Band hinzu. Sie lernten sich teilweise über den Freundeskreis, teilweise über die Schule kennen.

So fanden die Giant Rooks 2014 in ihrer heutigen Konstellation zusammen. „Wir haben im Keller von meinem Papa angefangen zu spielen“, erzählt Finn. Damals habe es aber noch keine Texte, bloß Wortfetzen gegeben. „Es gab dann mal eine Version vom Text, aber ich war viel zu aufgeregt, um mir alles zu merken“, erzählt Fred grinsend. Die Band spielt heute noch in derselben Konstellation, die Musikrichtung hat sich zum Indie hin entwickelt, wobei sie aber auch mit anderen Genres experimentiert.

Von Experimenten im Proberaum zum Debütalbum

Die Giant Rooks veröffentlichten 2015 ihre erste EP The Times are Bursting the Lines und traten 2016 als Vorband zu Von wegen Lisbeth und Kraftklub auf. Nun haben sie fast denselben Bekanntheitsgrad erreicht. Ein großer Schritt dazu war ihre zweite EP New Estate (2017), die ihnen einen Plattenvertrag einbrachte. Auch die Single Wild Stare (2019) ging durch die Decke - sie wurde kurz nach Release weltweit bereits 50 Millionen Mal gestreamt. Ihr auf Spotify am meisten gehörter Song ist Tom’s Diner, der zusammen mit AnnenMayKantereit während ihrer gemeinsamen Tour 2019 entstand. Dieses Cover von Suzanne Vegas Lied ging vor allem in den Vereinigten Staaten viral.
 

Sie ließen sich Zeit, bis ihr erstes Album Rookery (2020) erschien. Finn sagt hierzu: „Als wir 2014 Giant Rooks gegründet haben, waren wir noch nicht bereit, das Debütalbum zu schreiben. Und ich finde es gut, dass wir uns da die Zeit genommen haben, die wir brauchten. Wir haben uns bei Rookery mehr Gedanken über ein Konzept gemacht, weniger Songs als früher sind zufällig im Proberaum entstanden. Wir wollten weg von diesem Indie-Band-Charakter, hin zu einem moderneren Soundbild.“

Das Album Rookery (2020)

Dass sie auf Englisch singen, war für die Band schon von Anfang an klar. Die Entscheidung dazu fiel aus dem Bauch heraus, einfach, weil die Gruppe mit englischsprachiger Musik aufgewachsen war. Sie hatten auch schon früh die Vision, weltweit zu spielen, da bot sich Englisch an. Die Texte schreibt vor allem Finn, manchmal in Kooperation mit Frederik. Die Lyrics sind eher abstrakt und lassen Freiräume. Sie sind außerdem bekannt für ihre eindrucksvollen sprachlichen Bilder.

Finn sagt zu den Texten: „Auf dem Album haben wir uns nun ganz viele Fragen gestellt. Es ist uns aber eigentlich erst während des Schreibprozesses klar geworden, dass diese Thematik [das Suchen und Fragen] sich wiederholt. Wir wollen schon Song für Song gute Geschichten erzählen. Teilweise sind sie autobiographisch, teilweise von einem Film oder einem Buch inspiriert oder sogar auch ausgedacht. Was wir festgestellt haben, ist, dass wir auf diesem Album nach Orientierung suchen, Fragen stellen und versuchen, uns in Richtung der Antworten zu entwickeln“.

Der Song Silence ist eines der politischsten Lieder des Albums. Er beschäftigt sich mit dem eigenen Schweigen, mit dem, was man hätte sagen können. Dabei wirkt er kraftvoll und wütend. Watershed ist inspiriert von der Klimakrise und den damit zusammenhängenden Protestbewegungen wie Fridays for Future. Die Giant Rooks haben den Song 2019 geschrieben, als die Proteste ihren Höhepunkt erreichten. Watershed soll das Lebhafte, Energische und Hoffnungsvolle der aktuellen jungen Generation einfangen.
 

Watershed in my head
I’ll light it all up
It’s a small world
It’s a small world

Stayed in bed and you said
Don’t beat yourself up
It’s a small world
It’s a small world
Built for you

I talked a lot, oh I thought a lot
About what we came here for
But I’ve never really tried, tried to stop (the)
The flight of the cannonballs

Eine Band, die für ihre Live-Auftritte lebt

Obwohl sie schon unzählige Live-Auftritte hatten, merkt man ihnen ihre Spielfreude an. Bei ihren Konzerten verströmt die Gruppe eine besondere Energie und Leichtigkeit. Es lohnt sich, live dabei zu sein, denn sie interpretiert ihre Lieder dort immer wieder neu. Fred sagt in einem Interview: „Immer, wenn wir wieder auf Tour gehen, verspüren wir den Drang, unsere Songs umzukrempeln für die Bühne“. Die Energie, mit der die Giant Rooks auf die Bühne gehen, elektrisiert. Lieder wie New Estate und Heat up sind vollgepackt mit Rhythmus und guter Laune. Da kann man nicht anders, als mitzusingen und zu tanzen. Andere Stücke wie das Cover All Good Things (Come To An End) sind gefühlvoll, und die Lyrics klingen nostalgisch.
 

Die Giant Rooks lieben es auch, eher unkonventionellere Lieder zu schreiben. Auf ihrem Debütalbum findet sich zum Beispiel What I know is all Quicksand, das voller Dynamik und über 5 Minuten lang ist. Die Giant Rooks vermischen auf ihrem Album verschiedene Genres zu einem einzigartigen Klang. Dabei sind Einflüsse von Künstlern wie Bon Iver und Bob Dylan zu erkennen. Vor allem versuchen sie, etwas zu finden, was sie selbst widerspiegelt und sich authentisch anfühlt.
 

They put me in a cage to see what happens when
You put one in a cell without an escape plan
If I lose my mind before the first attempt
Oh, I'll never be free again
The walls are made of glass and they're hard as stone
Come on, take some pictures with your high-end phones
Give me all your love and share it with your friends
Oh, I'll never be free again

Oh, I have all these dark dreams
They come down like concrete
For your entertainment
I'll name it to tame it


Mit dem neuen Album auf Weltreise

Am 2. Februar erscheint ihr neues Album How have you been?, mit dem sie auch gleich auf Welttournee gehen. Sie starten im Februar in Deutschland und spielen danach in Großbritannien, Skandinavien, den USA, bis sie im Juni wieder nach Deutschland zurückkehren, um dort bis Ende August noch weitere Konzerte zu geben.

Der erste Song, den sie für das neue Album geschrieben haben, war For you. Zum Song sagen sie:
„Der Song liegt uns sehr am Herzen. Wir spielen ihn schon seit einer ganzen Weile bei unseren Live-Shows und sind wirklich überrascht, wie sehr die Fans mit dem Song connecten. Wir freuen uns riesig, dass er endlich offiziell draußen ist!“
Bereits ab der ersten Sekunde sorgt ein Piano-Intro für eine gefühlvolle Untermalung, unaufdringliche Streicher setzen weitere warme Akzente.
Vor dem inneren Auge entstehen nostalgisch-warme Bilder, wenn Frederik singt:

I'll follow you down the road
Up the hill into the dark
Past the strawberry fields
To the cemetery gates

We'll make it count together
One day, lie down forever
When the sun sets, I'll be waitin' at the shore for you

We are like wanderin' stars (Wanderin' stars)
Nothing can tear us apart (Tear us apart)

 
 

Diskografie:

Studioalben
2020: Rookery

EPs
2015: The Times Are Bursting the Lines
2017: New Estate
2019: Wild Stare
2021: Rookery Live Tapes
2024 Pink Skies

Band des Monats auf Spotify

Hände und Gitarre © Colourbox.com, ldutko Jeden Monat stellen wir euch eine Band oder eine*n Sänger*in aus einem deutschsprachigen Land vor – den Musikstilen sind keine Grenzen gesetzt. Mit dieser Playlist könnt ihr in die Musik der vorgestellten Künstler*innen hineinschnuppern.

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