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Band des Monats
ok.danke.tschüss

Das Duo vor einer weißen Wand.
© Capadol

Was 2018 an der Popakademie Mannheim begann, hat sich zu einem einzigartigen Pop-Rock-Projekt mit Haltung, Humor und Herz entwickelt. Als die selbsternannte erste Einhorn-Rockband singen ok.danke.tschüss über Kriege, Krankheiten, Kunst und Kerle und begeistern so ihr Publikum von Mannheim bis Mexiko.

Von Katharina Edelmann

Bandgründung zwischen Schokoduft und Industrieromantik

ok.danke.tschüss, das sind Eva Sauter (Gesang), Lucas Firmbach (Tasteninstrumente), Jacob Streit (Gitarre), Louise Peyk (Bass) und Tobias Waldbauer (Schlagzeug). Die fünf Freund*innen lernten sich 2018 beim Studium an der Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim bei einer Bandbörse kennen und taten sich kurz darauf als Band zusammen.

Zunächst mussten sich die ursprünglich aus allen Ecken Deutschlands stammenden Bandmitglieder an Mannheims sehr besonderen Charme gewöhnen, denn die Stadt am Neckar ist kein Ort, der in Reiseführern für seine atemberaubende Altstadtromantik erwähnt wird. Der Stadt eilt eher der Ruf voraus, die „hässlichste Stadt Süddeutschlands“ zu sein. Doch zwischen Schokoduft (immerhin steht in Mannheim nämlich eine der größten Schokoladenfabriken der Welt) und grauer Industrieromantik hat es sich die Band schließlich doch gemütlich gemacht und ist bis heute dort zu Hause.

Ursprünglich waren ok.danke.tschüss zu fünft unterwegs, heute besteht die Band nur noch aus Sängerin Eva und Lucas, zuständig für Klavier und Mixing. Bei Liveauftritten werden die beiden aber nach wie vor von ehemaligen Mitgliedern unterstützt.

Über die Herkunft des Bandnamens kursieren zwei Geschichten – beide so charmant wie absurd: Eine besagt, dass er scheinbar beim Schwimmen im Meer entstanden sein soll: Aus den Muttermalen der Mitglieder ergab sich mit etwas Fantasie ok.danke.tschüss. Die andere Variante besagt, dass Ex-Gitarrist Tim bei Verspielern im Proberaum gerne mal fluchte: „Ok, danke – tschüss!“

So oder so dauerte es nicht lange, bis die Band Aufmerksamkeit erregte – und dass nicht nur wegen ihres ungewöhnlichen Namens. Ok.danke.tschüss war unter anderem 2019 und 2023 Teil des Förderprogramms der Initiative Musik. Im Rahmen dieser Förderung durfte die Band mit großen Namen der deutschen Musikwelt zusammenarbeiten, wie zum Beispiel Judith Holofernes von der Band Wir sind Helden – ein echtes Highlight für die Band, schließlich zählt Holofernes zu ihren großen musikalischen Einflüssen. Um weitere musikalische Inspirationen der Band zu entdecken könnt ihr hier in den Plattenkisten der Mitglieder stöbern.

Auch das Goethe-Institut wurde bereits auf die Band aufmerksam: ok.danke.tschüss tourte 2022 und 2023 im Rahmen des Projektes DeineBand, einer Kooperation der Goethe-Institute mit der Deutschen Welle, durch 19 Länder Europas und Südamerikas. Dort standen sowohl Konzerte als auch begleitende Workshops für Schulklassen und Erwachsene, die Deutsch lernen, auf dem Programm.

Die erste Einhorn-Rockband Deutschlands

Wie klingen ok.danke.tschüss nun aber? Sie selbst nennen sich Einhorn-Rockband – und wer ihre pastellfarbenen Outfits sieht, versteht auch, warum. Musikalisch bewegen sie sich irgendwo zwischen Pop und Rock mit viel Glitzer-Ironie.

Ihre Songs sind gleichermaßen zugänglich wie tiefgründig: Ohrwurmmelodien treffen auf Texte mit Haltung. Sängerin Eva schreibt die meisten Lyrics, oft inspiriert von persönlichen Erlebnissen oder gesellschaftlichen Themen. Aus ihren Textentwürfen entstehen in gemeinsamen Jam-Sessions ganze Songs – musikalisch so frei, dass auch mal der Manager der Band dazukommt und zur Blockflöte greift (im Song Zuckerbaby ist das tatsächlich so).

„Ich hab ein Ohr mehr als Vincent van Gogh und du sagst ich versteh Kunst nicht“

Thematisch ist bei ok.danke.tschüss alles erlaubt: Sie singen über Kriege, Krankheiten, Kunst und Kerle – und machen das mit einer Mischung aus Witz, Wut und Wortspielkunst.

Als Eva 2020 an einer seltenen Form von Leukämie erkrankte, schrieb sie den Song Leukämie, du Bitch über ihren Umgang mit der Krankheit. Seit 2021 gilt sie als geheilt.

In Vincent van Gogh nimmt die Band mit Zeilen wie „Ich hab ein Ohr mehr als Vincent van Gogh / Und du sagst, ich versteh Kunst nicht“ die elitäre Kunstszene auf den Arm. Zwischen Häppchen, Champagner und Kunstausstellungen mit Anfassverbot entlarven sie den Snobismus der Szene mit einer großen Portion trockenem Humor.

Du hast gesagt: Baby, komm mit auf die Kunstausstellung
Das wird Spaß machen, hast du gesagt
Aber jetzt weiß ich du hast michelangelogen
Häppchen und Champagner
Bin in deinem Bann gefangen, ja
Aber anfassen darf man dich nicht
Du hast einen Schlips an
Und ich trinke mir nen Schwips an
Baby, interpretier doch mal mich

Der Song Zu laut in der Disko thematisiert auf ironisch-humorvolle Weise einen Clubbesuch, der so ziemlich alles hat – außer Spaß: Zwei Stunden Warten in der Schlange, diskriminierende Türpolitik („Nur Ali ist irgendwie wieder draußen geblieben – könnte das etwa an seiner Hautfarbe liegen?“), überteuerte Drinks, schlechte Luft und aufdringliche Männer. Das Ergebnis ist ein tanzbarer, humorvoller Kommentar auf die Clubszene und ihre Probleme.

Zwei Stunden stehen wir schon in der Schlange an
Und irgendwie kommen die Blondinen immer früher dran
Der Türsteher prüft den Männerbestand
Und ich seh von hier hinten seine Hirnrückwand
Doch mit Leuten tanzen war die bessere Option
Als mit Basilikum verrotten auf dem Balkon
Nur Ali ist irgendwie wieder draußen geblieben
Könnte das etwa an seiner Hautfarbe liegen
Im Stroboskop siehst du aus als müsstest du Spaß haben
Und ich krieg gratis 'nen Gehörschaden
Es ist zu laut in der Disko, wie bitte!? Wie bitte!?
Laut in der Disko, wie bitte was?

In Soldat bewegt sich die Band wiederum in eine ganz andere Richtung. Der Song liest sich als klare Anti-Kriegs-Botschaft – entstanden im Kontext des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Die Band wendet sich direkt an einen Soldaten – mit einem emotionalen Appell, die Waffen niederzulegen und das eigene Leben über patriotische Pflichten zu stellen:

Soldat, leg die Waffen nieder
Du hast so viel zu verlieren
Soldat, kehr heim und komm nie wieder
Was willst du deinen Kopf riskieren
Soldat, du schuldest keinem was
Weder Land noch Reich noch Staat
Soldat, lass uns älter werden
Und nicht vor unsern Eltern sterben

Das neue Album der Einhorn-Rock-Band mit dem romantisch-sportlichen Namen Knutschen & Boxen erschien am 10.10.2025. Und schon ab diesem Monat kann man es live bei der Deutschland- und Österreich-Tournee erleben – zum leisen Mitdenken oder lautem Mitschreien.

In diesem Sinne: ok.danke.tschüss!
 

Diskografie

Alben
2020: 
Kaputt weil’s nicht funktioniert
2023: Diesdas
2025: Knutschen & Boxen

Singles (Auszug)
2019: 
Vincent van Gogh
2019: Rosie
2019: Katertag
2022: Muschigeburt
2022: Leukämie du Bitch
2023: Soldat
2023: Liebe auf Eis (mit Il Civetto)
2023: Joel
2024: Pfeffer

Band des Monats auf Spotify

Hände und Gitarre © Colourbox.com, ldutko Jeden Monat stellen wir euch eine Band oder eine*n Sänger*in aus einem deutschsprachigen Land vor – den Musikstilen sind keine Grenzen gesetzt. Mit dieser Playlist könnt ihr in die Musik der vorgestellten Künstler*innen hineinschnuppern.

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