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Gerhard Richter. Wahrer Schein | Interview mit Kinga Bódi, der Kuratorin der Ausstellung

Gerhard Richter: Abstract Painting (Abstraktes Bild), 2017
Loan from the Gerhard Richter Art Foundation © Gerhard Richter 2021

Das Museum der Schönen Künste – Ungarische Nationalgalerie zeigt unter Mitwirkung des Goethe-Instituts Budapest eine groß angelegte Ausstellung mit Werken von Gerhard Richter. Die Werkschau ist zwischen dem 27. August und dem 14. November 2021 in der Ungarischen Nationalgalerie zu sehen.

Über die Ausstellung Gerhard Richter. Wahrer Schein fragten wir Kinga Bódi Kuratorin.

Diese Ausstellung ist die vierte Station einer in Partnerschaft vom Museum der Schönen Künste – Ungarische Nationalgalerie und dem Goethe-Institut Budapest ausgerichteten Reihe, in der die deutsche Kunst nach 1945 – jeweils aus der Perspektive einzelner Künstler – im Fokus steht. Wie hat sich die Zusammenarbeit der Institutionen gestaltet, nach welchen Kriterien wurden die Künstler ausgewählt?
 

Spricht man heutzutage von den bedeutendsten, weltweit gefeierten Vertretern der internationalen zeitgenössischen bildenden Kunst der Nachkriegszeit, so nimmt in ihrer Reihe eine ganze deutsche Generation – geboren zwischen 1930 und 1945 – führende Positionen ein. Zu dieser sogenannten Kriegsgeneration, oder zur großen deutschen Nachkriegsgeneration, gehören unter anderen Günther Uecker, Georg Baselitz, Gerhard Richter, Sigmar Polke, Markus Lüpertz, A. R. Penck und Jörg Immendorff: Künstler, die fast alle in östlichen Regionen Deutschlands (oder in einstigen Grenzregionen) geboren wurden und ihr ehemaliges Geburtsland verließen – die meisten von ihnen vor dem Bau der Berliner Mauer im Jahre 1961. Sie wandten dem kommunistischen ostdeutschen Regime den Rücken zu, um im kapitalistischen Westen den Versuch eines neuen Lebens zu starten. Der unmittelbare künstlerische Vorgänger dieser Generation war der 1921 in Westdeutschland geborene Joseph Beuys, dessen radikal neue Kunst- und Lebensauffassung die frühere deutsche bildende Kunst von Grund auf veränderte, sowohl hinsichtlich der Anschauungsweise als auch der Formenwelt.
 
Unser Museum erachtet es für eminent wichtig, dass ein klassisches Museum wie das Museum der Schönen Künste, dessen Sammlungsbestände von der Antiquität bis hin zum 21. Jahrhundert reichen, auch die aktuellsten Strömungen der internationalen zeitgenössischen Kunst in ihre Ausstellungs- und Beschaffungspolitik aufnimmt. Im Sinne dieses Prinzips starteten wir 2012 mit der Ausstellung Uecker. Zu Bild geformte Materie unsere Ausstellungsreihe zur zeitgenössischen deutschen Kunst. Die zweite Station der Reihe wurde 2014 unter dem Titel Immendorff. Es lebe die Malerei! realisiert, darauf folgte 2017 die dritte Werkschau: Georg Baselitz. Preview with Review.
 
Ich möchte hervorheben, dass unsere Reihe nicht aus retrospektiv ausgerichteten Ausstellungen besteht. Unser Ziel ist vielmehr, einzelne, in Anbetracht der Œuvres relevante Fragestellungen und einige besondere künstlerische Phänomene des 20. und 21. Jahrhunderts in den Mittelpunkt der Ausstellungen zu stellen. Gleichzeitig haben wir die Intention, dass die in den Ausstellungen gezeigten Werke zeitlich sämtliche Schaffensperioden der Künstler umfassen sollen. Im Falle des meditativen, auf grundlegende menschliche Gefühle reagierenden Künstlers Günther Uecker war unser vorrangiger Gesichtspunkt, seine stark auf die Materialität bezogene künstlerische Ausdrucksweise zu zeigen. Nach Uecker, gerade als Gegenpol zu ihm, setzten wir unsere Reihe mit Jörg Immendorff fort, der auch politisch aktiv war und seine eigene narrative Malerei als ein „Mittel“ zur Gesellschaftsformung betrachtete, als ein „Mittel“, mit dem der Gesellschaft ein kritischer Spiegel vorgehalten werden kann. Seine Werkschau haben wir anlässlich des 25. Jubiläums des Berliner Mauerfalls gezeigt. Das Lebenswerk von Georg Baselitz basiert auf der Reflexion der Abhängigkeit von Raum und Zeit sowie auf stetem Erinnern – so bildete sein außerordentliches, von der Zirkulation ausgehendes Verhältnis zu seiner eigenen Vergangenheit und zur vergehenden Zeit den Leitfaden der Ausstellung mit seinen Werken.
 
Im Mittelpunkt der nächsten und somit vierten Station unserer Reihe steht einer der berühmtesten zeitgenössischen deutschen Künstler: das Lebenswerk des heute in Köln lebenden Gerhard Richter. Das kontinuierliche Verwischen der Grenze zwischen Wirklichkeit und Schein, die Erweiterung der Grenzen, die Fragen nach der Darstellbarkeit verschiedener „Realitäten“, nach der Greifbarkeit eines bestimmten Moments und dessen augenblicklichen Zerrinnens spielen in Richters Lebenswerk seit mehr als fünfzig Jahren eine zentrale Rolle. Richters Malerei bewegt sich an der unmerklichen Grenze zwischen Nähe und Ferne, zwischen Erkenntnis und Verfremdung; mal zieht sie dich eng an sich, mal hält sie dich in endloser Ferne. Durch das ewige Schwanken zwischen Bekanntem und Unbekanntem, zwischen Benennbarem und Unbenennbarem teilt sich uns die selbstsichere und unumgängliche Kraft der Richter’schen Malerei wie eine Eingebung mit.
 
Michael Müller-Verweyen, der frühere Leiter des Goethe-Instituts Budapest, suchte uns nach der Immendorff-Ausstellung 2015 auf und stellte sich als wichtigster fachlicher Partner an die Seite der Reihe. Dank der seitdem laufenden hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut waren wir in der Lage – unter anderem – fachliche Begleitprogramme zu veranstalten wie die Podiumsdiskussion mit dem Titel Über Deutschland im Rahmen der Baselitz-Ausstellung, zu der wir ohne die Unterstützung des Goethe-Instituts nicht zwei der hervorragendsten Kenner des Themas in Deutschland – den Kunsthistoriker Siegfried Gohr und einen der bekanntesten deutschen Soziologen unserer Zeit, Heinz Bude – nach Budapest hätten einladen können. Die fachlichen Begleitveranstaltungen zu den Ausstellungen sind sehr wichtig für uns, bot uns doch auch diese Podiumsdiskussion eine hervorragende Gelegenheit, vor einem breiteren Publikum und in breitem Zusammenhang über die Nachkriegsgeschichte Deutschlands, über gesellschaftliche Fragen, über menschliche Schicksale, über die Herausforderungen der Generation von Baselitz und Richter und über die ehemalige und heutige internationale Rezeption deutscher zeitgenössischer Kunst zu reden.
Gerhard Richter Gerhard Richter | Foto: Tereza Krenova © Nationalgalerie Prag
Gerhard Richter erklärte voriges Jahr, er habe sein malerisches Lebenswerk abgeschlossen. Welche Wirkung hatte das auf die in Entstehung befindliche Budapester Ausstellung?
 

Eine Gerhard-Richter-Ausstellung mit eigener Konzeption zu realisieren ist heutzutage schon an sich eine riesengroße Herausforderung; es handelt sich schließlich um einen der gefragtesten zeitgenössischen Künstler der Welt. Man kommt für eine Ausstellung sehr schwer an seine Werke heran, da zahlreiche Arbeiten mehrere Jahre im Voraus für verschiedene groß angelegte internationale Ausstellungen gebucht sind und auch weil sich ein bedeutender Teil seines Œuvres in öffentlichen bzw. privaten Sammlungen in Übersee befindet, wodurch der Leihverkehr dieser Werke außerordentlich kostenintensiv ist. Ohne gute, auf lange Jahre, gar Jahrzehnte zurückreichende fachliche Beziehungen und ohne finanzielle Unterstützung von Sponsoren ist eine das Lebenswerk umfassend präsentierende Gerhard-Richter-Ausstellung kaum zu realisieren.
 
Wir haben 2017, nach dem Abbau der Baselitz-Ausstellung, mit der Organisation der Budapester Gerhard-Richter-Werkschau begonnen. Nachdem wir die Konzeption für die Ausstellung erarbeitet hatten, war es uns eine große Freude, dass unser Ausstellungsvorhaben sowohl seitens des Künstlers als auch des Leiters seines Dresdner Archivs – des Gerhard Richter Archivs –, des Kunsthistorikers Dr. Dietmar Elger, vom ersten Moment an Unterstützung erhielt: Mit ihren fachlichen Ratschlägen nehmen sie an jeder Phase der Organisation von Anfang an bis zum heutigen Tag aktiv teil. Vier Jahre sind schon an sich eine sehr lange Zeit, und vergessen wir nicht, dass uns die Pandemie sozusagen inmitten der Ausstellungsorganisation erreicht hat. Infolge der seit anderthalb Jahren andauernden Pandemie wurde nicht nur unser Museum mit zahlreichen Unsicherheiten und unerwarteten Herausforderungen konfrontiert, es erging der gesamten internationalen Museumssphäre ebenso, und dies hatte Auswirkungen auch auf den Leihverkehr der Kunstwerke. Hinzu kommt noch, dass Gerhard Richter nächstes Jahr neunzig Jahre alt wird und anlässlich dieses Jubiläums vielerorts in Deutschland und auf der Welt zahlreiche Richter-Ausstellungen in Vorbereitung sind. Daher war unser vorrangiges Ziel, die Budapester Werkschau spätestens 2021 zu realisieren.
 
Richters Erklärung, er habe sein malerisches Lebenswerk beendet, bedeutet nicht, dass er auch mit der schöpferischen Tätigkeit an sich aufhört. Deshalb hatte diese Entscheidung in Wirklichkeit eine absolut positive Wirkung auf unsere Ausstellung, da wir infolge der Weiterführung seiner künstlerischen Tätigkeit die Möglichkeit haben, den Werkbestand unserer Ausstellung weiter um frisches Material zu bereichern – Material, von dem wir anfangs gar nicht hätten träumen können und das nun das ungarische Publikum als Erstes zu sehen bekommt.
 
Was sind die Themenschwerpunkte, entlang welcher Überlegungen wird die Werkschau aufgebaut?
 

Die deutsche bildende Kunst hat in unserem Museum einen herausragenden Stellenwert – in der Gemäldegalerie Alte Meister, in der Sammlung Moderner Kunst und besonders in der Grafischen Sammlung –, sowohl hinsichtlich der Anzahl an Werken als auch hinsichtlich ihrer Qualität. Werke von Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Albrecht Altdorfer, Augustin Hirsvogel, Matthias Gundelach, Caspar David Friedrich, Max Liebermann, Kurt Schwitters, George Grosz, Joseph Beuys, Günther Uecker, A. R. Penck und Georg Baselitz bilden einen – natürlich symbolisch gemeinten – Sammlungshintergrund, vor dem die Kunstwerke Gerhard Richters präsentiert werden. Auch Gerhard Richter selbst arbeitet mit zahlreichen kunsthistorischen Referenzen; diese werden entlang einer der Hauptachsen unserer Ausstellung thematisiert. Neben den kunsthistorischen Topoi werden die für seine Anfangsjahre so charakteristischen Fotomalereien, die späteren koloristischen abstrakten Bilder und Strips sowie auch die neuesten Glasarbeiten jeweils in separaten Gruppen platziert.
 
Ein wichtiger Leitfaden der Gerhard-Richter-Ausstellung – wie auch der ganzen Ausstellungsreihe – ist auch die Thematisierung der sogenannten „deutschen Frage“ (Übernahme der Verantwortung für den Krieg, Verluste, Tabus usw.). Die weltpolitische Entscheidung über die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg war ein Trauma für die ganze deutsche Gesellschaft. Die größte Tragödie und zugleich die größte Herausforderung für die „Kriegsgeneration“ bestand darin, wie die Erinnerung an den Weltkrieg zu bewältigen ist. Der Alltag war unumgänglich geprägt von seelischer, körperlicher, materieller und intellektueller Entleerung, von kleinbürgerlicher Mentalität, vom psychisch zerstörten, in sich gekehrten Seelenzustand der Menschen. Die meisten Vertreter ihrer Generation waren gekennzeichnet durch Aggressivität, den Verlust jeglichen Halts, durch Isoliertheit, Skepsis und Zweifel an allem und jedem. Sie stemmten sich gegen die Vergangenheit – sehnten sich aber zugleich nach einem positiv aufgeladenen „Vaterbild“ und „Vaterland“ und waren auf der Suche danach. Die Frage nach Möglichkeiten für eine Fortsetzung und für neue Wege, die Auslotung der Daseinsberechtigungen von Realismus (Figurativität) und Abstraktion (Nonfigurativität), die Dilemmata der Malerei oder gerade die des „Todes der Malerei“ – das alles steht in ihren Arbeiten an zentraler Stelle. Zu den Stärken der jeweiligen deutschen Gesellschaften gehören die kritische Betrachtungsweise, die entschlossene Absicht zur Vergangenheitsbewältigung, die Reflexivität, die stete Identitätssuche, die Thematisierung der Veränderungen und Bruchstellen, die Ablehnung einer linearen Geschichtsauffassung. Vielleicht entspringt all dies zum Teil auch dem schon immer – von Albrecht Dürer bis hin zu Gerhard Richter – vorhandenen Anspruch der deutschen Kunst, gleichzeitig die positiven und negativen Seiten der Dinge aufzuzeigen.

  • Gerhard Richter: Betty, 1977 Museum Ludwig, Köln (permanent loan from a private collection, 2007) © Gerhard Richter 2021
    Gerhard Richter: Betty, 1977 Museum Ludwig, Köln
  • Gerhard Richter: Small Bather (Kleine Badende),1994 Private collection, Cologne © Gerhard Richter 2021
    Gerhard Richter: Small Bather (Kleine Badende),1994
  • Gerhard Richter: Abstract Painting (Abstraktes Bild), 2017 Loan from the Gerhard Richter Art Foundation © Gerhard Richter 2021
    Gerhard Richter: Abstract Painting (Abstraktes Bild), 2017

 
Welchen Bekanntheitsgrad hat das Werk Richters in Ungarn, und wie wird seine Kunst hierzulande aufgenommen?
 

Gerhard Richter ist, ohne jede Übertreibung, ein weltberühmter Künstler; trotzdem gibt es in der Breite der ungarischen Gesellschaft vergleichsweise wenige, die eingehender mit seiner künstlerischen Arbeit vertraut sind – und das gilt nicht nur für ihn, sondern für die gesamte Kunst aus Deutschland nach 1945. Dabei reißen sich doch die großen Museen und Kunstsammler von Amerika bis Asien um ihre Werke. Wir sind guter Dinge, dass es uns mit sämtlichen Ausstellungen unserer Reihe – und mit den zahlreichen ausstellungsbegleitenden Führungen, Filmvorführungen, fachlichen Veranstaltungen und Workshops – gelingen kann, das Lebenswerk dieser lebenden Legenden in angemessener Tiefe und Komplexität beim ungarischen Publikum wirklich nachhaltig bekannt zu machen.
 
Was ist dein persönliches Verhältnis zu Richters Werken, welche Herausforderung hat für dich das Kuratieren dieser Ausstellung bedeutet? Gab es Schwierigkeiten, besondere Momente während der Organisation?
 

Besondere Momente gab es bei allen vier Ausstellungen. Jeder Künstler und jede Werkschau dieser Reihe steht mir persönlich nah, aus fachlicher Sicht halte ich alle für sehr bedeutende Stationen. Das prägendste Erlebnis ist immer der Moment, wenn man den Werken eines Künstlers zum ersten Mal leibhaftig gegenübersteht. Dort nimmt der spannende Prozess seinen Anfang, an dessen Ende man den Versuch wagt, die Essenz eines Lebenswerks zu begreifen. Wenn es gelingt, dieses Wissen innerhalb des eng bemessenen Rahmens einer Ausstellung und eines Katalogs auch an das Publikum weiterzugeben, dann ist das ein riesengroßes Ergebnis. Die Realisierung jeder Ausstellung bedeutete eine Herausforderung, und natürlich jedes Mal in einem anderen Sinne. Der Start einer Reihe ist immer hochgradig relevant und richtungsweisend in Bezug auf die darauffolgenden Stationen, darin erwächst ja die Garantie für eine authentische Grundlage.
 
Die Ausstellungen waren eng aneinandergeknüpft, die jeweils nächste baute immer auf die vorangegangenen auf. Durch den Erfolg der Reihe sind mittlerweile auch die Erwartungen an uns immer größer geworden. Dass es uns in knapp zehn Jahren gelungen ist, vier so groß angelegte Ausstellungen zu veranstalten und dass wir am Ende tatsächlich so weit sind, dass wir diese Serie nun mit der Präsentation des Œuvres von Gerhard Richter abschließen können, das ist meines Erachtens vorbildlich. Und es ist vielleicht keine Übertreibung zu behaupten, dass dies den frischen fachlichen Konzepten, der unermüdlichen Arbeit, unserem Durchhaltevermögen, unseren guten internationalen Beziehungen und einer Innovationen gegenüber immer offenen Haltung zu verdanken ist. Ich möchte betonen, dass alle vier Ausstellungen das Ergebnis nationaler und internationaler Teamarbeit riesigen Ausmaßes darstellen und dass es ohne die aktive Beteiligung der Künstler (bzw. im Falle Immendorffs der nachlassverwaltenden Institution) nicht möglich gewesen wäre, die Ausstellungen auf diesem Niveau zu realisieren.
 
Es macht mich sehr glücklich, dass unsere hervorragenden fachlichen Beziehungen zu Günther Uecker und Georg Baselitz auch nach vielen Jahren fortbestehen – das spricht dafür, dass auch sie ihre Budapester Ausstellungen in guter Erinnerung behalten. Wir sind zuversichtlich, dass das in der Zeit nach der Budapester Werkschau auch im Falle Gerhard Richters so sein wird. Ich bin dankbar, dass ich das Atelier der Künstler besuchen durfte; es war spannend, die in Entstehung befindlichen Werke und die Künstler bei der schöpferischen Arbeit unmittelbar sehen zu dürfen. Neben dem Besuch in den Ateliers war für mich auch die Forschungsarbeit zu den einzelnen Künstlern in den Archiven ein großes Erlebnis. Während der vorbereitenden Forschung zu Baselitz und Richter sind sehr enge fachliche Kontakte zu den jeweiligen Archivleitern entstanden.
 
Ebenfalls der Tradition der Reihe entsprechend entsteht auch der Katalog der Gerhard-Richter-Ausstellung unter Beteiligung von ungarischen und internationalen Autoren. In den Katalogbeiträgen werden einzelne Phänomene des Richter’schen Lebenswerks aus unterschiedlichen Aspekten untersucht. Es war für uns eine große Ehre, dass sich der bedeutendste Richter-Monograf, der Kunsthistoriker Dr. Armin Zweite, auf unsere Anfrage hin bereiterklärte, einen Beitrag für den Richter-Katalog zu verfassen. Auch diesmal ist unser Ziel sowohl mit der Ausstellung als auch mit dem Katalog kein anderes, als dass wir ein möglichst umfassendes Bild eines spannenden, abwechslungsreichen Lebenswerks zeichnen wollen, wobei wir auch die Gelegenheit zur näheren Beleuchtung einzelner Teilaspekte und zur Vertiefung in einige allgemein vielleicht weniger bekannte Interpretationen bieten möchten.

 

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