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Jürgen Barkhoff | Professor für Deutsch, Trinity College Dublin

Zum 60. Geburtstag des Goethe-Instituts in Dublin gratuliere ich, auch im Namen der Germanistik am Trinity College, sehr herzlich und mit großem Dank für viele Jahrzehnte des erfolgreichen Wirkens und der bereichernden Zusammenarbeit. Seit ich 1988 als DAAD-Lektor ans Trinity College kam, ist das Goethe-Insitut im nachbarlichen Merrion Square für mich ein ganz wichtiger Ort, und das nicht nur als jederzeit offener und einfallsreicher Partner, wenn es darum geht, deutsche Sprache und Kultur in Irland zu stärken und mit irischer Kultur und Gesellschaft zu vernetzen. In der Bibliothek fanden und finden Generationen unserer Studierenden Bücher und andere Medien und – vor allem in der Zeit vor dem Internet war das so wichtig – aktuelle Zeitungen zum Stöbern und Lesen. Vor allem aber ist das Goethe-Insitut für mich wie für so viele andere, die als Deutsche in Irland leben, ein Begegnungsort und ein Stück Heimat. Im Goethe Institut habe ich 1989 meinen allerersten germanistischen Vortrag in dem vom Goethe-Institut damals organisierten Forschungskolloquium irischer Germanisten gehalten; meine Frau Doris Barkhoff-Kaestli war viele Jahre Lehrerin in der Sprachabteilung und heute gehören meine Patentochter Cliona Weltecke und meine ehemalige Doktorandin Chloe Fagan zum Stab des Goethe-Instituts, der sein erfolgreiches Wirken im 7. Jahrzehnt fortsetzt und zu neuen Glanzpunkten führt.
 
An zwei gemeinsame Projekte, die stellvertretend für so vielen andere genannt seien, erinnere ich mich mit besonderer Dankbarkeit: Im Jahre 1998 trat der Schweizer Autor und Kabarettist Franz Hohler mit seinem Cello im Goethe-Institut auf; ein wunderbarer Abend, den der damalige Direktor Reinhard Schmidt-Supprian in Zusammenarbeit mit Christiane und Thomas Schraner-Burgener von der Schweizer Botschaft ermöglichte; die beiden waren damals das erste Paar im diplomatischen Dienst der Schweiz im job-sharing. Und im Jahre 2005 fand im Goethe-Institut eine Konferenz zu Schillers 200. Geburtstag statt, die ich zusammen mit meinem Kollegen Florian Krobb in Maynooth organisierte. Das war ein wichtiger, bis heute nachwirkender Startschuss, denn aus ihr ging der erste Band von Germanistik in Ireland hervor, dem seither regelmäßig erscheinenden Jahrbuch der German Studies Assciation of Ireland.
 
So bin ich für mehr als die Hälfte seiner Existenz mit dem Dubliner Goethe-Institut verbunden, und ein Zufall brachte mich vor einigen Jahren sogar mit der Geburtstunde des Goethe-Instituts, die wir hier feiern, in Kontakt. Im Rahmen meiner germanistischen Forschung interessierte ich mich für die Glasharmonika, einem Modeinstrument des späten 18. Jahrhunderts, bei dem halbkugelformige, auf einer Achse rotierende Glasschalen mit wasserbenetzten Fingern zum Klingen gebracht werden und ziehende, sphärische Töne erzeugen. Die Glasharmonika, die auch Mozart gerne spielte und für die er komponierte, kommt bei dem romantischen Dichter und Komponisten E.T.A. Hoffmann, dessen 200. Todestag wir dieses Jahr begehen, vielfach vor. Sie war eine Erfindung Benjamin Franklins und eine Weiterentwicklung der musical glasses des Iren Richard Pockrich, der in den 1750er Jahren in Dublin mit wassergefüllten, gestimmten Gläsern Aufsehen erregt hatte. Klingende Gläser faszinierten mich seit meiner Kindheit, seit ich einmal bei meiner Lieblingssendung, Hans-Joachim Kulenkampffs Quiz Einer wird gewinnen, den großen Virtuosen der Glasmusik Bruno Hoffmann erlebt hatte. Was war ich überrascht und erfreut, in seinem Buch Ein Leben für die Glasharfe zu lesen, dass er bei der Eröffnungsveranstaltung des Goethe-Instituts Dublin im Jahre 1962 ein Konzert auf der Glasharfe gegeben hatte! War dies von den Veranstaltern als eine Hommage an den irischen Erfinder der musical glasses gedacht? Im späten 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Empfindsamkeit, schrieb man den Klängen der Glasmusik die Fähigkeit zu, unter den Zuhörern Gefühle der Freundschaft und Verbundenheit zu wecken und zu verstärken. Das passte zu Kulenkampffs Quiz mit seinen Kandidatinnen und Kandidaten aus vielen Ländern, das nach der Gründung der Europäischen Wirtschafts Gemeinschaft EWG den Europa-Gedanken stärken sollte, und es passte ganz besonders gut zur Eröffnung des deutschen Kulturinstituts in Dublin! Für dessen weiteres Wirken in diesem Sinne alles, alles Gute!

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