Verschoben Den Schmerz der Anderen begreifen

Goethe-Institut und Rosa-Luxemburg-Stiftung in Tel Aviv vertagen die für den 13. November geplante Veranstaltung „Den Schmerz der anderen begreifen“ auf einen späteren Zeitpunkt.

Die Erinnerung an die Shoah und das Gedenken der Opfer sind dem Goethe-Institut und der Rosa-Luxemburg-Stiftung ein großes Anliegen. Das Goethe-Institut widmet sich diesem Thema in zahlreichen Projekten in Israel und weltweit. Es steht für Verständigung und Dialog. Das Datum der ursprünglich für den 9. November in Tel Aviv geplanten Veranstaltung „Den Schmerz der anderen begreifen“ war sehr unglücklich gewählt und wurde korrigiert. Im Vorfeld der Veranstaltung hat sich in Deutschland und Israel zunehmend ein Diskussionsklima entwickelt, das deren sachgerechte Durchführung unmöglich macht. Es muss mit massiven Störungen gerechnet werden, die Sicherheit der Podiumsdiskussion ist vor diesem Hintergrund leider nicht zu gewährleisten. Das wichtige Thema der Erinnerungskultur kann so nicht in angemessener Weise behandelt werden.

Das Goethe-Institut und die Rosa-Luxemburg-Stiftung haben deshalb gemeinsam entschieden, die für den 13. November geplante Veranstaltung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Wir werden jetzt gemeinsam mit einer Vielzahl von Diskursbeteiligten über die Neukonzeptionierung nachdenken.
Wir bedauern sehr, dass die von uns geplante Veranstaltung bereits vor ihrer Durchführung in einem Maße der öffentlichen Kritik ausgesetzt war, dass ihre erneute Verschiebung unumgänglich wurde. 

Statement in English

The Goethe-Institut and the Rosa Luxemburg Foundation are postponing the event “Understanding the pain of the others” that was to take place on November 13th to a later date.

The remembrance of the Shoah and the commemoration of the victims is of utmost importance to the Goethe-Institut and the Rosa Luxemburg Foundation. The Goethe-Institut dedicates numerous projects to it in Israel and worldwide and stands for understanding and dialogue. The event “Understanding the pain of the others” was originally set to take place on November 9th in Tel Aviv. It was a very unfortunate decision to choose this date which we corrected.

The public discourse that has developed in Germany and Israel in the run-up to the event has made it impossible to carry out the event appropriately. Since we are expecting disruptions to the event, we cannot guarantee a safe implementation of the panel discussion at this point. The important topic of remembrance culture cannot be addressed in the way it needs to under these circumstances.

The Goethe-Institut and the Rosa Luxemburg Foundation have therefore decided to postpone the event that was scheduled to take place on November 13th to a later date. We will go back to the drawing board and listen to different opinions and voices from the public discourse.

We regret that this event was subject to public criticism before it even took place to an extend that we had no choice but to postpone it again.


Diskussion mit Charlotte Wiedemann, Bashir Bashir und Amos Goldberg
Moderation: Inge Günther
Bitte um Anmeldung: telaviv.office@rosalux.org



Buchcover Den Schmerz der Anderen begreifen © Propyläen Fast 75 Jahre nach seiner Gründung bleibt Erinnern in Israel ein politisch umkämpftes Terrain. Jüdinnen und Juden richten den Fokus auf den Holocaust, Palästinenser:innen hingegen auf das Schicksalsjahr 1948, als Hundertausende Opfer von Flucht und Vertreibung durch jüdische Kämpfer wurden – arabisch als Nakba (Katastrophe) bezeichnet. In ihrem Buch „Den Schmerz der Anderen begreifen“ plädiert die Publizistin Charlotte Wiedemann für ein neues empathisches Erinnern, das verschiedenen Seiten gerecht wird und Solidarität statt Opferkonkurrenz fördert. In Bezug auf die Erinnerungspraktiken in Deutschland ist sie überzeugt, dass ein Bewusstsein für die kolonialen Verbrechen der Kaiserzeit entwickelt werden muss, und das stellt die Besonderheit der Shoa nicht in Frage. 

Charlotte Wiedemann ist Publizistin und Auslandsreporterin, ihre Beiträge erschienen u.a. in Die Zeit, Geo und Le Monde Diplomatique. Sie hält Vorträge, ist Kolumnistin der taz und hat zahlreiche Bücher zu internationalen Themen veröffentlicht, zuletzt erschien „Den Schmerz der anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis“ (Propyläen, 2022). Geprägt vom Schweigen in der eigenen Familie, verfolgt sie die Debatten um die deutsche Verantwortung für den Nationalsozialismus seit vier Jahrzehnten.

Bashir Bashir ist außerordentlicher Professor für politische Theorie an der Open University of Israel und Senior Research Fellow am Van Leer Jerusalem Institute. Er forscht zu Demokratietheorie, Nationalismus, Staatsangehörigkeit, Multikulturalismus und Versöhnungspolitik. Zuletzt erschien von ihm The Arab and Jewish Questions: Geographies of Engagement in Palestine and Beyond (Columbia University Press, 2020); Mitherausgeber von The Holocaust and Nakba: A New Grammar of Trauma and History (Columbia University Press, 2018)

Amos Goldberg ist außerordentlicher Professor für Geschichte des Holocaust und Leiter des Forschungsinstituts für zeitgenössisches Judentum an der Hebräischen Universität von Jerusalem. Seit Jahrzehnten erforscht er die Geschichte und die Erinnerung an den Holocaust an der Schnittstelle von Geschichte, kritischer Theorie und Literatur. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Trauma in First Person: Diary Writing during the Holocaust (Indiana University Press, 2017); Zusammen mit Bashir Bashir (Hg.) The Holocaust and Nakba:  A New Grammar of Trauma and History. Goldberg gehört zu den Initiatoren und Verfassern der Jerusalem Declaration on Antisemitism.

Inge Günther hat mehr als zwanzig Jahre lang als Korrespondentin in Israel und Palästina gearbeitet, unter anderem für die Frankfurter Rundschau und die Berliner Zeitung. Für ihre Berichte erhielt sie mehrfach Preise, zuletzt 2017 den Journalistenpreis der Deutschen Initiative für den Nahen Osten. Aus beruflichen wie privaten Gründen ist Jerusalem ihre zweite Heimat neben Berlin geworden.

Die Veranstaltung wird live per Zoom übertragen.

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In Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel
 

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