Über die Lieder
Saayeb
Eine Bäuerin sieht einem Forscher nach, der durch ihre Felder streift – murmelnd in einer Sprache, die niemand versteht.
Er bestaunt ihre blühenden Pflanzen und fragt: Welche Saat? Welche Methode? Welches Geheimnis? Sie zuckt mit den Schultern. Keine Aufzeichnungen, keine Zahlen – nur Jahre des Beobachtens, des Spürens, des Lauschens auf das Land.
Sie teilt ihr Wissen. Er nickt, kritzelt etwas in sein Notizbuch – und irgendwann erscheint ein Aufsatz, vollgestopft mit Worten, die sie nicht lesen kann, Theorien, die selbst ihr Sohn nicht erklären kann.
Sie blickt auf ihre Felder, auf das Leben, das sie versteht, und fragt sich: Wenn sie eines Tages nicht mehr ist – wer wird sich dieser Erde annehmen wie sie? Wissen, das über Jahrhunderte weitergegeben wurde – nicht in Büchern, sondern in schwieligen Händen.
Mamta Bai, Rahi Bai, Balu Dada – und viele andere, die die Weisheit des Bodens tragen wie ein zweites Ich. Und doch versickert dieses Wissen – wie im Fall Khobragades, der trotz unschätzbarer Beiträge starb, weil er sich die eigene Behandlung im Krankenhaus nicht leisten konnte. Wenn Wissen nicht jene trägt, die es hüten – wem gehört es dann?
Dieses Lied ist jenen gewidmet, deren Wahrheiten zu groß sind für Fußnoten – und dennoch allzu oft im Übergang verlorengehen.
Maanasa
„Du arbeitest unaufhörlich“, sagt sie leise. „Aber siehst du überhaupt, was auf deinem Teller liegt?“
Er schaut kurz auf, irritiert. „Reis“, antwortet er achselzuckend.
Sie lächelt – doch in ihrer Stimme liegt Nachdruck: „Welcher Reis? Welcher Name?“
Er weiß es nicht. Nicht das Korn, nicht die Sorte, nicht die Hände, die es gesät und geerntet haben.
„Du erinnerst dich nicht einmal mehr daran“, sagt sie. „Gehörst du überhaupt noch zu diesem Dorf?“
Und dann, beinahe flüsternd: „Sag nie: ‚Was bedeutet schon ein Name?‘ Ein Name bedeutet alles.
Er bezeugt, dass etwas gelebt hat – dass wir Teil davon waren, und es von uns.“
Dieses Lied ist den verschwindenden Körnern gewidmet, den vergessenen Namen, den Samen, die zu Zahlen in Büchern wurden.
Namen sind keine bloßen Worte – sie sind Tore, durch die Erinnerung, Geschichte und das Land selbst zu uns sprechen.
Gehen sie verloren, verlieren wir auch die Geschichte dessen, wer wir sind.
Majhi Chulati Rahati
Eine Frau in den Hügeln betrachtet das WhatsApp-Profilbild ihrer Cousine – ein Büro-Selfie, glatt und gestylt.
Ihr eigenes zeigt ein Feld – wild, grün, lebendig.
Die Cousine schwört auf Chia- und Leinsamen, winzige Superfoods aus glänzenden Verpackungen.
Die Tochter lacht: „Die? Die wachsen bei uns im Garten – frisch, jeden Tag.“
Still deckt sie den Tisch – ein einfaches, warmes Mahl, mit Hingabe zubereitet.
Die Cousine kostet, schweigt – und seufzt. Jahre des Hungers, gestillt in einem einzigen Bissen.
„In der Stadt gibt es alles“, sagt sie leise, „nur nichts, das so schmeckt.“
Zurück lässt sie schwere Geschenke – sorgsam verpackt, mit Preisschild.
Doch tief in ihrer Tasche, verborgen – Samen, Erde.
Das wahre Geschenk: ohne Gewicht.
Dieses Lied handelt davon, was wir essen – und was wir darüber vergessen.
Von Nahrung, die zur Ware wurde.
Von Überfluss ohne Substanz.
Und vom stillen Reichtum jener, die nie Applaus brauchten – nur den Raum, ihr Leben im Einklang mit dem Land weiterzuführen.