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Das Deutsche Kino entdeckt Fritz Bauer wieder

Eine Rückkehr aus der Vergessenheit: der Oberstaatsanwalt, der die Prozesse von Auschwitz in Gang setzte, erscheint nun in verschiedenen neuen deutschen Filmen.
 

Labyrinth des Schweigens © Heike Ullrich
Als auf der Berlinale 2010 der Dokumentarfilm Fritz Bauer - Tod auf Raten von Ilona Ziok seine Premiere hatte, blieb dieser keineswegs unbeachtet. Nicht nur, weil der Film die fast vergessene Figur des Oberstaatsanwaltes wieder ans Licht brachte, sondern auch, weil die Originalbilder genau zeigen, mit welcher Kraft und welchem Charisma Fritz Bauer dafür kämpfte, dass Gerechtigkeit einkehrt und dass die junge deutsche Demokratie gestärkt wird. Der Film zeigt auch, dass sein Tod im Jahr 1968 noch nicht vollständig aufgeklärt worden ist.

Im Dezember 2014 erschien der Film Im Labyrinth des Schweigens, der die Vorbereitungen auf die Auschwitz-Prozesse darstellt und in dem Bauer eine Nebenrolle, wenn auch eine sehr entscheidende, einnimmt. Dieses Werk von Giulio Ricciarelli erreichte nicht nur mehr als 250.000 Zuschauer*innen in Deutschland, er ist auch der diesjährige deutsche Kandidat für den Oscar und erscheint in Chile am am 19. November 2015 in den Kinos.

Der ebenfalls im vergangenen Jahr erschienene Film Phoenix von Christian Petzold ist Fritz Bauer gewidmet, da er Zeugenaussagen des Ausschwitzprozesses unter Bauer als Basis für sein Drehbuch über die Heimkehr einer Überlebenden nimmt.

Phoenix

Im August 2015 feierte der Film Der Staat gegen Fritz Bauer Premiere auf dem Filmfestival Locarno, wo er den Publikumspreis gewann. Im Oktober 2015 kam er in die Deutschen Kinos. Der Film handelt von der Rolle, die Fritz Bauer (gespielt von Burghart Klaussner) bei der Auslieferung Eichmanns nach Israel spielte. Die Kritik feierte den Film dafür, dass Fritz Bauer als Held im Zentrum der Geschichte stand, aber nicht unbedingt den Film an sich. Auch negative Kritiken wurden laut, in denen beanstandet wurde, dass die angebliche Homosexualität Bauers anhand einer fiktiven Figur, dem Staatsanwalt Karl Angermann, in das Zentrum der filmischen Handlung gerückt wurde.

Im März diesen Jahres erschien außerdem der Dokumentarfilm 183 Tage von Janusch Kozminski, der  den Hergang der Auschwitzprozesse in fast drei Stunden Länge behandelt.
Des weiteren wird aktuell die Produktion eines Fernsehfilms namens Der General vorbereitet, der ebenfalls eine Hommage an Fritz Bauer sein soll.

Aus diesen Gründen bereitet  das Goethe-Institut ein Filmpaket vor, welches neben den genannten Werken noch weiteres Material beinhaltet, bestehend aus dokumentarischen Stücken und Fernsehinterviews. In Chile wird dieses Paket im April 2016 am Museo de la Memoria vorgestellt, parallel zu einem Seminar von Irmtrud Wojak in Santiago.

 
Die Cinemateca des Goethe Instituts Chile organisierte die Erstaufführung in Chile des Filmes Fritz Bauer: Tod auf Raten im Museo de la Memoria im Mai 2015 im Rahmen einer Filmreihe zum 70. Jahrestag des Ende des Zweiten Weltkrieges. Irmtrud Wojak, Biografin von Bauer, präsentierte den Film. Im Anschluss fand ein Gespräch zwischen Wojak und dem Richter Cristián Alfaro statt. Anhand der Entführung eines Kindes während der Diktatur im Süden Chiles, konnte Alfaro zum ersten Mal die Amnestie umgehen, weil die Entführung als Straftat juristisch kein Ende hat. Gemeinsam analysierten Wojak und Alfaro die Bemühungen Deutschlands und Chiles Gerechtigkeit zu schaffen und kommentierten die Schritte von Fritz Bauer während seines Kampfes für die Menschenrechte.

Irmtrud Wojak wird auch als Rednerin während der Internationalen Tagung über Geschichte, Erinnerung und Menschenrechte auftreten, eine Konferenz, die zwischen dem 30. November und 3. Dezember 2015 stattfindet und von der Fakultät für Geschichte der Katholischen Universität in Santiago de Chile organisiert wurde.
 

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