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Interview
Beats & Barrio mit Arieshandmodel

Arieshandmodel_Teaser
© Arieshandmodel

Thania Millan, besser bekannt als Arieshandmodel, ist eine DJ und Veranstalterin aus Mexiko-Stadt. Brown und queer. Ihre Arbeit verbindet Klänge aus der mexikanischen Metropole mit Clubmusik.

Arieshandmodel hat eine Playlist für Hertzflimmern erstellt, viel Spaß beim hören und lesen!
 



Wo befindest du dich gerade? (Physisch, Emotional, Mental und Musikalisch)

Physisch, emotional und mental ist bei mir alles in Ordnung, denn ich betreibe viel Self-Care. Musikalisch befinde ich mich, glaube ich, in einem Prozess. Ich bin dabei, nicht nur meinen eigenen Sound neu zu definieren, sondern auch meinen Stil beim Auflegen. Ich möchte alle Möglichkeiten ausschöpfen.

Wonach klingt dein Kiez?
 

Ich habe fast mein ganzes Leben lang im Zentrum von Mexiko-Stadt gelebt. Die Klänge, die man dort zu hören bekommt – die prähispanische Musik der Tänzer, die sich mit den Geräuschen des chaotischen Verkehrs und dem Gehupe der Autos vermischt –, sehe ich als eine Art Analogie zu den Rhythmen, die ich im Club zusammenmische.



Wie würdest du dich und deinen Stil beim Auflegen beschreiben? 
 


Welcher Beat oder Track darf aktuell in keinem deiner Sets fehlen?
 


Wo hast du zum ersten Mal aufgelegt und wie war die Erfahrung?

Einer meiner ersten Gigs war eine Queer-Party, die von Pepe Romero organisiert wurde. Das war in dem winzig kleinen Club Diamond in der Nähe von Garibaldi in Mexiko-Stadt. .

Ich war definitiv sowohl gespannt und aufgeregt als auch mega nervös. Wenn ich ehrlich bin, spüre ich auch jetzt vor jedem Auftritt noch einen Hauch dieser gleichen Nervosität, aber ich meine, dass ich mittlerweile viel besser damit umgehe.

Wie beeinflusst deine Umgebung deinen Sound?

Mein Sound ist ganz klar von Mexiko City und dem Leben im Zentrum der Stadt beeinflusst, dem Nebeneinander verschiedener Rhythmen und Klänge. So vermengen sich etwa das typische Chaos und der Verkehr mit den Geräuschen der Tänzer auf dem Zócalo. Das alles beinhaltet Elemente einer kulturellen Identität, die ich auch auf dem Dancefloor zum Ausdruck bringen möchte.  
 
  • Arieshandmodel_1 © Goethe-Institut Mexiko
    Arieshandmodel
  • Arieshandmodel_2 © Arieshandmodel
    Arieshandmodel beim auflegen
  • Arieshandmodel_3 © Goethe-Institut Mexiko
    Arieshandmodel in ihrem Kiez, dem "Centro" (das Zentrum) von Mexiko City
  • Arieshandmodel_4 © Goethe-Institut Mexiko
    Arieshandmodel
  • Arieshandmodel_5 © Goethe-Institut Mexiko
    Arieshandmodel in ihrem Kiez, dem "Centro" (das Zentrum) von Mexiko City


Die Krise, die durch die Pandemie ausgelöst wurde, vermittelt uns allen ein Gefühl von Ungewissheit. Wie erlebst du die Situation?

Auch wenn natürlich alle Gigs ausgefallen sind, die ich in dieser Zeit hätte haben sollen, befinde ich mich immer noch in einer äußerst privilegierten Situation, wenn man bedenkt, wie viele Menschen unter den Nebeneffekten der Quarantäne zu leiden haben. Daher konnte ich meine Zeit und Energie darauf verwenden, an Projekten zu arbeiten, die ich schon länger im Hinterkopf hatte. So habe ich etwa damit begonnen, eigene Tracks zu produzieren, was wohl der logische nächste Schritt in meiner Karriere war.

Immer häufiger sieht man Projekte, die über Crowdfunding finanziert werden. In Zeiten von Corona wurden Kampagnen ins Leben gerufen, die einerseits die Clubs, andererseits die Künstler unterstützen sollen. Profitierst du von einer dieser Aktionen?

Ich persönlich habe noch keine solche Aktion ins Leben gerufen. Daher kann ich nicht sagen, ob sie wirklich etwas bringen. Was ich aber in Quarantäne-Zeiten beobachten konnte ist, dass die Clubs eher davon profitieren als die Künstler.  
Der Terminal Club Antisocial, auch wenn dieser gerade nicht außerhalb des virtuellen Raums existiert, und das YuYu sind zwei Locations, mit denen ich bereits kooperiert habe und mit denen ich auch in Zukunft gerne zusammenarbeiten möchte. Meiner Meinung nach gibt es dort die beste Musikauswahl und die interessantesten Events. 

Welchen Ratschlag würdest du anderen Künstlern*innen, DJ’s und Produzent*innen geben?

Übung macht den Meister.

Was stört dich an der elektronischen Musik-Szene? Welchen Herausforderungen begegnest du und was würdest du ändern wollen?

Die gegenwärtige Situation zwingt uns dazu, unsere Idee von Partys und Clubs zu überdenken. Interessant wäre es, ein Nightlife der höheren Kategorie zu schaffen, wie es schon in vielen Ländern der Fall ist. Innerhalb der Szene arbeiten wir noch daran, dass alle Partys und Clubs wirklich sichere Orte sind.
Natürlich gibt es in Mexiko-Stadt bereits Locations, die darauf achten, einen Safe Space zu schaffen, z.B. BabyRatta, PorDetroit, Tortilla oder Ext.

Allerdings ist dies leider nicht überall der Fall. Ich wünschte, alle Partys und Clubs würden es zu ihrer Priorität machen.


Auch eine neue Art von Drogenpolitik wäre wichtig, um das Nachtleben der Stadt deutlich zu verbessern. Viele Clubs haben schließen müssen, da bestimmte Substanzen als illegal gelten und ihr Vertrieb daher von kriminellen Gruppen kontrolliert wird. 

Wo willst du auf jeden Fall noch (einmal) auflegen und warum?

Es gibt da eine ganze Reihe von Orten, an denen ich gerne auflegen würde. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde meine Wahl auf Brasilien fallen. Sowohl was Events als auch was die Produzent*innen angeht, ist dort einiges in Bewegung und, soweit ich das sehe, wird sehr auf Integration geachtet.
 

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