Schnelleinstieg:

Direkt zum Inhalt springen (Alt 1) Direkt zur Hauptnavigation springen (Alt 2)

Warum glauben wir an Fake News?

Eine Person in einem beigen Blazer hält ein Smartphone in der einen und eine Zeitung in der anderen Hand. Auf dem Tisch liegt eine weitere Zeitung. Im Hintergrund große Fenster.
© Goethe-Institut

Wir stoßen in den sozialen Medien auf Fake News, begegnen ihnen – zum Glück etwas seltener – in den traditionellen Medien und erfahren sie durch Freunde und Familie, die Informationen weitergeben, ohne sie vorher überprüft zu haben. Aber warum schenken wir ihnen Glauben? Lesen Sie weiter, um herauszufinden, warum auch Sie manchmal (oder vielleicht sogar oft?) Opfer von Fake News werden!
 

Von Piotr Henzler

Wir können sagen – und manchmal stimmt das ja auch – dass es unsere Schuld ist. Dass wir nicht aufmerksam genug sind, alles glauben und zu gutgläubig sind. Und manchmal trifft das auch zu. Aber diejenigen, die Fake News produzieren, wissen ganz genau, wie sie uns manipulieren können. Sie benutzen unterschiedliche Methoden, um die Glaubwürdigkeit unglaubwürdiger Informationen zu erhöhen. Es ist oft wirklich schwierig, manipulierte oder frei erfundene Informationen zu erkennen.

Welche Methoden sind das? Sie bauen zum Beispiel gezielt Elemente in Informationen ein, die uns dazu bringen, ihnen leichter zu glauben, und die es uns schwerer machen, die Unwahrheit zu erkennen. Was sind das für Elemente?

  1. Zahlen. Wenn Menschen die Information sehen, dass 36 % der Einwohner von Großstädten am liebsten Bigos zum Mittagessen essen, nehmen viele von ihnen an, dass das wahr sein muss. Schließlich gibt es konkrete Zahlen. Kaum jemand fragt sich jedoch: Woher stammen diese Zahlen eigentlich? Wer hat diese Umfrage gemacht – falls es sie überhaupt gab? Und wurde sie überhaupt ordnungsgemäß durchgeführt?
  2. Name, Alter, Wohnort usw. Ganz ähnlich wie bei den Zahlen, denn es geht um die gleiche Sache. Das Hinzufügen spezifischer Daten wie Name, Geburtsort oder Hobbys zur Beschreibung des Protagonisten einer Geschichte erhöht deren Glaubwürdigkeit. „Das würde sich doch niemand einfach ausdenken!“ Tja – eben doch. Genau deswegen, weil solche Details Vertrauen schaffen.
  3. Titel, Funktion, Stelle. Wem glauben Sie eher? Dr. Nowak oder Herrn Nowak? Wer wirkt kompetenter in Sachen Holzindustrie – Frau Kowalska oder die Direktorin des Sägewerks Anna Kowalska? Wer kann Glaubensfragen besser klären – Jędrzej Katrowski oder„Theologieprofessor Jędrzej Katrowski? Ob diese „Doktoren“, „Direktorinnen“ und „Professoren“ wirklich existieren und ob sie das tatsächlich gesagt haben, ist eine andere Frage.
  4. Zitate. Ein schönes Beispiel aus einem Meme, das vor einiger Zeit im Internet kursierte. Zu sehen ist das Porträt eines US-Präsidenten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit angeblich seinen Worten darunter: „Glaube nicht alles, was du im Internet findest.“ Natürlich ist das ein Scherz. Doch verschiedenen mehr oder weniger berühmten Personen Worte in den Mund zu legen, ist alles andere als neu.
Sehen Sie in einer Nachricht ein Zitat, eine Prozentzahl oder den Namen eines Wissenschaftlers, den Sie vielleicht nicht kennen? Wenn es um ein Thema geht, das Ihnen wichtig ist, zum Beispiel Ihre Gesundheit, Ihr Geld oder Ihre Gefühle, dann überprüfen Sie unbedingt, ob diese Angaben stimmen!
 
Das Bild zeigt eine surreale Szene, in der mehrere menschliche Arme aus einem Computermonitor herausragen. Einige strecken sich nach außen, andere greifen die Bildschirmränder. Der Hintergrund besteht aus einer geometrischen Tapete in Grautönen, was die verstörende Wirkung der Komposition verstärkt.

Fake News nutzen gezielt vertrauensbildende Elemente, um glaubwürdig zu erscheinen. Je konkreter die Angaben sind, desto eher glauben wir ihnen – auch wenn sie erfunden sind. | © Goethe-Institut

Was stärkt außerdem unser Vertrauen in die Glaubwürdigkeit von Informationen?

War's das schon? Leider nein. Es gibt nämlich noch andere Faktoren, die unsere Wahrnehmung der Glaubwürdigkeit beeinflussen. Diese sind zwar keine „Informationselemente“, erhöhen aber unsere Bereitschaft, etwas zu glauben.

Allen voran steht die Glaubwürdigkeit der Informationsquelle. Wenn wir einer bestimmten Person, einem Medium oder einem Social-Media-Kanal grundsätzlich vertrauen, dann sind wir auch eher bereit, eine Falschmeldung von dort zu glauben – selbst wenn wir sie von jemand anderem vielleicht in Zweifel gezogen hätten.

Ein ähnlicher Mechanismus liegt auch dem Social Proof zugrunde. Wenn unsere Freund:innen, andere für uns wichtige Personen oder ein bekanntes Medium etwas für wahr halten, schließen wir uns dieser Meinung gern an.

Nicht zu unterschätzen ist auch der Bestätigungsfehler. Wenn eine Information unsere bisherigen Überzeugungen bestätigt oder stützt – selbst wenn nur zum Teil –, sind wir besonders geneigt, sie als wahr anzunehmen. Und wenn dann sogar ein Teil dieser Information stimmt, wirkt gleich alles glaubwürdiger.

Heißt das also… alles überprüfen?

Die Mechanismen, die bewirken, dass wir Opfer von Fake News werden, sind vielfältig. Heißt das, dass wir jede einzelne Information überprüfen sollten – jedes Zitat, jede Prozentzahl, jede Quelle? Nein, das wäre schlicht unmöglich. Es lohnt sich jedoch, bewusst darauf zu achten, was Informationen glaubwürdig erscheinen lässt. Besonders bei Themen, die uns betreffen, also Einfluss auf unser Leben, unsere Gesundheit oder unsere Finanzen haben könnten, sollten wir kritisch hinterfragen.

Der erste Schritt ist, sich bewusst zu machen, dass es Fake News gibt und dass sie nach bestimmten Spielregeln erstellt werden, um echt zu wirken.

Der zweite Schritt ist eine einfache Prüfung. Wie diese funktioniert, erfahren Sie im nächsten Artikel, in dem wir das CRAAP-Modell vorstellen, ein praktisches Werkzeug für kritisches Denken.
 

Perspectives_Logo

Die Veröffentlichung dieses Artikels ist Teil von PERSPECTIVES – dem neuen Label für unabhängigen, konstruktiven, multiperspektivischen Journalismus. Das deutsch-tschechisch-slowakisch-ukrainische Onlinemagazin JÁDU setzt dieses von der EU co-finanzierte Projekt mit sechs weiteren Redaktionen aus Mittelosteuropa unter Federführung des Goethe-Instituts um. >>> Mehr über PERSPECTIVES
 

Top