Diskussion Unsere queere Geschichte

Queer as German Folk. Diskussion © Goethe-Institut | Lech Rowiński

Fr, 15.10.2021

18:00 Uhr

Online

Link zum Online-Streaming der Diskussion:
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Mit: Joanna Ostrowska, Andrea Rottmann, Krzysztof Tomasik
Moderation: Mathias Foit


Queere Geschichte - sowohl in Deutschland als auch in Polen - muss immer noch um die Anerkennung als vollwertige akademische Disziplin kämpfen. Womit befasst sich die queere Geschichte? Forscher*innen für die Geschichte der nicht-heteronormativen Personen werden oft missverstanden oder sogar abgelehnt. Der Mangel an fundierter Forschung in diesem Bereich ist ebenfalls ein Problem. Wie können wir die spezifischen weißen Flecken aufdecken, die auf der Weltkarte der queeren Geschichte immer noch reichlich vorhanden sind? Wo können wir in einem bisher unberührten Thema nach Quellen suchen? Und schließlich: Wie erzählt man eine Geschichte, die noch nie zuvor erzählt wurde, auf eine interessante und informative Weise?

Mathias Foit ist Absolvent der Anglisitk an der Universität Wrocław und Gewinner des Hauptpreises der Polnischen Gesellschaft für Amerikastudien für die beste MA-Arbeit in Amerikastudien im Jahr 2018. Derzeit ist er Doktorand an der Freien Universität Berlin und Stipendiat der Deutschen Rosa-Luxemburg-Stiftung. Er erforscht die queere Geschichte ehemaliger deutscher Gebiete, darunter Schlesien, Pommern und Ostpreußen, vom frühen 20. Jahrhundert bis zu den Jahren der Nazi-Diktatur. Er interessiert sich vor allem für queere Räume und Organisationen sowie für die Verbindungen zwischen der deutschen Homosexuellenbewegung und dem Nationalismus.

Joanna Ostrowska, promovierte Historikerin, forscht zum Thema der vergessenen Opfer des Nationalsozialismus. Bislang hat sie drei Bücher veröffentlicht: Przemilczane. Seksualna praca przymusowa w czasie II wojny światowej (Sexuelle Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs), „Mój Führerze!” Ofiary przymusowej sterylizacji na Dolnym Śląsku w latach 1934–44 ("Mein Führer!" Opfer der Zwangssterilisation in Niederschlesien 1934-44) und Oni. Homoseksualiści w czasie II wojny światowej (Homosexuelle während des Zweiten Weltkriegs). Das Buch Przemilczane wurde für den Teresa-Torańska-Preis nominiert, und 2020 erhielt sie den Mauthausen-Gedenkpreis für herausragende Leistungen bei der Erforschung der Geschichte und der Erinnerung an die Opfer des Lagers. Sie ist heute eine der weltweit bedeutendsten Forscherinnen und Wissenschaftlerinnen zu den NS-Verbrechen. Außerdem hat sie Film- und Fernsehproduktion studiert, zahlreiche Theaterproduktionen mitgestaltet und frönt, wenn sie gerade nicht in Archiven stöbert, leidenschaftlich ihrer Liebe zum Kino, indem sie als Filmkritikerin arbeitet und das Repertoire von Filmfestivals zusammenstellt.

Andrea Rottmann schloss ein Geschichts- und Nordamerikastudium an der Freien Universität Berlin sowie ein PhD-Studium in German Studies an der Universität Michigan in Ann Arbor ab. Dort promovierte sie mit einer Arbeit zu dem Alltag, den Praktiken, Spaces und der Identitätsbildung queerer Menschen im geteilten Berlin in den Jahren 1945-1970, mit einem besonderen Fokus auf lesbischen und Trans* Menschen. Die Studie wurde mit dem Preis der Women in German Coalition und des Arbeitskreises Historische Frauen- und Geschlechterforschung ausgezeichnet. 2022 soll die Dissertation in Buchform erscheinen. Andrea Rottmann veröffentlichte auch zum Thema queerer Geschichte der USA sowie anderer deutschen Regionen wie z.B. Baden-Württemberg. Derzeit beschäftigt sie sich mit der Verflechtung Menschenrechte-sexuelle und geschlechtliche Nicht-Normativität von den 70-ern bis heute. Gemeinsam mit Martin Lücke und Benno Gammerl koordiniert sie außerdem das von der DFG geförderte wissenschaftliche Netzwerk „Queere Zeitgeschichten im deutschsprachigen Europa“, das Forschende aus Nordamerika, Großbritannien, Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammenbringt.

Krzysztof Tomasik ist Publizist, Biograf, Mitglied des Teams von Krytyka Polityczna und des LGBTQ+-Magazins Replika. Mitbegründer und regelmäßiger Gast der TOK FM-Radiosendung Besser spät als nie, die sich mit LGBTQ+-Themen befasst. Autor zahlreicher Veröffentlichungen über das kommunistische Polen, darunter Gejerel mniejszości seksualne w PRL, 2008 (Gejerel sexuelle Minderheiten in der Volksrepublik Polen) die populärste aller Positionen zu queerer Geschichte und nicht-heteronormativen Menschen in der Volksrepublik Polen. Außerdem sorgte er mit seinem Debüt Homobiografie, 2008 (Homobiographien) für Aufsehen in der Diskussion um bekannte polnische Schriftsteller*innen, indem er die queeren Motive in ihren Biografien aufzeigte. Der Erfolg seiner Bücher, ihre Thematik und ihre zugängliche Form machen Krzysztof Tomasik zu einem der verdienstvollsten Popularisatoren der queeren Geschichte in Polen.

 Medienpartner:
Queer.pl
NOIZZ

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