Konservatorium
Das 1902 errichtete Konservatorium-Gebäude befindet sich an der Kreuzung der ehemaligen Nemezkaja-Straße zur Nikolskaja-Straße. Am Anfang des 20. Jhs. sah das Gebäude ganz anders aus und war von dem Architekten Semjon Kallistratow 1912 umgebaut.
Von Prof. Dr. Sergey Terekhin, Prof. Dr. Olga Litzenberger
1902 wurde ganz am Anfang der Nemezkaja-Straße (heute Petr-Stolypin-Prospekt), an der Kreuzung zur Nikolskaja-Straße (heute Radischtschew-Straße) und direkt neben dem Gebäude der ehemaligen Vormundschaftsbehörde für immigrierte Siedler, ein zweistöckiges und nach Meinung der damaligen Zeitgenossen ziemlich seltsames Gebäude der Musikschule (Architekt: Aleksandr Jagn) gebaut, das mit den Formen und Details der altrussischen (der sogenannten „teremartigen“) Architektur verziert war. Die Verwirrung der Bürger ist leicht zu verstehen: Das massive Gebäude sah unpassend aus, besonders in seiner nächsten „deutschen“ Umgebung.
Nach einigen Jahren beschloss die Stadt, hier ein Konservatorium zu eröffnen und das unbeliebte Bauwerk so zu überarbeiten. Die von der Stadtverwaltung veröffentlichte Ausschreibung gewann der Architekt Semjon Kallistratow. Um 1912 war das Gebäude nicht wiederzuerkennen: Die Türme wurden aufgestockt, die Formen der Verkleidung wurden geändert, die Fassaden wurden von Grund auf neu gestaltet.
Kallistratows Fähigkeiten zeichneten sich nicht nur in der gestalterischen Lösung des Gebäudes selbst glänzend ab, sondern auch in der Vollkommenheit der städteplanerischen Idee: Die Türme und Spitzen des Konservatoriums schließen quasi das Dreieck der senkrechten Schwerpunkte, indem sie mit Glockentürmen der in der Nähe liegenden katholischen und lutherischen Kirchen eins werden. Leider sind diese Glockentürme inzwischen verloren gegangen: Die lutherische Kirche ist zerstört und die katholische bis zur Unkenntlichkeit umgebaut worden. Aber auch jetzt, wo es sich selbst überlassen ist, ist das Gebäude nicht untergegangen und gilt unumstritten als Wahrzeichen nicht nur der deutschen Architektur von Saratow, sondern auch der ganzen Stadt Saratow.
Adresse:
Konservatorium
Saratow, Petr-Stolypin-Prospekt 1
In Kooperation mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland e. V. (BKDR)