2015

„6 Mosaiken“

Das Projekt „6 Mosaiken“ widmet sich der Untersuchung und dem Erhalt monumentaler und dekorativer Kunst der Sowjetzeit in der Ukraine.

Seit Mitte der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts begann die monumentale dekorative Kunst in der Ukraine aktiv zuzunehmen. Das lag vor allem an dem Wandel des architektonischen Baukanons der UdSSR. Einer der typischen Stile von Monumentalkunst waren Mosaiken. Für viele Künstler, die sich in den sechziger Jahren mit Monumentalkunst beschäftigten, blieb das Mosaik ein kreatives und experimentelles Betätigungsfeld, trotz Zensur und ideologischen Vorgaben.

Mehr als einhundert einzigartige Mosaiken sind in Kiew noch gut erhalten. Die Schöpfer dieser Mosaiken demonstrierten damit nicht nur ihre außerordentlichen künstlerischen Fähigkeiten, sondern schafften es damit auch, eine kritische künstlerische Haltung trotz der künstlerischen Einschränkungen dieser Zeit zu formulieren.

In der heutigen Zeit, in der wir versuchen, uns des ideologischen Einflusses von Sowjetsymbolen zu entledigen, können wir neue Bedeutungen dieser Arbeiten entdecken.  Nichtsdestotrotz trat das Gesetz zur Entkommunisierung am 21. Mai 2015 in Kraft und eine große Anzahl von monumentaler dekorativer Kunst dieser Zeit steht in Gefahr zerstört zu werden.

In der Kiewer Peremohy Straße gibt es sechs monumentale Mosaiken, die zwischen 1967-1982 von bekannten Künstlern - Ivan Lytovchenko, Volodymyr Pryadka, Valeriy Lamah und Ernest Kotkov -  geschaffen wurden. Am 28. Oktober wurden sechs Gedenktafeln gegenüber den Mosaiken errichtet, die an die Titel der Kunstwerke,  die Entstehungszeit und den Namen der Künstler erinnern.

Ein signifikanter Teil des Projekts „6 Mosaiken“ hat einen partizipatorischen Ansatz: Die Einbeziehung der Bewohner des Stadtteils in einen Dialog mit den Künstlern und den Rechercheuren; das Sammeln von Informationen über die Einstellung der Hausbewohner, die in den Häusern mit den Mosaiken leben; eine Recherche über ihre Wahrnehmung des historischen und künstlerischen Erbes. Wir haben eine Reihe von Interviews mit den Bewohnern durchgeführt, um ihre Einstellung zu den Mosaiken zu ergründen: Zuneigung/ Befremden, Zustimmung/ Ablehnung, der Wunsch nach Erhaltung oder Abriss, zu bewahren oder zu verdammen. Wir haben außerdem eine Postkartenserie mit den Bildern und der Geschichte der Mosaiken erstellt. Die Postkarten werden unter den Bewohnern der Mosaiken-Häuser verteilt als eine Erinnerung an die unsichtbaren Schätze, welche mit Sorgfalt behandelt werden sollten.

Dadurch, dass typische Instrumente der „Museumisierung“ (Postkarten, Erklärungen, Gedenktafeln) benutzt werden, wollen wir mit dem „6 Mosaiken“-Projekt die Bedeutung dieser Kunstobjekte als kulturelles Erbe betonen und versuchen, diese vor den schädlichen Einflüssen der aktuellen Zeit zu schützen.

Am 28. Oktober wurde die Nachbarschaft zu einer Präsentation des Projekts auf der Peremohy Straße eingeladen, bei der einer der Künstler, Volodymyr Pryadka, und die Tochter des Künstlers Ivan Lytovchenko über die Entstehung und Bedeutung der Mosaiken sprachen. 

Das Projekt „6 Mosaiken“ wurde von  Eugenia Molar, Eugene Nikiforov und Oleg Perkovsky entwickelt und durchgeführt.  

„6 Mosaiken” ist Teil des Projekts “Mosaic of the City”, das sich zum Ziel gesetzt hat, partizipatorische Strategien im Kontext künstlerischer Aktionen zu entwickeln. Es ist ein Projekt zur Fortbildung und praktischen Umsetzung, das aus einer Workshopreihe in Kiew, einer Sommerakademie im Ruhrgebiet (Deutschland) und einer praktischen Projektimplementierungsphase in Kiew besteht. „Mosaic oft he City“ ist ein Projekt der NGO CSM (Stiftung Center of Contemporary Art) in Partnerschaft mit dem Goethe-Institut Ukraine, das aus Sondermitteln des Auswärtigen Amtes unterstützt wird.
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