Das Imperium schlägt zurück?

"Airarat" (former "Rossiya") Cinema Theater, Yerevan; Architects: Spartak Khachikyan, Hrachik Poghosyan, Artur Tarkhanyan, 1968-1975 | Courtesy of Artsvin Grigoryan archive. Provided by Ruben Arevshatyan © Courtesy of Artsvin Grigoryan archive. Provided by Ruben Arevshatyan "Airarat" (former "Rossiya") Cinema Theater, Yerevan; Architects: Spartak Khachikyan, Hrachik Poghosyan, Artur Tarkhanyan, 1968-1975 Courtesy of Artsvin Grigoryan archive. Provided by Ruben Arevshatyan

Eine reisende Akademie durch den postsowjetischen Stadtraum

Ohne eine Auseinandersetzung mit dem gemeinsamen sowjetischen Erbe, seinen kolonialen, räumlichen Strukturen und seinen emanzipatorischen Aufbrüchen kann eine Versöhnung in der Region nicht gelingen. Im Zentrum des Projektes „Das Imperium schlägt zurück?“ steht daher das die Städte und Erinnerungen in der Region noch immer verbindende und trennende Motiv des Umgangs mit dem baulichen Erbe der Sowjetunion, sowie mit den aufgeklärt-demokratischen städtischen (Sub-)Kulturen und zivilgesellschaftliche Akteure und Akteurinnen während der letzten drei Jahrzehnte.

Die strukturellen Gemeinsamkeiten, die sich hinter Beschreibungskategorien wie „Postsowjetische Gesellschaft“ verbergen, sollen am Beispiel verschiedener urbaner Situationen auf ihre lokale Eigenart hin untersucht werden. Aus der gemeinsamen Vergangenheit im „Imperium“ und der getrennten und dennoch geteilten Erfahrung der postsowjetischen Stadt sollen Modelle einer gemeinsamen Zukunft entwickelt werden.

Der postimperiale Zerfall der Sowjetunion wird in diesem Projekt nicht ausschließlich negativ, als noch immer dauernder historischer Prozess gesehen, unter dem viele der gegenwärtigen Konflikte und sozialen Spannungen in den Ländern verstanden werden können. Das Entkommunisierungsgesetz in der Ukraine, das die Beseitigung der Symbolinventare der Sowjetmacht im öffentlichen Raum der Ostukraine zum Inhalt hat, ist hier ein konfliktreiches Beispiel. Es trennt einen großen Teil der ostukrainischen Bevölkerung von der Möglichkeit ab, sich an die eigene Geschichte kontrovers zu erinnern, da es ohne begleitende Aufarbeitung der Erinnerungskulturen und der identifikatorischen Potentiale vollzogen wird. Es verstärkt den Konflikt. In Russland hingegen beginnt sich eine nostalgisch gefärbte und vor allem von der jungen Generation getragene Sowjetnostalgie zu etablieren, die sich mit den neoimperialen Projekten der derzeitigen Regierung amalgamiert.

An dessen Hebeln setzt das Projekt an, um eine Kultur des Dialogs, der Debatte, der Wertevermittlung und des differenzierten Umgangs mit der geteilten Geschichte über die Transmission des urbanen Gefüges zu initiieren und dabei ein weites Feld von Akteurinnen und Akteuren einzubinden: Soziale Aktivistinnen und Aktivisten, Museen, Entrepreneure und kritische Urbanisten, Künstlerinnen und Filmemacher, Autorinnen und Historiker.

„Das Imperium schlägt zurück?“ geht der Frage nach, inwieweit die Gestalt und das urbane Leben, die räumlichen, sozialen, kulturell-institutionellen und die Verwaltungsstrukturen, die den Projektraum heute bestimmen, als ein nationales oder als ein koloniales Erbe gesehen werden und welchen Stellenwert sie in den jeweiligen Republiken einnehmen. Zudem thematisiert das Projekt auch die Erfahrung der Migration. Wie geht man mit dem Stadtraum in Hinblick auf die gegenwärtigen demographischen und sozialen Veränderungen und die ökonomischen Paradigmen um? Wie lässt sich eine nachhaltige und langfristige Kooperation auf diesem Feld entwickeln? Welche persönlichen Erinnerungsspuren können produktiv im demokratischen Prozess und symbolbildend eingebracht werden?

Das Projekt nimmt die Form einer reisenden Akademie an, indem eine Gruppe von internationalen zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren sowie Expertinnen und Experten einen Möglichkeitsraum für eine friedliche, partnerschaftliche und demokratische Zukunft eröffnen und so zu einer Entwicklung von konkreten partnerschaftlichen Projekten beitragen. In weiterer Folge werden eine Ausstellung und Publikation erarbeitet.

Mitreisende

Ruben Arevshatyan (ARM) / Oleksandr Burlaka (UKR) / Anja Casser (GER) / Olga Kazakova (RUS) / Gaga Kiknadze (GEO) / Wolfgang Kil (GER) / Stefan Rusu (MDA) / Hedwig Saxenhuber (AT) / Georg Schöllhammer (AT) / Olga Shparaga (BLR) / Kai Vöckler (GER) / Dimitrij Zadorin (BLR/NLD)

Projekt- und Publikationspartnerinnen und –partner:

Armenien: International Association of Art Critics AICA Armenia, Ruben Arevshatyan / Institute for Contemporary Art Armenia (ICA), Nazareth Karoyan. Belarus: European College of Liberal Arts in Belarus, Olga Shparaga / “CECH” Art Space. Austria: springerin – Hefte für Gegenwartskunst. Deutschland: Archis Interventions / Badischer Kunstverein Karlsruhe, Anja Casser / Bauwelt. Georgien: Ministry of Culture and Monument Protection of Georgia, Ani Riaboshenko / Goethe-Institut Georgia / Visual Art & Design School (VADS) - Free University of Tbilisi, Irena Popiashvili / GeoAIR Tbilisi. Republik Moldau: [KSA:K] - Center for Contemporary Art, Chişinău, Stefan Rusu / German Culture Center AKZENTE / German Culture Center AKZENTE. Russland: The Institute of Modernism, Olga Kazakova / Museum of Moscow. Ukraine: Goethe-Institut Ukraine / Visual Culture Research Center, Kyiv / Oleksandr Dovzhenko National Center.

Programm Teil 1

  • 07.–09.09.2016 Kiew
  • 10.–13.09.2016 Minsk
  • 14.–16.09.2016 Moskau
  • 17.–19.09.2016 Chisinău
 

Programm Teil 2

  • 06.–09.10.2016 Tiflis
  • 10.–12.10.2016 Eriwan
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