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Willkommen zur 29. Ausgabe von Film|Neu

Liebe Freund*innen,

willkommen zur 29. Ausgabe von Film|Neu, Washingtons jährlichem Festival für großartige neue Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Nachdem wir im November 2020 ein vollständig virtuelles Programm präsentierten, haben wir beschlossen, einige virtuelle Elemente in das diesjährige Festival zu übernehmen und 2021 als Hybridformat zu gestalten. Mit sechs Filmen, die online und sechs Filmen, die an unserem langjährigen Veranstaltungsort, dem Landmarks E Street Cinema, gezeigt werden, sind wir mit unserem Festival in einer „neuen Normalität“ angekommen – eine, die sich wahrscheinlich fortsetzen wird, wenn wir 2022 dreißig Jahre Film|Neu begehen.

 „Außergewöhnliche Zeiten“ erfordern außergewöhnliche Filme – zumindest heißt es, wir hätten in den vergangenen zwanzig Monaten in außergewöhnlichen Zeiten gelebt. Aber um zu definieren, was außergewöhnlich ist, brauchen wir natürlich ein Verständnis dafür, was als normal gilt. In vielerlei Hinsicht ist unsere Zeit heute anders als früher, aber wann war sie denn jemals normal? Werden wir irgendwann zu den normalen Zeiten zurückkehren? Wollen wir das überhaupt?

Die dekadenten, wilden 1970er-Jahre waren sicherlich nicht alltäglich. Der Filmemacher Oskar Roehler führt uns zurück in diese Ära in unserem Eröffnungsfilm Enfant Terrible, einem Biopic über das draufgängerische und schillernde Leben des deutschen Regisseurs des Neuen Deutschen Films Rainer Werner Fassbinder. Die Ereignisse in Oliver Rihs‘ Stürm: Bis wir tot sind oder frei entfalten sich hingegen Anfang der 1980er fast zeitgleich zu Fassbinders letzten Jahren und beleuchten eine andere Seite von Deutschland und der Schweiz im Zeitalter von Neoliberalismus, linksradikaler Militanz und einschneidenden Reformen. Den Abschluss unseres Festivals bildet Franziska Stünkels Nahschuss, der 1981 in Ostberlin spielt und von der wahren Geschichte des Werner Teske inspiriert ist – dem letzten Menschen, der in der DDR hingerichtet wurde.

Sorgen um die Gesundheit und die Erkenntnis, dass das Leben zerbrechlich ist, sind ernüchternde Erfahrungen, die wir alle durchleben. Sind sie deshalb normal? Wenn Ihr*e Ehepartner*in eine Niere bräuchte, wäre es doch naheliegend, Ihre zu spenden, wenn sie sich perfekt dafür eignet. Aber was, wenn Sie Zweifel überkommen? In Michael Kreihsls Risiken und Nebenwirkungen muss sich ein Ehepaar mit seiner Auffassung von Liebe auseinandersetzen, als es merkt, dass eine solche Entscheidung gar nicht so selbstverständlich ist. In Hermine Huntgeburths Ruhe! Hier stirbt Lothar muss ein Misanthrop, der sein Leben nur mit seinem Hund teilt, seine Existenz neu bewerten, als sich die Diagnose, er habe Krebs im Endstadium, als falsch herausstellt. In Pierre Monnards Platzspitzbaby schlagen sich eine Mutter und ihre Tochter am Rand der Gesellschaft durch, während die Drogensucht der Mutter sie ständig auseinanderzureißen droht.

Familiendramen gehören für viele von uns zum Alltag. In Bettina Oberlis Wanda, mein Wunder gerät das Leben einer wohlhabenden Schweizer Familie aus den Fugen, als das in die Jahre gekommene Familienoberhaupt Vater wird. Eine junge Bundeswehrsoldatin mit kurdisch-irakischen Wurzeln wird sich in Daphne Charizanis Im Feuer – Zwei Schwestern vielleicht zwischen ihrem Leben und dem ihrer Schwester entscheiden müssen, die für die Freiheit der Kurd*innen kämpft. In Byambasuren Davaas Die Adern der Welt geht es um einen Jungen in der mongolischen Steppe, der nach dem Verlust seines Vaters Verantwortung übernehmen muss, während Janna Ji Wonders in ihrem Dokumentarfilm Walchensee Forever die Geheimnisse von vier Generationen von Frauen aufdeckt. Auch die Dynamik einer Wahlfamilie ist nicht zu unterschätzen – in Arman T. Riahis Fuchs im Bau gelingt es einem Lehrer im Jugendtrakt einer Haftanstalt, ungewöhnliche Beziehungen aufzubauen. Der Namensgeber und Protagonist von Detlev Bucks Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, ein junger und gutaussehender Mann im Paris des frühen 20. Jahrhunderts, gerät in eine Dreiecksbeziehung, die ihm zum Verhängnis werden könnte.

Wir freuen uns darauf, Sie virtuell und persönlich zur diesjährigen Ausgabe von Film|Neu begrüßen zu dürfen und wünschen Ihnen allen eine „außergewöhnliche Zeit“ auf unserem Festival!

Herzlich,

Raleigh Joyner
Kurator Film|Neu 
Programmkoordinator, Goethe-Institut Washington

Übersetzung: Christiane Wagler

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