Petersen Haus / Das Haus, in dem Lincoln starb
Deutsche Spuren in Washington

  • Petersen House/House Where Lincoln Died, 2011. Photo Credit: Goethe-Institut Washington/William Gilcher

    Petersen House/House Where Lincoln Died, 2011.

  • Der Grabstein von William und Anna Petersen, Besitzer des Petersen House, steht auf dem  Prospect Hill Cemetery.Foto October 2010. Photo Credit: Goethe-Institut Washington/William Gilcher

    Der Grabstein von William und Anna Petersen, Besitzer des Petersen House, steht auf dem Prospect Hill Cemetery.Foto October 2010.

  • Zeichnung des Petersen House. Image Credit: Frank Myrick and S. S. Kilburn, in Joseph West Moore, "Picturesque Washington: Pen and Pencil Sketches," Providence: Reid, 1888.

    Zeichnung des Petersen House.

  • Detail des Schildes. Photo Credit: Goethe-Institut Washington/William Gilcher

    Detail des Schildes.

William A. und Anna Petersen lebten gegenüber des Ford Theaters in einem einfachen dreistöckigen Backsteingebäude, das Petersen im Jahr 1849 entwarf. William Petersen war ein deutscher Einwanderer, geboren 1810 in Hannover. Seine Ehefrau, Anna, kam aus Darmstadt. Petersen hatte eine Schneiderei an der Pennsylvania Avenue, aber wie viele andere Hausbesitzer im Washington des 19. Jahrhunderts vermieteten die Petersens zusätzliche Zimmer an neu angekommene Einwanderer und Durchreisende. 

Das Haus in der 10th Street 516 NW ist heute als das „Haus, in dem Lincoln starb“ bekannt; darüber hinaus gibt es aber auch einige Verbindungen zur deutsch-amerikanischen Geschichte: Julius Ulke, ein deutsch-amerikanischer Fotograf, übernachtete in den 1860er Jahren in dem “Haus, in dem Lincoln starb” und machte diese historische Aufnahme, die den Raum zeigt wenige Minuten nachdem Lincoln darin um 7.22 Uhr am 15. April 1865 verstorben war.

Das Stadtverzeichnis von 1870 zeigt dass Julius und sein Bruder Henry (Heinrich) Ulke, beide “48er”, d.h. Beteiligte der gescheiterten Revolution von 1848 in Deutschland, ihr Fotostudio um die Ecke in der  Pennsylvania Avenue 1111, NW, eingerichtet hatten. Henry Ulker war außerdem Portraitmaler und Botaniker und war in beiden Bereichen international bekannt.

1878 kaufte Louis Schade (1829-1903), ein gebürtiger Berliner und weiterer prominenter "48er", der 1851 in die Vereinigten Staaten kam,  das Haus in der 10th Street 516 NW von Petersens Erben. Er publizierte von hier aus The Washington Sentinel. Louis Schade verkaufte das Haus 1896 an die Regierung.
 

Heinrich und Julius Ulke, Fotografen, Wissenschaftler und Künstler

Heinrich (Henry) Ulke und sein Bruder Julius Ulke waren beide "48er", das heißt Teilnehmer der gescheiterten Revolution in Deutschland im Jahr 1848. Dies trifft auf viele weitere prominente Deutsch-Amerikaner in Washington und ganz Amerika zu. Das Stadtverzeichnis von 1870 zeigt dass Julius und sein Bruder Henry (Heinrich) Ulke, beide “48er”, d.h. Beteiligte der gescheiterten Revolution von 1848 in Deutschland, ihr Fotostudio um die Ecke in der  Pennsylvania Avenue 1111, NW, eingerichtet hatten. 

Henry Ulke war außerdem Portraitmaler und Botaniker und war in beiden Bereichen international bekannt. Julius Ulke übernachtete in den 1860er Jahren in dem “Haus, in dem Lincoln starb” und machte die historische Aufnahme, die den Raum zeigt, in dem wenige Minuten zuvor Lincoln um 7.22 Uhr am 15. April 1865 verstorben war.

Louis Schade, Journalist

Louis Schade, ein geborener Berliner (1829-1903), war ein weiterer prominenter „48er“, der 1851 in die Vereinigten Staaten kam. Schade war Anwalt und von 1873 bis zu seinem Tod Herausgeber des einflussreichen, englischsprachigen Washington Sentinel. Die Zeitung wurde bis 1893 von Schades Haus aus  in der 10th Street 516, NW, publiziert (das Haus, in dem Lincoln starb und welches Schade 1878 von den Erben der damaligen Besitzer kaufte).

Das politische Engagement Schades zeigt, wie unberechenbar die deutsch-amerikanischen 48er sein konnten. Nachdem Schade aufgrund seiner anti-autoritären und pro-demokratischen politischen Aktivitäten während seiner Studentenzeit 1848 gezwungen war, Deutschland zu verlassen, wurde Schade ein bekannter Journalist und politischer Aktivist in Chicago. Er war ein enger Freund und Unterstützer des Senator Stephen Douglas von Illinois in der Lincoln-Douglas Kampagne, die sich mit der Sklaverei befasste. Nachdem er nach Washington gezogen war, wurde Schade als Unterstützer der Südstaaten im Bürgerkrieg bekannt. 

Nach dem Krieg arbeitete Schade als Verteidiger für den in der Schweiz geborenen Doktor Henry Wirz, der für Vergehen an Unions-Soldaten im berüchtigten Andersonville-Gefängnis angeklagt war, dessen Direktor er zu dieser Zeit war. Wirz wurde in einem noch immer noch kontrovers diskutierten Verfahren für schuldig befunden und am 10. November 1865 gehängt. Schade soll nie über diesen Prozess, den er als gravierenden Justizirrtum betrachtete, hinweggekommen sein.

Während der ersten 30 Jahre als Herausgeber des Washington Sentinel blieb Louis Schade ein erklärter Demokrat und war stark in der lokalen Politik engagiert. Zu Beginn des Spanisch-Amerikanischen Kriegs 1898 und der amerikanischen Akquisition ausländischer Gebiete sprach sich Schade – wie viele andere prominente Amerikaner (unter ihnen Carl Schurz) – dagegen aus und wurde Mitglied in der Washington Anti-Imperialist League.

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