Als Teil von Archtober, New York City’s Architecture and Design Month, zeigt das Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit dem Austrian Cultural Forum
Microbrigades - Variations of a Story (2013, 30min) sowie
Institute Above-Ground (2015, 22min), zwei Filme von
Florian Zeyfang,
Lisa Schmidt-Colinet und
Alexander Schmoeger, die ihre Premiere auf der Berlinale feierten. Die Filme kombinieren Architekturbilder mit Archivmaterial und Interviews, um moderne Bauexperimente des post-revolutionären Kuba wieder aufleben zu lassen.
Neben Gesundheitsversorgung und Bildung war die Bereitstellung von Wohnraum eine der zentralen Säulen der Kubanischen Revolution. Angesichts andauernden Wohnraummangels wurden 1971 sogenannte „Microbrigadas“ ins Leben gerufen. Bis heute setzen diese Arbeitsgemeinschaften – bestehend aus Fabrik- oder Büroangestellten, die für diese Zwecke von ihren Tätigkeiten befreit werden – den Bau eigener Hochhausviertel und Gemeindezentren in ganz Kuba fort. Der Film Microbrigades erzählt die Geschichte dieser kollektiven Selbsthilfeinitiative.
Institute Above-Ground ist eine dokumentarische Erzählung über visionäre Architektur in Kuba. Das Instituto Tecnológico de Suelos y Fertilizantes "André Voisin", erbaut 1965, steht für die frühen, euphorischen Bauexperimente, wie sie kurz nach der Revolution entstanden. Es stellt darüber hinaus ein frühes Beispiel jener Politik der "Landschulen" dar, mit welchen Kuba in den 1970er Jahren eine dezentrale Bildung für alle realisierte. Die Anlage wurde 1961 von Vittorio Garatti als Schule für Agrikultur in der fruchtbaren Ebene bei Güines entworfen. Die Architektur, vor Ort aus Betonelementen zusammengesetzt, mutet futuristisch an, nicht zuletzt durch die nur punktuelle Berührung mit dem Boden, der zum Reisanbau regelmäßig geflutet wurde. Über der Landschaft schwebende Stege verbinden die unterschiedlichen Gebäude zu einem modernen Lern- und Lebensraum. Das Institut war ursprünglich für 2000 Studierende ausgelegt, die dort lebten, arbeiteten, aßen und schliefen. Später wurde es als Militärgefängnis genutzt und liegt heute wie ein gestrandetes Raumschiff in der Landschaft: eine Art Arche für die Ideen, die noch realisiert werden müssen.
Im Anschluss an die Filmvorführung sind die Regisseuren Zeyfang und Schmoeger im Gespräch mit dem Architekturkritiker und Kurator
Jacob Moore.
Die Architekten
Lisa Schmidt-Colinet und
Alexander Schmoeger leben in Wien.
Florian Zeyfang ist ein Berliner Künstler und Filmemacher. Seit 2003 erarbeiten sie gemeinsam Projekte und kuratieren Ausstellungen, die sich der kubanischen Film- und Architekturlandschaft widmen. Ihre Rauminstallationen – inklusive Dia- und Videoprojektionen – wurden unter anderem in Rio de Janeiro, Los Angeles, Havana, Danzig und Berlin ausgestellt. Anknüpfend an die von ihnen kuratierte Ausstellung für die 8. Havanna Biennale (in Zusammenarbeit mit Siggi Hofer, Susi Jirkuff und Eugenio Valdés Figueroa, RAIN) entstand die Publikation Pabellón Cuba, 4D – 4 Dimensions, 4 Decades (b_books: Berlin, 2008) zusammen mit Eugenio Valdés Figueroa, einem Kunst-, Architektur- und Filmspezialisten in Kuba.
Jacob Moore ist Architekturkritiker, Kurator und Programkoordinator beim Temple Hoyne Buell Center for the Study of American Architecture der Columbia University. Er ist Co-Kurator der Ausstellungsreihe
House Housing, die in ihrer letzten Fassung, als Teil des Projektes
Wohnungsfrage, im Berliner Haus der Kultuern der Welt gezeigt wird. Vor dem Wechsel zum Buell Center war er Lektor bei Princeton Architectural Press. Moores Arbeiten wurden international ausgestellt und publiziert, u.a. in den Zeitschriften
Artforum,
Future Anterior, und dem
Avery Review, bei dem er Mitehrausgeber ist.
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